0485 - Die Mutanten von Erysgan
schneller, in der Hoffnung, das blaue Leuchten zu erreichen.
Wenige Minuten später stand ich unmittelbar davor. Ich streckte die Hände danach aus - und fühlte mich von einem unwiderstehlichen Sog gepackt. Etwas knallte, dann stand ich taumelnd in einer von grünem Licht erfüllten Höhle, von deren Decke dünne weiße Fäden webten.
Inmitten dieser Fäden aber hing, seltsam schlaff und puppenhaft, der Mutant Lapender!
Poncruter stand daneben und nestelte an den Fäden herum.
Das alles war so unwirklich, daß ich mich erneut an den einzigen Fixpunkt klammerte, der mir noch verblieben schien, meinen Chronographen.
Es war 01:14:36 Uhr, und das Datumsfeld zeigte den siebzehnten April an!
Lapender löste sich aus dem Gewirr der haarähnlichen Fäden. Im gleichen Augenblick erwachte er aus seiner Schlaffheit. Sein Facettenauge musterte mich verblüfft.
Poncruter kicherte schrill und bewegte die langen Arme, als wären es Windmühlenflügel. Sein Sabbermund produzierte große Mengen schaumigen Speichels, und die Röhrenzunge kreiste.
Blitzschnell drehte ich mich um; als ich ein Geräusch hinter mir vernahm.
Hinter mir stand Atlan. Mein arkonidischer Freund betrachtete erst die beiden Farrogs, dann mich. Er seufzte und sagte: „Weißt du eigentlich, wieviel Zeit wir in dem grauen Etwas verloren haben, Perry?"
Ich konnte nicht anders, ich mußte lachen. Dabei löste sich allmählich die ungeheure Spannung, und während ich noch lachte, entstand neben Atlan der Ganjase Remotlas.
Lapender vermochte uns nicht zu sagen, was mit ihm geschehen war, als er verschwand. Sein Bewußtsein war offensichtlich ausgeschaltet gewesen, bis Poncruter ihn aus dem Fadengewirr gelöst hatte.
Praktisch wußten wir lediglich, daß durch einen wie immer gearteten Effekt rund achtundzwanzig Stunden verlorengegangen waren aber wir hatten dafür Lapender wiedergefunden.
Der Riese reagierte verständnislos auf unsere Bemühungen, ihn zu finden. Eine solche Handlungsweise war ihm unbekannt, deshalb zeigte er wohl auch keinerlei Dankbarkeit. Er war einfach verwirrt. Ich konnte nicht einmal erkennen, ob er sich über seine Rettung freute.
Wir waren durch die Erlebnisse der letzten Zeit alle etwas mitgenommen und beschlossen, eine kurze Erholungspause einzulegen, bevor wir unseren Weg fortsetzten. Atlan, Remotlas und ich aßen Fleisch aus Dosen, dazu das gelbbraune Brot, das die Oberflächenganjasen auf Erysgan verwendeten. Die beiden Farrogs verzehrten einige schmutziggraue Riegel, wahrscheinlich Konzentrate. Anschließend lehnten wir uns gegen die Wand der Höhle und ruhten eine halbe Stunde lang.
Remotlas schlief sogar ein wenig und wirkte benommen, als wir ihn schließlich weckten. Die beiden Farrogs zeigten jedoch keine Spuren von Müdigkeit, und bei Atlan und mir verhinderten die Zellaktivatoren, daß wir stark ermüdeten.
Lapender übernahm erneut die Führung. Weder er noch Poncruter verloren noch ein Wort über unsere unheimlichen Erlebnisse. Ihr Denken schien ausschließlich auf das ausgerichtet zu sein, was vor ihnen lag.
Nachdem Lapender uns durch einen niedrigen Stollen geführt hatte, standen wir auf einem meterbreiten Felsband an der Höhlenwandung, ungefähr fünfzig Meter über dem Boden. Ich versucht. in der Höhle Bekanntes zu erkennen, doch entweder hatte sich alles verändert oder wir befanden uns in einer anderen Höhle. Es gab nichts, was an die Umgebung erinnerte, in der wir uns vor dem Eindringen in die graue Substanz befunden hatten.
„Welche Fallen haben wir jetzt noch zu erwarten?" fragte Atlan.
Lapender verdrehte seinen Rüsselhals und wandte dem Arkoniden sein Gesicht zu, ohne den Rumpf zu bewegen.
„Keine, die uns noch gefährlich werden könnten", antwortete er blubbernd. „Wir brauchen nur auf die Auswirkungen von Kraftfeldern zu achten."
„Gibt es hier eigentlich auch konventionelle Fallen?" fragte ich, und, als ich merkte, daß der Farrog mich nicht verstand, setzte ich erklärend hinzu: „Ich meine verborgene Energiewaffen, Säurestrahler oder gewöhnliche Falltüren."
„Natürlich gibt es auch solche Fallen", erwiderte Lapender.
„Doch die lassen sich am leichtesten umgehen, weil sie ihre Standorte nicht verändern. Allerdings wirken einige ortsveränderliche Kraftfelder als Zubringer für Dekompressionsräume und Uberhitzungskammern, aber da man die Kraftfelder bereits spürt, bevor man endgültig in ihren Sog gerät, werden wir rechtzeitig genug ausweichen können, wie ich
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