0488 - Blutregen
seinen Worten meinte. Aber es gab jetzt Wichtigeres. »Folgt mir. Allerdings sollten wir erst irgendwo Schuhwerk für Euch beschaffen.«
»Man hat mir meine Kleidung genommen. Sie muß irgendwo in diesem Gebäude sein«, sagte der Fremde.
»Vergeßt die Kleidung. Ihr braucht nur Schuhe, das ist alles. Kommt jetzt endlich, oder wollt Ihr hier Wurzeln schlagen?« Landaron griff nach dem Arm des Mannes, dessen Körper einen durchaus sportlich gestählten Eindruck machte. Wahrscheinlich würden die Mädchen ihm bewundernd nachpfeifen, wenn er sich auf die Straße begab.
»Wenn’s das ist, woran die Schuhsohlen mich hindern sollen - ich hege nicht die Absicht, anzuwachsen«, sagte der Fremde und folgte Landaron jetzt endlich. »Trotzdem dürfte es auffallen, wenn ich draußen nackt herumlaufe.«
»Wieso das?« staunte Landaron verblüfft. »Es fällt nur auf, wenn Ihr keine Schuhe tragt. Nun…«
Im gleichen Moment geschah es. Zwei Brüder vom Stein tauchten wie Tropfen aus dem Nichts auf. Zamorra erkannte sie wieder. Sein alter Bekannter, der Sadist Yomoy, und der andere, der Robor genannt wurde!
Natürlich erkannte auch Landaron die beiden. Yomoy war der Mann, der in der Garnison zugegen gewesen war, als Landaron auf Brick Solony’s Entführungsanschuldigung hin verhaftet werden sollte!
»Yomoy! Robor!« schrie Landaron auf. »Räudiger Sohn einer gelbgestreiften Ratte!« Blindlings stürmte er auf die beiden Brüder vom Stein zu und zog dabei den Degen.
Fassungslos und ohne die Chance, eingreifen zu können, sah Zamorra, wie Robor eine kleine Waffe hob. Zwei fahle Blitze fauchten daraus hervor und trafen die beiden Kuttenmänner, deren Gewänder aufflammten und verbrannten, um als Asche zu Boden zu regnen - von den Körpern der Kuttenmänner war nichts zu sehen. Da war nicht mal mehr die Schwärze, die Zamorra unter den Kapuzen gesehen hatte.
Yomoy schrie überrascht auf und fuhr halb herum. Jetzt erst registrierte er wohl, daß auch Zamorra frei war. Sekundenlang war er verunsichert. Im nächsten Moment durchbohrte Landarons Klinge seinen Hals.
Seine Augen weiteten sich, seine Hände fuhren empor, versuchten nach dem Degen zu greifen, aber er schaffte es nicht mehr. Er sank zu Boden. Hinter ihm lachte Robor wie ein Wahnsinniger. Landaron riß den Degen zurück und stieß erneut zu, diesmal gegen Robor. Doch Robor teleportierte sich blitzschnell hinter ihn. Seine Hand mit der Waffe traf Landarons Kopf. Zamorras Befreier brach neben dem Mann, den er getötet hatte zusammen. Robor ließ die Strahlwaffe neben ihn fallen, beugte sich über den Bewußtlosen und brach ihm mit einem mörderischen Ruck das Genick.
Dann fuhr er herum und wandte sich Zamorra zu!
***
Nicole fühlte sich alles andere als wohl in ihrer Haut. Es kam nicht oft vor, daß es ihr unangenehm war, nackt zu sein. Sie fühlte sich wehrlos und verletzlich. Aber dann schritt sie an zwei Soldaten vorbei, und die interessierten sich nicht einmal für den Stoffballen unter ihrem Arm, sondern wollten nur von ihr wissen, ob sie die beiden Gesuchten gesehen hätte.
Nicole behauptete in all ihrer bescheidenen Frechheit, Schatten gesehen zu haben, die zwischen Häusern verschwanden und eine gewisse Ähnlichkeit mit den Gesuchten haben könnten - so ähnlich, wie Schatten eben den Menschen sind, von denen sie geworfen werden.
Ungehindert setzte sie dann ihren Weg fort. Niemand sah ihr nach, niemand erinnerte sich auch daran, daß das Stoffbündel unter ihrem Arm genau die Farbe der Gewänder der Brüder vom Stein hatte!
Vorsichtshalber legte Nicole noch eine geraume Strecke zurück, bis sie endlich im Schatten zwischen zwei Häusern untertauchte, um wieder in Slip und Overall zu schlüpfen und schließlich das Bruderschaftsgewand darüber zu streifen.. Die schwarze Perücke warf sie bedauernd fort. Sie hatte ihre Schuldigkeit getan. Zamorra würde gefälligst Verständnis dafür aufzubringen haben, daß Nicole bei nächster Gelegenheit mal wieder einen Bummel durch Friseurgeschäfte und Boutiquen machen mußte.
Schließlich geschah das Opfer ja zu seinem Nutzen.
Daß sie zu spät kommen könnte, daran dachte Nicole lieber nicht.
***
Zamorra war entsetzt und fassungslos. Der blitzschnelle Ausbruch der Gewalt, den er nicht hatte verhindern können, schockierte ihn. Er hatte schon eine Menge erlebt, aber so etwas noch nicht. Ein dermaßen sinnloses, wildes Töten!
Es war Irrsinn.
Aber war nicht auch Yomoy ein Wahnsinniger gewesen in seinem
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