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0484 - Stygias Todespendel

0484 - Stygias Todespendel

Titel: 0484 - Stygias Todespendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wiederaufgebaut waren. Oder bis sich eine bessere Unterbringungsmöglichkeit fand.
    Immerhin gab es hier Platz, und die Versorgung mit Wasser und Strom war gewährleistet. Ringsum, fast im gesamten Dade-County, war die Hölle los. Deshalb hatte die Nationalgarde auch auf Tendykes Anwesen zehn schwerbewaffnete Trooper stationiert - nicht nur, um in dem provisorischen Zeltlager für Ruhe und Sicherheit zu sorgen, sondern auch, um das Anwesen vor Raubüberfällen zu schützen. Ganze Banden von Plünderern streiften durch das verwüstete Gelände, bewaffnet und zu allem entschlossen. Hier konnten sie sich in einer Nacht-und Nebel-Aktion mit all den Dingen versorgen, aus denen sie später Gewinn schlagen konnten; hier gab es so gut wie alles!
    Irgendwo in der Nähe ertönten schrille Aufschreie. Instinktiv warf Monica Peters sich vorwärts. Rannte dorthin, wo Frauen und Kinder entsetzt schrien und vor etwas zurückwichen. Zwei Nationalgardisten spurteten ebenfalls heran. Einer wollte Monica zurückreißen, als sie sich durch die Menschen drängte, der andere lud seinen Schnellfeuerkarabiner durch und legte an.
    Ein mächtiger Alligator hatte zwischen zwei großen Zelten eine Pause eingelegt - die Schreie der in panischer Angst flüchtenden Menschen irritierten ihn wohl. Der Gardist zielte auf eines der Augen der riesigen Panzerechse, um sie mit dem ersten Schuß schon richtig zu erwischen.
    Monica schrie auf. Mit kraftvollem Schwung, den sie sich selbst gar nicht zugetraut hatte, schleuderte sie den Mann von sich, der sie zurückhalten wollte, und stürmte auf den Schützen zu, um ihm in den Arm zu fallen. Der Feuerstoß jagte ein Dutzend Kugeln sinnlos in den Erdboden statt in den Alligator.
    »Sind Sie wahnsinnig geworden, Mann?« fauchte Monica den Gardisten an. »Sie können das arme Viech doch nicht einfach abknallen!«
    Der Gardist blitzte sie zornig an und stieß sie zurück. »Das ist ein Alligator, verdammt!«
    »Das weiß ich doch!« gab Monica nicht minder wütend zurück. »Das ist Old Sam!«
    Der Gardist wollte die Waffe wieder heben. Monica hinderte ihn daran. Jetzt war der andere Uniformierte bei ihr und riß sie erneut zurück. »Bleiben Sie gefälligst zurück, Miß Peters! Das Biest ist mordsgefährlich!«
    »Aber doch nicht Old Sam!« protestierte Monica. »Der ist die Harmlosigkeit in Person!« Sie riß sich los und stürmte auf den Alligator zu. Die Gardisten überboten sich im Fluchen; schießen konnten sie nicht, weil Monica sich genau in der Feuerlinie befand. Als die beiden Trooper zur Seite auswichen, um wieder freies Schußfeld zu bekommen, hockte Monica Peters unmittelbar vor dem Alligator, klopfte ihm freundschaftlich auf die Rückenschuppen and griff ihm dann ins halbgeöffnete Maul. Old Sam dachte nicht im Traum daran, zuzubeißen!
    »Seid ihr schieß wütigen Helden jetzt überzeugt, daß er harmlos ist? Spart eure Kugeln für die wirklich gefährlichen Biester auf!« forderte Monica. »Old Sam ist nur gekommen, um guten Tag zu sagen und sich einen Batzen Fleisch abzuholen!«
    »Ich fasse es einfach nicht«, keuchte der Gardist mit dem Gewehr. Durch die umstehenden Menschen ging ein verwundertes Raunen. Monica zerrte Old Sam an den Beinen und am Schwanz. Geduldig ließ der alte Alligator alles mit sich geschehen.
    »Ihr seht, er ist friedlich«, versicherte die blonde Telepathin. »Ein paar von euch, die früher ihre Wohnungen in Florida City und Umgebung hatten, kennen ihn vielleicht. Bis zu uns kommt er eigentlich selten, bleibt meistens in der Nähe der City. Dort macht er sich manchmal den Spaß, durch offene Türen in Häuser zu watscheln oder legte sich auch schon mal in geparkte Cabrios. Okay, man füttert ihn, und damit hat sich der Fall. Old Sam hat noch nie einen Menschen angegriffen. Der alte Halunke weiß genau, daß er viel einfacher an sein Fressen kommt, weil man’s ihm einfach so vorwirft. Er ist von der Zivilisation durch und durch verdorben.«
    Plötzlich tauchte Tendyke auf. Der Abenteurer, wie üblich durchgehend in Leder gekleidet, seufzte. Verweisend sah er die beiden Gardisten an. »Wollten Sie etwa Old Sam erschießen?« empört er sich. »Der ist das Maskottchen der gesamten Umgebung! Ich freue mich, daß er den Hurrikan überlebt hat!«
    Er wandte sich der Menge zu. »Keine Sorge, er tut wirklich niemanden etwas. Außerdem ist er verflixt alt und deshalb sehr langsam. Jeder kann ihm mühelos ausweichen. Laßt ihn in Ruhe, Leute, macht ihn nicht nervös.« Er

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