049 - Wenn der rote Hexer kommt
bringen?«
»Oh, das kaufe ich Ihnen nicht mehr ab«, sagte ich grinsend. »Einmal fiel ich auf Ihr ängstliches Getue herein, aber noch mal schaffen Sie es nicht, mich anzuführen. Welches Spiel spielen Sie, Miß…?«
»Warum lassen Sie mich nicht in Ruhe?«
»Sie kennen den Grund. Sind die Polospieler Mitglieder dieses Clubs? Ich nehme es fast an. Warum wollen Sie sie auf einmal schützen? Sie hatten eine panische Angst vor ihnen… Wie mir scheint, haben Sie diese Angst immer noch. Was für Schwierigkeiten erwarten Sie, wenn ich mich weiter mit Ihnen unterhalte?«
»Bitte, Mr. Ballard«, sagte das Mädchen eindringlich. »Sie müssen jetzt gehen!«
»Kommt nicht in Frage«, erwiderte ich hart. »Ich bin ein neugieriger Mensch und will wissen, warum Sie mir in Ihrer Komödie die Rolle des Hanswurst zugedacht haben.«
»Das war ich nicht.«
»Mädchen, sehe ich so aus, als hätte ich Tomaten auf den Augen?«
»Hören Sie, ich… ich kann jetzt nicht reden, nicht hier …«
Das akzeptierte ich. »Wann und wo?« fragte ich.
»Heute abend, zwanzig Uhr, in meiner Wohnung.«
»Einverstanden. Wo wohnen Sie?«
»Holborn. Fetter Lane 35.«
»Und Ihr Name ist?«
»Bums. Alexis Bums. Das Mädchen, das Sie heute morgen um Hilfe bat, war Hanya, meine Zwillingsschwester.«
***
»Ach, so ist das«, sagte ich überrascht.
Alexis Burns zuckte auf einmal zusammen, als hätte sie von einem Unsichtbaren eine Ohrfeige bekommen. Als ich den Kopf drehte, sah ich Murray Adams, McShanes eleganten Sekretär, »Ah, Mr. Ballard«, sagte er und lächelte mich an, als wären wir gute Freunde.
»Noch hier?«
»Wir nehmen noch einen Drink, bevor wir zurückfahren.«
Adams nickte wohlwollend, sah dann das Mädchen hinter dem Tresen an und fragte: »Alles in Ordnung, Alexis?«
»Ja, Mr. Adams«, antwortete sie mit belegter Stimme. Sie mußte Angst vor diesem Mann haben. Wenn sie ihn, den Sekretär, schon fürchtete, mußte sie meiner Ansicht nach noch mehr Angst vor dem Manager dieses Clubs haben. Ich hoffte, daß Mr. Silver herausfand, warum ein Mädchen wie Alexis Burns diese Leute fürchten mußte.
Ich bemerkte, ich müsse mich wieder um meine Freundin kümmern und sagte zu Alexis: »Haben Sie Dank für das Glas Soda. Es hat meinem Magen wirklich gutgetan.«
»Das freut mich, Sir.«
»Haben Sie’s mit dem Magen?« erkundigte sich Murray Adams teilnahmsvoll.
»Hin und wieder«, antwortete ich.
»Ich wußte nicht, daß der Beruf des Privatdetektivs so nervenaufreibend ist.«
Du weißt vieles nicht! dachte ich. Zum Beispiel, was mit dir passiert, wenn ich herausfinde, daß du irgendwelche schmutzigen Geschäfte betreibst.
Ich kehrte zu Vicky Bonney zurück. Sie erzählte mir, daß bereits zwei Herren ihre Bekanntschaft machen wollten. »Es war gar nicht einfach, den Platz für dich freizuhalten.«
»Danke, daß du’s getan hast«, sagte ich und griff nach meinem Glas. »Ich werde mich erkenntlich zeigen.«
»Wann?«
»Vielleicht schon heute nacht«, antwortete ich und zwinkerte vielversprechend.
»Hattest du Erfolg bei dem Mädchen?« wollte meine Freundin wissen.
»Durchschlagenden«, behauptete ich und nahm einen Schluck von meinem Drink. Ich erzählte Vicky, was ich erfahren hatte, und da wir hier im Augenblick nichts mehr tun konnten, beschlossen wir, die Heimfahrt anzutreten.
Im Peugeot sagte ich: »Da läuft irgendeine faule Sache, und Alexis Bums weiß davon, aber sie hat Angst, darüber zu reden. Wahrscheinlich befürchtet sie, daß es ihr so ergeht wie ihrer Schwester Hanya, wenn sie preisgibt, was sie weiß. Zu Hause, wenn niemand unser Gespräch belauscht, wird sie sagen, was läuft. Ich hoffe, ich kann Hanya dann noch vor dem Schlimmsten bewahren.«
Vicky sah mich an. »Bist du dir der Tatsache bewußt, daß dies dein erster normaler Fall ist?«
»Sieht so aus, als hätte hier die schwarze Macht ausnahmsweise mal nicht die Finger drin. Aber ich werde mich deshalb nicht weniger verbissen dranhängen.«
***
Es war für Mr. Silver nicht schwierig, herauszufinden, wo David McShane wohnte. Der Manager des vornehmen Poloclubs besaß natürlich ein Haus in der vornehmsten Ecke Londons. Der Ex-Dämon ließ sich von einem Taxi dorthin bringen und peilte dann erst mal die Lage.
Auf großen Grundstücken standen hohe, alte Bäume, in deren Schatten prachtvolle Häuser aufragten. Mr. Silver trat an den rechten Torpfeiler der Einfahrt und drückte auf den Knopf, unter dem sich ein Messingplättchen mit
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