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0487 - Griff aus dem Nichts

0487 - Griff aus dem Nichts

Titel: 0487 - Griff aus dem Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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transportieren uns diese Blumen nicht?«
    »Vielleicht haben sie ’ne Gewerkschaft gegründet und streiken«, sagte Ted Ewigk flapsig. »Sollen wir mal ausprobieren, ob wir überhaupt noch nach Rom kommen? Wenn nicht, werde ich ebenfalls eines eurer Gästezimmer in Anspruch nehmen müssen.«
    Nicole winkte ab.
    »Vielleicht hat Zamorra sich nur etwas zu weit entfernt«, sagte sie. »Ich versuche es noch einmal mit diesem adligen Lackaffen.«
    Ted-Ewigk zuckte mit den Schultern. Plötzlich erwachte sein Gespür wieder in ihm, diese seltsame Witterung, die ihm sagte, daß er aufpassen sollte - nur worauf, das verriet ihm dieser Para-Sinn nie. »Nicole, da stimmt was nicht«, sagte er.
    Sie fuhr herum, sah ihn fragend an, aber er deutete nur vielsagend auf die Mitte seiner Stirn. »Ich weiß es nicht, aber meine Witterung spricht plötzlich an. Entweder wartet jenseits der Blumen die größte Story meiner Reporterkarriere, oder der Sensenmann hat schon weiträumig ausgeholt.«
    »Ich kann Zamorra nicht alleinlassen«, sagte Nicole. »Du kannst gern hierbleiben, wenn es dir zu riskant ist.«
    »So ein Unsinn«, stieß Ewigk hervor. »Ich…«
    Ein seltsames Flüstern ging durch die Blumen, als streiche ein Wind über die riesigen, schweren Blutenkelche hinweg. Es war fast wie ein kollektiver Schmerzensschrei.
    Nicole konzentrierte sich derweil auf Don Cristofero. So wenig sie diesen verrückten Burschen mochte, so sehr hoffte sie, daß ihm nichts zugestoßen war - die Gefahr änderte alles!
    Ted Ewigk sah Nicole vor seinen Augen verschwinden. Er selbst wurde von einem schmerzhaften Ziehen und Reißen erfaßt; für wenige Augenblicke war ihm, als befände er sich sowohl hier unten im Keller als auch an tausenden von Orten im Multiversum zugleich. Dann war es wieder vorbei.
    »Nicole!« stieß er hervor.
    Warum hatten die Blumen sie transportiert, ihn aber nicht? Okay, er hatte am Rand gestanden und sie in der Mitte des »Beetes«, aber so etwas hatte doch bisher noch nie eine Rolle gespielt! Ted stürzte dorthin, wo Nicole eben noch gestanden hatte und wünschte sich mit all seiner Gedankenkraft zu ihr. Aber nichts geschah.
    Die Blumen beförderten ihn nicht mehr.
    Gerade so, als gäbe es das Ziel nicht, auf welches er sich konzentriert hatte!
    Er versuchte, nach Rom zu gehen -und das klappte wieder!
    Aber auch von Rom, von seinen »eigenen« Blumen aus, konnte er Nicole nicht mehr erreichen…
    War es das, worauf sein Gespür ihn hatte aufmerksam machen wollen?
    ***
    Zamorra wußte nicht genau, wieviel Zeit verstrichen war. Ohne jegliche Abwechslung eingesperrt, verlor ein Mensch leicht das Zeitgefühl. Immerhin konnte er an dem Licht, das durch das kleine Fensterchen fiel, erkennen, daß es Abend wurde. Er hatte das Gefühl, daß es zwischen Europa und diesem Ort einen Zeitunterschied von etwa einem halben Tag gab; vielleicht etwas weniger, vielleicht etwas mehr. Er verspürte Hunger, Durst und diverse andere menschliche Regungen und hoffte inständig, daß sich alsbald einer derer zeigen würde, die ihn hier gefangenhielten, ohne daß er einen Grund dafür wußte.
    Zeitweise hatte er sich mit seinen Ketten und Fußschellen befaßt. Er hatte ein Bein seiner Holzpritsche abgebrochen und es aufzusplittern versucht, um mit den langen, faserigen Splittern dieses ihm völlig unbekannten Holzes in den Schlössern seiner Schellen herumzustochern. Aber er hatte sie ebensowenig öffnen können wie das Türschloß. Immerhin - die Ketten ließen ihm genug Bewegungsspielraum, um bis zur Tür zu gelangen!
    Er bewegte sich ohnehin so wenig wie möglich, denn die Schellen saßen gerade so locker, daß sie ihm die Haut aufscheuerten, er sie aber beim besten Willen nicht abstreifen konnte, so schmal er seine Füße auch zu machen versuchte. Aber etwas Bewegung mußte sein, damit ihm die Gliedmaßen nicht einschliefen.
    Plötzlich wurde die Tür geöffnet. Dabei hatte er nichts gehört. Weder, daß sich jemand näherte, noch daß aufgeschlossen wurde! Er sah zwei Gestalten in dunklen Kapuzenkutten lautlos hereinkommen. Berührten ihre Füße den Boden nicht? Fast schien es so, denn er konnte auch in den Kutten selbst kaum Bewegung erkennen. Die Gesichter und Hände blieben unter Kapuzen und Ärmeln verborgen, aber ein paarmal schien es Zamorra, als würde er ein eigentümliches, schwaches Glühen sehen.
    Die beiden Gestalten flößten ihm Unbehagen ein.
    »Wer seid ihr?« stieß er hervor.
    Er erhielt keine Antwort. Einer der

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