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0488 - Blutregen

0488 - Blutregen

Titel: 0488 - Blutregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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verlieren«, sagte Nicole. »Marschiert einfach los. In der Nähe des Tempels werde ich Euch wiederfinden. Ansonsten haltet einfach Ausschau nach einer nackten Frau oder einem ›Bruder‹ mit kurzem rötlichen Haar. Und - laßt Euch auf nichts ein. Fangt keinen Streit mit anderen an. Selbst wenn Euch jemand tödlich beleidigen sollte, kümmert Euch nicht darum. Ignoriert ihn einfach. Wir haben auch so schon genug Probleme. Ihr würdet Sie mit Eurem Drang nach Genugtuung nur vergrößern. Habt Ihr mich verstanden, Don Cristofero?«
    Er nickte finster. »Ich bin geneigt, die Notwendigkeit derlei unehrenhaften Verhaltens einzusehen«, brummte er. »Doch sollte der Pöbel es nicht zu weit treiben, alldieweil auch meine sprichwörtliche Geduld ihre Grenzen besitzt. Zudem, hochgeschätzte Mademoiselle, sollten wir uns bei nächster- Gelegenheit einmal näher darüber unterhalten, wer hier die Befehle gibt. Habet nun wiederum Ihr mich verstanden?«
    Er rümpfte die Nase.
    »Aber sicher doch«, behauptete Nicole. Sollte er poltern und sich als Herr der Lage fühlen. Wichtig war, daß er keinen Fehler machte. Dann konnte sie auch damit leben, daß er sie nach wie vor nur als Zamorras Mätresse ansah, noch dazu als eine, die sich in unanständiger Unschicklichkeit in der Öffentlichkeit zeigte!
    Er schob den Degen in die Scheide zurück und setzte sich in Bewegung. Nicole zögerte noch einen Moment, wickelte das Bruderschaftsgewand um ihre eigene Kleidung, klemmte sich das Bündel unter den Arm und marschierte ebenfalls los, in die entgegengesetzte Richtung. Ganz wohl war ihr bei der Sache nicht. Es war reine Spekulation, daß die drei Nackten von vorhin nicht ein besonderer Ausnahmefall waren. Dann käme sie jetzt erst recht in des Teufels Küche - und nicht schnell genug an ihre Waffen heran, um sich verteidigen zu können. Überhaupt mußte sie darauf vorbereitet sein, das Kleiderbündel notfalls schnell wegzuwerfen, falls sie damit Aufsehen erregte; die drei anderen hatten ebenfalls nichts bei sich getragen.
    Aber sie mußte Zamorra befreien! Und dafür war ihr jedes Mittel recht!
    ***
    Robor war mit Yomoys Bericht nicht zufrieden. Demzufolge war dieser Gefangene, der Zamorra genannt wurde, alles andere als ein dämonisches Wesen, wie Gaap es war. Also keine Falle Gaaps, kein Prüfstein, an dem die Brüder vom Stein zerschellen konnten. Er war ein ganz normaler Mensch, der aus unerfindlichen Gründen mitten zwischen den Regenbogenblumen aufgetaucht war, zusammen mit jenem Fettwanst, der bisher noch nicht gefangengenommen worden war.
    Woher er kam, hatte Yomoy noch nicht herausfinden können, da Robor die »Befragung« ja schon im Anfangsstadium unterbrochen hatte. Leiser Vorwurf schwang dabei in Yomoys Worten mit, den Robor ignorierte. Yomoy war für ihn nur noch ein Toter auf Abruf!
    Eine Sache konnte indessen interessant sein. Dieser Zamorra hatte Ash’Cant erwähnt! Robor gehörte zu den wenigen Eingeweihten, die wußten, daß vor ewigen Zeiten Menschen von Ash’Cant hierher übergesiedelt waren. Wie das vonstatten gegangen sein sollte, wußte heute niemand mehr zu sagen, aber die Bruderschaft sollte - den Legenden nach - auch damals schon Bestand gehabt haben und für die Umsiedlung verantwortlich gewesen sein. Nur zu gern hätte Robor in Erfahrung gebracht, wie man die Welt der Vorfahren wieder erreichen konnte. Vielleicht wußte dieser Zamorra ja etwas darüber. Wenn er Ash’Cant kannte, kannte er vielleicht auch den Weg dorthin, wie er ja auch auf ungeklärte Weise aus einer anderen Welt hierher gekommen war!
    Robor würde ihn fragen, sobald Yomoy tot war.
    Nach seinem Plan sollte Zamorra Yomoy töten. Dann war der leidige Mitwisser ausgeschaltet, und es gab einen triftigen Grund mehr, auch Zamorra zu töten. Am besten in einer öffentlichen Hinrichtung. Ursprünglich, noch vor der Beschwörung, hatte Robor überlegt, ob er Zamorra nicht als Dämonenopfer für Gaap verwenden sollte, als zusätzliche »Morgengabe« für den Unheimlichen, aber dann war er wieder davon abgekommen. Jetzt zeigte sich, daß es richtig gewesen war. Denn sonst hätte er nie erfahren, daß Zamorra etwas über Ash’Cant wußte! Und vorerst brauchte es keine Beschwörung mehr zu geben. Robor hatte erreicht, was er erreichen wollte; alles andere würde er sich aus eigener Kraft erarbeiten. Schließlich wollte er sich nicht zu abhängig von Gaap machen!
    Also eine Hinrichtung. Vielleicht konnte er Zamorra als Staatsfeind hinstellen lassen.

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