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0487 - Das Syndikat kennt kein Erbarmen

0487 - Das Syndikat kennt kein Erbarmen

Titel: 0487 - Das Syndikat kennt kein Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
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gelassen, an dem eine armdicke Trosse hing, mit der der alte Seelenverkäufer vertäut war.
    Kein Mensch war zu sehen, als ich die Kette packte und mich Hand um Hand zu dem Schiff hangelte. Nach fünf Minuten hatte ich das Bullauge erreicht, in dem die Kette verschwand, und lauschte einen Augenblick. Niemand rührte sich. Das Schiff machte den Eindruck, tot und verlassen zu sein. Ich schwang mich über die niedrige Reling und stand auf einem verwahrlosten Deck.
    »Hallo«, rief ich halblaut, um mich bemerkbar zu machen. Ich ging zur anderen Reling und warf einen Blick über das ziemlich ruhige Wasser.
    Ein knackendes Geräusch hinter mir ließ mich auf dem Absatz herumfahren. Aus einem der Niedergänge war plötzlich ein Gnom aufgetaucht, der die beste Reklame für Knoblauchzehen abgegeben hätte. Er sah aus wie 120 Jahre, hatte eine Wollmütze auf und in der zahnlosen Öffnung eine qualmende Pfeife, die jeder Fliege den Garaus machte.
    »Sind Sie der Eigentümer?« fragte ich und holte meinen Ausweis aus der Tasche.
    »So kann man sagen«, kicherte er und winkte sofort ab. »Sie sind ein G-man, lassen Sie ihren Ausweis ruhig stecken«, grinste er und legte seine zweihundertelf Falten im Gesicht zusammen. Verblüfft sah ich ihn an.
    »Woher wissen Sie das?« fragte ich.
    »Die Gentlemen, die vor Ihnen da waren, haben es laut genug herumposaunt«, nuschelte er und produzierte mehr Rauch als eine alte Dampflok in den Rocky Mountains.
    »Wo sind sie?« fragte ich atemlos und trat einen Schritt zurück, um nicht an einer Rauchvergiftung zu Boden zu gehen.
    Der Gnom machte eine ausladende Handbewegung, die die ganze Küste umfassen sollte. »Vor zehn Minuten sind sie abgehauen, drei Mann in einem schnellen Boot. Hatte einen prächtigen Außenborder, das Ding, so etwa 40 PS.«
    »Wieviel?« fragte ich knapp.
    »Zehn Dollar«, grinste er.
    Ich fischte einen Schein aus der Tasche, drehte ihn zu einem Röllchen und steckte ihn auf den Zeigefinger.
    »Jetzt will ich die ganze Story hören, und zwar schnell«, knurrte ich.
    »Okay«, nuschelte er, und seine kleinen Schweinsäuglein glänzten begierig. »Vor 13 Minuten kamen drei Mann da aus demselben Mauseloch gekrochen wie Sie eben. Einer schien nicht sehr sicher auf den Beinen zu sein, denn die anderen beiden packten kräftig zu, damit er nicht absoff. Sie hatten ihren Renner unterhalb des Loches festgemacht und fluchten wie echte Seemänner über die G-men, die ihnen auf den Fersen seien. Dann mußte ich der eine unter die Bank legen, und der zweite kam hier auf meine alte Doris herübergeklettert, um nachzusehen, ob jemand da sei. Aber so schlau wie ein paar Landratten bin ich noch immer. Sie fanden mich nicht und legten dann ab. Ich glaube, sie wollten zum Furness Island fahren.«
    »Wo ist die nächste Telefonzelle?« fragte ich und reichte ihm den Geldschein, den er blitzschnell verschwinden ließ.
    »Da drüben in dem Schuppen«, sagte er und deutete eilfertig auf eine baufällige Hütte oberhalb der Kaimauer. »Liz steht auf dem Boot geschrieben«, verriet er mir noch.
    Ich hangelte mich schon über das-Wasser zurück und zog mich Sekunden später auf die Kaimauer mit einem kräftigen Klimmzug hoch. Im Laufschritt erreichte ich die Hütte, riß die morsche Tür auf und stand einem gutgebauten Neger gegenüber, der mich mißtrauisch anstarrte.
    »Polizei, wo ist das Telefon?« keuchte ich. Stumm deutete er auf den schwarzen Apparat, und ich riß schon den Hörer von der Gabel. Als ich die Nummer des FBI gewählt hatte, atmete ich tief durch. Nach dem ersten Freizeichen wurde abgehoben, und ich ließ mich sofort mit Mr. High verbinden. In wenigen Worten erzählte ich ihm die letzten Ereignisse.
    »Bleiben Sie am Ort, Jerry!« sagte der Chef knapp, »Ich veranlasse die Fahndung. Die Wasserpolizei wird Sie aufnehmen.« Es knackte, und ich legte wieder auf. Langsam und erschöpft verließ ich das Büro, drückte dem Schwarzen einen Vierteldollar in die Hand und ging zur Kaimauer zurück.
    Es dauerte nicht lange, da hörte ich ein tiefes Brummen über mir. Als ich den Kopf hob und gegen die aufgehende Sonne blinzelte, sah ich die Riesenhornisse schräg auf mich herabstoßen. Es handelte sich um einen zweisitzigen Hubschrauber der New Yorker Wasserpolizei. Der Pilot in seinem weißen Helm winkte mir zu, setzte 30 Schritt weiter auf einem freien Platz auf und wartete mit langsam laufenden Rotoren. Gebückt rannte ich auf den Helicopter zu und schwang mich auf den

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