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0487 - Griff aus dem Nichts

0487 - Griff aus dem Nichts

Titel: 0487 - Griff aus dem Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sich; es war wahrhaftig Cristofero, gegen den sie gestoßen war; ihr neuerlicher Versuch war also von Erfolg gekrönt. Aber Ted Ewigk war nicht zu sehen, und ringsum gab es einen wahren Dschungel von Regenbogenblumen. Über Nicole ließ ein Abendhimmel erste Sterne erscheinen; also befand sie sich an einem Ort mit anderem Zeitmuster. Und - da war Feuerschein!
    Cristofero rappelte sich auf. »Ihr?« stieß er hervor. »Wahrlich, Ihr seid eine umwerfende Dame. Doch wir sollten hurtig von diesem Ort enteilen - es brennt!«
    »Das habe ich auch schon gesehen«, entfuhr es Nicole. »Wo ist Zamorra?«
    »Niedergeschlagen und verschleppt. Just gedachte ich, Hilfe zu rekrutieren, als Ihr erschienet. Doch meine ich, daß es besser ist, unseren Disput auf einen geeigneteren Zeitpunkt umzudisponieren, um zuförderst das zu ergreifen, was der Volksmund profanerweise das Hasenpanier nennt.«
    »Wo ist Zamorra?« wiederholte Nicole, der die Auskunft des Zeitreisenden nicht präzise genug war. Sie faßte ihn mit beiden Händen an seinem grünen Wams und zerrte daran. »Was ist passiert? Wo sind wir hier?«
    »Zwischen Riesenspinnen und ekligem Gewürm insektenhaft üblen Charakters«, dozierte Cristofero. »Wir sollten uns sputen, hochverehrte Demoiselle; das Feuer naht, und in geröstetem Zustand ist mit meines Vaters Sohn nicht mehr allzuviel anzufangen! Begebt Euch vertrauensvoll in mein schützendes Geleit; ich werde uns beide ins Castillo Montego denken.«
    »Nicht ohne Zamorra!« verlangte Nicole. Doch Don Cristofero machte eine abwehrende Handbewegung. »Seit so gut, meinen Erzählungen später zu lauschen, und seht davon ab, meine jetzige Konzentration zu stören. Ihr würdet mich sonst recht vergrämen.«
    Nicole stöhnte auf. Das Feuer kam immer näher, eine immer höher emporjagende Flammenfront. Und von Ted war immer noch nichts zu sehen. War er so schlau gewesen, doch nicht mitzukommen? Oder stimmte mit diesen verflixten Blumen etwas nicht, und er war ganz woanders hin gebracht worden?
    »Nanu, warum will mein Unterfangen denn nunmehr nicht gelingen?« stieß der Grande in seiner umständlichen Art hervor. »Mon dieu, es funktioniert nicht!«
    Nicole starrte die Blumen an. Ihre Kelche waren geschlossen. Es war dunkel geworden.
    Sowohl im Château Montagne wie auch im Palazzo Eternale hingen künstliche Lichtquellen über den Blumen; Mini- Sonnen, die in rätselhafter Schwerelosigkeit ihr schier unerschöpfliches Licht verstrahlten. Es wurde nicht dunkel. Die Blumen dort hatten keinen Grund, ihre Kelche zur Nacht zu schließen. Diese Kolonie hier aber befand sich in freier Natur. Sie war dem natürlichen Rhythmus von Tag und Nacht unterworfen. Bei Nacht schlossen die Blüten sich; die Regenbogenblumen schliefen. Ein Transport fand nicht statt. Vermutlich hatte Nicole die letzte Chance erwischt, hier zu erscheinen, ehe die letzten Kelche sich schlossen.
    Bis zum Morgengrauen gab es keine Möglichkeit mehr, zurückzukehren!
    Und bis dahin würde es die Regenbogenblumen hier nicht mehr geben. Das Feuer fraß sie auf!
    Nicole erschauerte; es war unmöglich, diesen gewaltigen Flächenbrand, der niemals natürlichen Ursprungs sein konnte, zu löschen, um einige der Blumen zu retten. Vielleicht reichte schon eine einzige für den Transport. Aber es gab keine Chance, das Feuer aufzuhalten. Dafür war es längst zu groß geworden.
    Das bedeutete: sie waren hier gefangen. Es sei denn, sie fanden an einer anderen Stelle eine weitere Blumenkolonie.
    Aber die Chancen dafür waren vermutlich gleich null. Diese Blumen waren einfach viel zu selten. Nicole kannte vier Stellen, wo sie auf der Erde wuchsen. Sicher gab es noch ein paar Dutzend mehr, aber wo sollte man sie suchen?
    Sie saßen also fest!
    Nicole hatte nur einen Trost: sie befand sich dort, wohin auch Zamorra verschlagen worden war. Was auch immer mit ihm geschehen war; er konnte nicht wirklich sehr weit entfernt sein.
    Entschlossen faßte sie Don Cristoferos Hand und zog ihn hinter sich her. »Wir müssen hier verschwinden, ehe das Feuer uns erfaßt!«
    ***
    Nik Landaron hatte sich in den Tempel vorgearbeitet. Er hatte Dinge gesehen, die er niemals vermutet hätte, und konnte doch nicht darauf achten. Er schlich sich durch geheime Gänge, von denen er sicher war, daß kein Mensch, der nicht zur Bruderschaft gehörte, sie kannte. Von seinem Vater wußte er, wie verschiedene Siegel unauffällig zu lösen und bestimmte Schlösser zu öffnen waren. Vorsichtig arbeitete er sich

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