0484 - Stygias Todespendel
See unterrichtet hatte. Niemand sonst konnte etwas davon wissen - nicht einmal Zamorras treuer Diener Raffael Bois in Frankreich wußte darüber Bescheid! Diesmal hatte es für Parascience keine Chance gegeben, Leute einzuschleusen. Die Vorbereitungszeit war einfach zu kurz!
»Aber es hilft mir nicht weiter«, fuhr Riker fort. »Wie soll ich die Firma vor dieser Unterwanderung schützen? Wie soll ich mich selbst schützen?«
»Es geht ja auch nicht nur um Sie und T.I., Boß«, sagte Shackleton, der an den ersten Wagen herangetreten war. »Bei der ›Konkurrenz‹ sieht es ja nicht anders aus. Dort ist der Sicherheitschef einfach ermordet worden, weil er die Sekte auf die Spur kam, und mir wollen sie bekanntlich einen Mord anhängen, der in Wirklichkeit Notwehr war. Dafür haben sie einen ihrer eigenen Leute geopfert. Sie wissen ja, daß ich nur auf Kaution frei bin, weil ich den Mann erschossen habe, als er nach seiner Waffe griff -woher sollte ich ahnen, daß er unbewaffnet war? Ich nehme an, daß er entsprechend hypnotisch präpariert wurde, damit er so unter seine Jacke griff, daß ich eine Waffe voraussetzen mußte!«
Riker nickte. »Ihr Kollege von der Konkurrenz war Ihr Freund, nicht wahr? Es tut mir leid, daß er ermordet wurde. Was halten Sie davon, in seinem Sinn weiterzumachen?«
Shackleton stutzte. »Wie meinen Sie das, Sir?«
»Ich meine überhaupt nichts. Ich lasse Ihnen freie Hand, Shack. Tun Sie, was Sie für richtig halten. Ich gebe Ihnen Rückendeckung. Nur: spielen Sie nicht den einsamen Rächer.«
Shackleton schüttelte den Kopf. »Ich weiß zu gut, daß das ins Auge geht. Völlig freie Hand?«
»Blankovollmacht«, sagte Riker.
Zamorra hob die Brauen. Das paßt eigentlich gar nicht zu dem Bild, das er bis vor ein paar Tagen noch von Rhet Riker hatte. Der Mann, der Robert Tendykes rechte Hand war, war in seinen Augen bislang ein skrupelloser Geschäftemacher, der zur Not auch über Leichen ging. Jetzt aber lernte er ihn von einer völlig anderen Seite kennen. Plötzlich spielte es fast keine Rolle mehr, daß Riker mit der DYNASTIE DER EWIGEN paktierte, die es sich zum Ziel gemacht hatten, nicht nur die Erde, sondern das ganze Universum zu erobern.
Zamorra hatte Riker von der menschlichen Seite erlebt.
Es konnte Taktik sein. Aber obgleich Riker unglaublich berechnend und kalt war, konnte Zamorra es sich jetzt nicht mehr in dieser Form vorstellen. Sein Frage-Schwerpunkt hatte sich verlagert: was würde geschehen, wenn die Parascience -Sekte die T.I. unter ihre Kontrolle brachte, wie es offenbar geplant war, und auch den größten Konkurrenten, den ebenfalls weltweit operierenden Möbius-Konzern, mit dessen Chefs Zamorra eng befreundet war? Es konnte daraus ein weltbeherrschendes Machtmonopol entstehen, und über die Verbindung T.I. - Dynastie auch ein Übergreifen auf die DYNASTIE DER EWIGEN!
Rikers enge Zusammenarbeit mit den Ewigen konnte Zamorra gar nicht gefallen; vermutlich gefiel sie Robert Tendyke, dem Abenteurer und Begründer seines Weltkonzerns, auch nicht, aber anscheinend wollte Tendyke nicht auf die Fähigkeiten Rikers verzichten und beließ ihn deshalb auf seinen Posten. Obwohl Riker und Zamorra eigentlich auf entgegengesetzten Frontseiten standen, konnte Zamorra nicht umhin, in Sachen Parascience mit Riker an einem Strang zu ziehen. Immerhin wurden sie beide gleichermaßen bedroht.
»Das Problem ist«, brummte Riker verdrossen, »wie erkenne ich die Scientisten unter meinen Leuten?« Zamorra wies auf Shackleton. »Ihre Sicherheitsabteilung könnte da eingreifen.«
Shackleton hob die Hand. »Erst einmal prüfe und erwähle ich mir meine handverlesenen Spezialisten, denen ich wirklich vertrauen kann. Dann rollen wir im Schneeballsystem erst die Sicherheitsabteilung und dann den Rest auf. Das kann natürlich Monate dauern, bis wir auch die letzte Unterfirma überprüft haben, aber vermutlich reicht es, die Posten mit Verantwortung zu untersuchen. Parascience dürfte mehr an Häuptlingen als an Indianern interessiert sein.«
Zamorra nickte. Will Shackleton war ein vorsichtiger, intelligenter Mann.
Riker räusperte sich. »Zamorra, eigentlich habe ich mir von unserer Unterhaltung etwas mehr versprochen. Tips für die Praxis, wenn Sie verstehen, was ich meine. Aber ich sehe, daß Sie mir nichts anderes sagen können, vielleicht gerade weil Sie von uns allen die größte Erfahrung mit dieser verdammten, seelenfangenden Sekte haben. Zumindest hat diese Aktion eine Erkenntnis
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