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0487 - Griff aus dem Nichts

0487 - Griff aus dem Nichts

Titel: 0487 - Griff aus dem Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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zu schnell gegangen. Und jetzt saß sie hier in diesem zeitlosen Gefängnis, wußte nicht, wie lange sie ohne Besinnung gewesen war, ob es draußen Tag oder Nacht war. Sie wußte nicht einmal, ob sich noch jemand um sie kümmern und ihr zu essen und zu trinken bringen würde, oder ob man sie einfach hier verhungern und verdursten ließ! Warum war auf dem Gang alles dunkel, warum antwortete niemand?
    Es war so still…
    Sula ließ sich neben der Tür auf den Boden sinken, zog die Beine an und schlang die Arme darum. Warum ausgerechnet ich? Und was wird Nik tun, wenn er davon erfährt?
    Er mußte davon erfahren!
    Sie hoffte, daß er Spuren fand, die er verfolgen konnte. Immerhin war er Offizier, er konnte seine Soldaten einsetzen. Je mehr Augen, desto mehr Chancen, etwas zu erkennen! Auf die Stadtwächter selbst war ja kein Verlaß, die sahen zu, daß sie von keiner Seite Schwierigkeiten bekamen - weder von ihrem Dienstherrn noch von den Verbrechern.
    Sula hoffte, daß sie so bald wie möglich befreit wurde. Die steinerne Zelle, in der es nichts außer ihr und der Pritsche gab und in der in einer Ecke menschliche Exkremente vor sich hinschimmelten und verrieten, daß sie nicht die erste Gefangene in diesem unbekannten Bauwerk war, flößte ihr Furcht ein.
    Furcht vor Gegenwart und Zukunft.
    ***
    Der alte Brick Solonys wunderte sich kurz vor Mittag, daß er seine Tochter immer noch nicht gesehen hatte. Sie schlief zwar stets länger als er - ein Mann in seinem Alter brauchte nur noch wenig Schlaf -, aber so spät ließ sie es selten einmal werden. Er klopfte an die Tür ihres Zimmers und rief ihren Namen. Aber Sula antwortete auch dann nicht, als er immer lauter klopfte und dann mit der Faust regelrecht gegen das Holz hämmerte.
    Da stimmte doch etwas nicht! War ihr etwas zugestoßen? Aber sie war doch nicht krank!
    Brick Solonys tat etwas, das er sonst vermied - er ging nach draußen, ums Haus herum, und warf einen Blick durch Sulas Fenster, um auf diese Weise zu erfahren, was mit ihr los war. Erschrocken stellte er fest, daß die Fensterscheibe gänzlich fehlte. Sie war nicht zerschlagen worden; es gab nirgendwo Glassplitter, es steckten auch keine Restzacken mehr im Rahmen. Dabei war der Kitt unversehrt geblieben!
    Und dann sah er, daß Sula sich nicht im Bett befand. Sie befand sich nirgendwo sonst im Zimmer! Aber deutlich konnte Brick den Schlüssel sehen, der von innen im Schloß steckte.
    Er spürte, daß er einem Herzanfall nahe war. Dennoch brachte er es fertig, wie ein Einbrecher durchs Fenster in das Zimmer zu klettern. Er sah sich um. Sulas Kleidung war vorhanden, soweit er das abschätzen konnte. Auch ihre sämtlichen Schuhe! Das war ungewöhnlich. Sie pflegte zwar nicht selten unbekleidet auszugehen, aber niemals ohne Schuhwerk! Das war bei Nacktheit in der Öffentlichkeit vorgeschrieben, und dieses Tabu hatte sie niemals durchbrochen.
    Das Bett war zerwühlt. So wie es aussah, keimte in Brick der Verdacht, daß seine Tochter nicht allein darin gelegen hatte. Unwillkürlich mußte er an diesen jungen Soldaten denken, diesen Offizier, der sich freiwillig gemeldet hatte. Sollte der etwa…?
    Natürlich! Das mußte es sein. Er wußte ja, daß Brick gegen eine Verbindung zwischen Sula und ihm war, und er hatte nicht nur in Brick Solonys eigenem Haus mit ihr geschlafen, sondern sie auch noch entführt!
    »Dieser elende Schurke!« ächzte Brick. »Ich mache ihn fertig! Dieser verdammte Mistkerl… Damit’s nicht sofort auffällt, haben sie von innen abgeschlossen und sind durchs Fenster abgehauen… ich bringe ihn um!«
    Der Schweiß trat ihm aus allen Poren, sein Herz raste, und er fühlte einen Schwindelanfall nahen. Doch sein Zorn war so groß, daß er sogar die Unzulänglichkeiten seines alternden Körpers rasch wieder unter Kontrolle zwang.
    Dieser elende Hund Landaron würde ihn kennenlernen!
    ***
    Kurz bevor sie Château Montagne erreichten, nahm Zamorra das Autotelefon in Betrieb und meldete seine Rückkehr an. Eigentlich hatte er damit gerechnet, daß Nicole ihm vorhielt, er habe sich zu wenig Zeit gelassen. Statt dessen teilte sie ihm mit: »Ted Ewigk hat vorhin angerufen. Er ist aus Südafrika zurück und hat etwas Interessantes mitgebracht, das er uns unbedingt zeigen möchte.«
    »Dann soll er doch herkommen, damit wir ein wenig Abwechslung haben«, gab Zamorra zurück. Und wir einen guten Grund haben, Don Cristofero und dem Gnom mit seinen Zauberkunststückchen weniger Aufmerksamkeiten zu

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