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0488 - Blutregen

0488 - Blutregen

Titel: 0488 - Blutregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Cristofero sich vergessen und doch kräftig zugelangt. Das war, als er den adligen Lackaffen hörte. Aber dann tröstete er sich mit dem Gedanken, daß jener tumbe Tölpel, der diese ruchlose Beleidigung ausgesprochen hatte, wohl ohnehin kaum satisfaktionsfähig war, und außerdem würde er als Soldat eh bald in der nächsten Schlacht erschlagen werden. So konnte er seinem Vaterland wenigstens noch nützen; besser, als wenn Cristofero ihn noch vor der Schlacht zu seinen Ahnen schickte.
    Cristofero dachte nicht länger an den dummdreisten Halunken. Er begriff, daß er in Sicherheit war. Er hatte die »feindlichen Linien« durchbrochen! Er war aus dem Kessel der Verfolger heraus, und sie hatten nicht gemerkt, daß er mit dem »dicken Bruder« identisch war, den sie suchten!
    »Geschafft!« flüsterte er. Von jetzt an war es ein Kinderspiel. Er brauchte nur noch der von Zamorras Mätresse angegebenen Richtung zu folgen, bis er den Tempel erreichte. Nebenbei hoffte er, daß es auch ihr gelang, durchzukommen. Verstohlen stellte er sie sich vor, wie sie sich im Licht der Sterne und der Straßenlampen hüllenlos durch die Nacht bewegte. »Nein«, rief er sich zur Ordnung. »Das sind nicht die edlen Gedanken eines Kavaliers!« Aber schön waren sie trotzdem, diese unedlen Gedanken. Sich Mademoiselle Nicole im Reifrock und in rüschenbesetzter Bluse vorzustellen, war weitaus weniger reizvoll.
    Nun gut - so hatte er am nächsten Sonntag wenigstens etwas zu beichten!
    ***
    Landaron materialisierte mitten in dem ihm fremden Raum. Er sah vor sich eine glühende Esse mit Folterinstrumenten, er sah einen nackten, auf einen Eisenstuhl gefesselten Mann. Wie erstarrt stand er da, seinen Degen immer noch in der Hand, und fragte sich, wie er hierher gekommen war - und vor allem, warum! Der Dämon Gaap hatte ihn wohl in diese Folterkammer gestoßen, aber der Grund dafür blieb ihm unklar. Zumindest konnte Gaap sich nicht erhoffen, daß Landaron sofort gefangengenommen wurde, um das Schicksal des Mannes auf dem Folterstuhl zu teilen. Aber…
    Gefangennahme !
    Der ehemalige Vizehauptmann wirbelte herum. Er schätzte die Größe des Raumes ab, die Hindernisse, fand auf Anhieb den Ausgang, der nicht verriegelt war, und er sah, daß sich kein Folterknecht hier befand. Dafür aber schwebten im Hintergrund zwei der geheimnisvollen Kuttenträger!
    Von einem Moment zum anderen begriff Landaron.
    Er befand sich wieder im Tempel vom Stein! Nur war er nicht wieder in den Altarraum gelangt, aus dem er entführt worden war, sondern hier unten gelandet. Vielleicht konnte Gaap nicht mehr richtig zielen. Oder der Dämon bezweckte etwas Bestimmtes damit! Wollte er es Landaron vielleicht besonders leichtmachen, seinen Auftrag zu erfüllen? Tauchte gleich Robor hier unten auf?
    Aber -so menschenfreundlich gegenüber seinem Werkzeug Landaron konnte der Dämon gar nicht sein. Das widersprach der Natur der Höllischen.
    Die Kuttenträger reagierten nicht auf Landarons Erscheinen. Dennoch fühlte er sich von ihnen bedroht. Er wünschte, er hätte den Blitzwerfer bei sich. Damit hätte er die beiden vorbeugend abschießen können. Der Degen nützte Landaron momentan nichts. Er schob ihn in die Scheide zurück. Dann umrundete er die Esse und näherte sich dem Mann auf dem Folterstuhl, der ihn aufmerksam betrachtete. Wer auch immer er war - er war ein potentieller Verbündeter. Jeder, der sich den Zorn der Bruderschaft dermaßen zuzog, daß sie ihn der Folter unterwarfen, mußte auf Landarons Seite stehen.
    »Wie kann ich Euch befreien?« erkundigte sich Landaron knapp.
    Der dunkelblonde Fremde mit dem markanten Gesicht machte eine Kopfbewegung. »Seitlich sind Mulden. Seid so gut und preßt Eure Finger hinein.«
    Nach einem mißtrauischen Kontrollblick auf die Kuttenträger folgte Landaron der Bitte. Schlagartig sprangen die Eisenspangen auf und zogen sich in das Metall zurück. Der Gefangene erhob sich, reckte sich und massierte seine Gelenke.
    »Euch schickt der Himmel«, sagte er.
    »Wohl kaum«, murmelte Landaron und dachte an Gaap.
    »Wie macht Ihr das, mit Eurem plötzlichen Auftauchen?«
    »Das ist unwichtig«, sagte Landaron. »Kommt, verschwinden wir hier, ehe jemand bemerkt, was geschieht.«
    »Es erinnert mich an den zeitlosen Sprung der Silbermond-Druiden«, fuhr der Gefangene unbeirrt fort. »Aber Ihr seid kein Druide. Die Augenfarbe ist falsch.«
    »Auch das dünkt mich unwichtig«, meinte Landaron, der nur zu gern gewußt hätte, was der Fremde mit

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