0486 - Wer andern einen Mörder schickt
letzter.«
»Okay, okay, Mike«, sagte Joe. Er wirkte etwas blaß um die Nase. Am liebsten wäre er aus dem Geschäft ausgestiegen. Aber dazu war es jetzt zu spät. Die Costa Nostra hatte einen weiten. Arm.
Mike stülpte sich seinen riesigen Schlapphut über und ging langsam zum Tor.
***
David Schuler hob seinen fünfjährigen Sohn vom Schaukelpferd, gab ihm einen Klaps und schickte ihn in den Garten.
Ann beobachtete ihre beiden Männer, wie sie David und Corky bei sich nannte. Die drei bildeten eine glückliche Familie. Trotzdem wollten die Sorgen nicht weichen. Sorgen, die David einfach nicht sehen und nicht wahrhaben wollte.
»Was ist los, Ann?« fragte David liebevoll und nahm seine Frau zärtlich in die Arme. »Du lachst nicht mehr, und um deinen Mund haben sich in den letzten Wochen scharfe Falten gebildet. Was bedrückt dich?«
»Das weißt du doch, Davy. Es ist immer das gleiche. Warum holst du für andere die Kastanien aus dem Feuer? Warum legst du dich dauernd mit der Siedlungsgesellschaft an?«
Davids Gesicht wurde hart. »Ich kann es nicht zulassen, wenn anderen Unrecht geschieht. Einer nach dem anderen wird ’rausgedrängt. Einer nach dem anderen verkauft, zu Preisen, die einfach ein Hohn sind. Wenn wir uns nicht zur Wehr setzen, werden wir ebenfalls eines Tages auf der Straße stehen. Willst du das, Ann?«
»Nein.«
David lachte schon wieder. »Also muß ich etwas tun. Einer muß es eben, wenn die anderen die Hosen voll haben. Und ich sage dir, ich habe schon allerhand Material gegen die Lumpen gesammelt. Die werden Augen machen, wenn ich das dem Staatsanwalt übergebe.«
»Davy…«
»Was hast du denn, mein Liebes?« Über das Gesicht der jungen Frau rannen Tränen. »Ich habe Angst, Davy, ganz hundsgemeine Angst. Jedesmal wenn du fortgehst, bin ich kein Mensch mehr.«
»Aber ich bleibe doch bei dir und…« David Schuler wurde durch das Klingeln des Telefons unterbrochen.
»Schuler, hier«, meldete er sich.
Die Stimme am anderen Ende der Leitung klang seltsam rauh, aber gleichzeitig auch aufgeregt.
»Hier ist Owen, Owen Flaxton. Bei uns ist etwas passiert. Kann ich dich sofort sprechen?«
»Aber natürlich, Owen. Ich bin immer für dich da, das weißt du doch. Was ist los? Du sprichst so merkwürdig?«
»Das sage ich dir später. Kannst du in zehn Minuten am Holzhaus sein?«
»Was willst du denn in dem alten Kasten? Dorthin verirrt sich kein Mensch!«
»Eben, ich möchte dich allein sprechen. Agnes soll nichts merken. Sie ist sowieso schon ganz durcheinander.«
»Okay, Owen, ich komme.«
David legte den Hörer auf und starrte auf die Tischplatte. Komisch, beinahe hätte er Owens Stimme nicht erkannt. Er schüttelte den Kopf. Wie sich Menschen verändern können, wenn sie Angst haben!
»Wo willst du hin?« fragte Ann, als sie sah, daß sich David zum Ausgang fertigmachte.
»Nur mal schnell zu Owen«, antwortete er. »Irgend etwas scheint nicht in Ordnung zu sein.«
Ann umarmte ihn. »Paß bitte auf dich auf, hörst du. Denk an mich und unseren Sohn. Wir brauchen dich, Davy!« David schüttelte sie sanft ab. »Du bist ein Angsthase. In einer Stunde bin ich wieder zurück.«
David Schuler kannte den Weg zum alten Holzhaus. Er ging quer über die Sanddünen bis zu dem Föhrenwäldchen, das den Ort und einen Teil des Strandes nach Norden abschloß.
Hierhin verirrte sieh niemand, weil das Waldgebiet sumpfig war und von Moskitos wimmelte.
»Owen hätte sich auch einen anderen Treffpunkt aussuchen können«, maulte David vor sich hin. »Mit seinem Bein ist es keine Kleinigkeit, durch das Sumpfgebiet zu stampfen.«
Moskitos umschwirrten ihn zu Tausenden. Er hatte zu tun, um wenigstens die aufdringlichsten von seinem Gesicht abzuwehren.
Als er endlich das Holzhaus erreichte, setzte er sich erschöpft auf den Boden.
Er holte seine Tabakspfeife hervor und begann wie ein alter Mississippi-Dampfer zu qualmen.
Als er hinter der Hütte ein Geräusch hörte, drehte er sich um.
»Ach, so ist das?« sagte er, als er Mike Morelli erkannte. »Deshalb kam mir Owens Stimme so fremd vor!«
»Sie haben ein schlaues Köpfchen, Schuler. Hoffentlich wissen Sie es auch zu benutzen!«
David Schulet machte sich keine Illusion über seine Lage. »Lassen Sie hören«, sagte er. »Zum Pilzesuchen werden Sie mich nicht herbestellt haben.« Mike Morelli lehnte sich an einen Baumstamm. Die Moskitos schienen ihn nicht zu stören. Er trug wieder den weiten Regenmantel. Seine Hände hatte er darunter
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