0487 - Ich, der Ganjo
geflohen."
„Wir müssen sie erwischen", sagte ich.
Arhaeger führte uns hinaus. Wir bestiegen einen Gleiter, der uns zum Hauptgebäude brachte. Durch die Kanzel konnte ich den leuchtenden Krater Schwankunia sehen. Auf den Straßen herrschte normaler Verkehr. In Farrobana hatte sich das Leben schnell wieder normalisiert.
„Sie können in wenigen Stunden die Herrschaft übernehmen", sagte Arhaeger zu mir.
Ich erklärte ihm, was ich vorhatte. Zunächst sollten die Ganjatoren die Regierung übernehmen. Sie wußten genau, was zu tun war. Ich wollte mich zunächst nur um die Takerer und eine spätere Rückführung von Morschaztas in den Normalraum kümmern.
Arhaeger ließ uns zur Rohrbahnstation fliegen.
Sumpfhenry war enttäuscht, daß sein Freund Rhodan ihn schon wieder verlassen wollte.
„Rhodan-Auge kann mich mitnehmen", bettelte er.
Der Terraner überlegte.
„Ich werde dich später abholen", versprach er dem Clooser.
„Wir werden dir einen wunderbaren Platz an Bord unseres Sternenschiffs einrichten und dich als unseren Freund behandeln. Später einmal kannst du mit uns in unsere Heimatgalaxis zurückkehren und dir dort einen Planeten suchen, auf dem du leben möchtest."
Sumpfhenry seufzte. Er machte einen niedergeschlagenen Eindruck. Rhodans Versprechen konnte ihm nicht über die erneute Trennung hinweghelfen.
Rhodan und ich stiegen in die Rohrbahn. Sie würde uns zu einer Nebenstation bringen. Von dort aus würden wir mit einem Gleiter weiter in Richtung Oberfläche fliegen. Arhaeger schätzte, daß wir in einer knappen Stunde das Regierungsgebäude in Cappinoscha erreicht haben würden.
In der Bahn war ich mit Rhodan allein. Farrobana blieb hinter uns zurück. Mit Höchstgeschwindigkeit raste der Zug in einen Tunnel hinein.
Ich lehnte mich zurück. Endlich bekam ich Zeit zum Nachdenken. Ich fragte mich, ob ich überhaupt wieder Kontakt zu meinem Volk bekommen würde. Zweihunderttausend Jahre waren eine lange Zeit. Die Ganjasen sahen in mir keinen aus ihrer Mitte, sondern eine legendäre Gestalt, die durch phantastische Umstände die Zeit überlistet hatte. Das war mein größtes Problem.
Ich wollte als Ganjase unter Ganjasen leben.
„Worüber denken Sie nach?" unterbrach Rhodan meine Überlegungen.
Ich erklärte es ihm.
Er lächelte verständnisvoll.
„Ich kann Sie verstehen. Im Grunde genommen unterscheidet sich Ihr Problem nicht von meinem."
„Wie kommen Sie darauf?"
Er machte eine unbestimmbare Geste.
„Glauben Sie, daß die Terraner mich alle als ihresgleichen ansehen? Einen Mann, der aus dem zwanzigsten Jahrhundert stammt?"
Ich sah ihn interessiert an.
„Und wie lösen Sie Ihr Problem?"
„überhaupt nicht", gestand er. „Ich nehme alles so, wie es ist.
Wenn ich irgendwo unter Terranern bin, wird den meisten bald klar, daß ich ein Mensch bin wie sie auch. Aber ich habe nur mit einem winzigen Teil meines Volkes direkten Kontakt. Die Mehrheit kennt mich nur von Bildern, vom Fernsehschirm oder aus Geschichten, die man über mich erzählt."
„Ich verstehe, Terraner."
Er lehnte sich zurück. Seine Augen waren halb geschlossen. In Gedanken weilte er wahrscheinlich auf der Erde.
„Sie dürfen nicht versuchen, irgend etwas zu erzwingen", warnte er mich. „Damit würden Sie alles nur zerstören. Nehmen Sie den Platz ein, der Ihnen zusteht. Tun Sie alles, um Ihrem Volk zu helfen. Aber drängen Sie sich nicht auf."
„Ich werde Fehler machen", vermutete ich.
„Ganz bestimmt sogar. Aber auch darüber sollten Sie sich nicht aufregen. Ihr Volk wird Sie spüren lassen, wenn es mit Ihrer Regierung nicht mehr einverstanden ist. Dann müssen Sie gehen."
Ich senkte den Kopf.
„Das würde mir schwerfallen!"
Die Rohrbahn hielt mit einem Ruck. Ich blickte aus dem Fenster. Wir befanden uns noch immer im Tunnel. Der Fahrer sprach über die Lautsprecheranlage zu uns und versicherte, daß es bald weitergehen würde.
„Ich bin unsicher", sagte ich zu Rhodan. „Glücklicherweise sind Maischat und die Ganjatoren da, die mir über die Anfangsschwierigkeiten hinweghelfen können."
Wir schwiegen von nun an. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Wir sprachen erst wieder, als die Rohrbahn die Nebenstation erreichte. Arhaeger hatte die Besatzung bereits über Funk von unserer bevorstehenden Ankunft unterrichtet. Ein Gleiter stand bereit. Als Pilot fungierte ein junger, kaum verformter Farrog.
Er spürte, daß wir ihn anstarrten, und er lächelte.
„Arhaeger hat befohlen, daß nur
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