049 - Wenn der rote Hexer kommt
Vorsprung vergrößert hatte.
Sein Herz trommelte wild. Er sah einen großen Stein, drei Meter entfernt. Dahinter verbarg er sich und schaute gespannt nach oben.
Ein Wolf erschien, zog sich aber gleich wieder zurück.
Agostini legte das Schnellfeuergewehr an. Er zielte auf die Büsche.
Sollte sich das Monster noch einmal zeigen, würde er abdrücken.
Mit vibrierenden Nerven wartete er. Die Kälte fraß sich bis zu seinem Knochenmark durch. Er klapperte mit den Zähnen. Klatschnaß klebte die Uniform an ihm.
Wassertropfen rannen ihm über das Gesicht. Er wischte sie fort und hörte das Schleifen von Schritten. Sekunden später sah er das Ungeheuer wieder.
Obwohl er viel zu aufgeregt war, um mit einem präzisen Schuß rechnen zu können, tat er, was er sich vorgenommen hatte. Er krümmte den Finger am Abzug, die Waffe hämmerte, und der Werwolf warf getroffen die Arme hoch. Als Jim Agostini ihn stürzen sah, hätte er beinahe einen Jubelschrei ausgestoßen.
»Das war für Frank Jennings!« quetschte er zwischen den zusammengepreßten Zähnen hervor.
Die Bestie kugelte den Hang herunter und fiel ebenso ins Wasser wie Jim Agostini. Eine Fontäne spritzte hoch und klatschte auf das gegenüberliegende Ufer. Agostini richtete sich vorsichtig auf.
Er schaute sich um. Von dem anderen Monster war nichts zu sehen. Agostini merkte, wie seine Angst langsam abebbte. Er hatte gesehen, wie leicht es war, den Verfolger zu erledigen. Wenn sich das zweite Biest zeigte, würde er sofort wieder von der Waffe Gebrauch machen.
Er hörte den angeschossenen Wolf stöhnen. Sein Gesicht verzerrte sich. »So, Freundchen!« knurrte Jim Agostini. »Und nun will ich sehen, wie du wirklich aussiehst!«
Er näherte sich dem Monster mit schußbereiter Waffe. Der Werwolf wälzte sich umständlich aus dem Wasser und blieb am Ufer keuchend auf dem Rücken liegen. Jim Agostini erreichte ihn.
Die bernsteinfarbenen Augen des Tiers starrten ihn durchdringend an, doch er ließ sich nicht beeindrucken.
»Ich gebe zu, mit diesen Masken jagt ihr einem einen ganz schö- nen Schreck ein«, sagte er. »Aber jetzt zieht die Horrorshow bei mir nicht mehr!«
Er beugte sich über den Verletzten und griff nach der grauenerregenden Monsterfratze. Er war mächtig gespannt, welcher Kerl gleich zum Vorschein kommen würde.
Als seine Finger das Wolfsfell berührten, vernahm er knapp hinter sich ein aggressives Knurren. Blitzschnell drehte er sich um, während ihm das Blut in den Adern gerann. Das Schnellfeuergewehr schwang mit, doch Agostini war trotz allem um einen Sekundenbruchteil zu langsam.
Er drehte sich direkt in einen fürchterlichen Prankenhieb, spürte die Krallen wie Stahlnägel eindringen, drückte zwar noch ab, doch die Kugeln, die das Gewehr ratternd ausspie, verfehlten das Scheusal.
Ein zweiter, ebenso grausamer Hieb, raubte Jim Agostini nicht nur die Besinnung, sondern einen Atemzug später auch das Leben…
***
Oft schon hatte ich mit Werwölfen zu tun gehabt. Ich wußte um die Gefährlichkeit dieser mordlüsternen Biester, deshalb stand ich augenblicklich wie unter Strom, als ich die Monsterfratze auf dem Bildschirm erblickte.
»Was soll das denn?« fragte Mr. Silver überrascht. »Empfiehlt uns Tucker Peckinpah einen Horrorfilm? Mir reicht die Realität. Ich bin nicht auch noch auf erfundene Geschichten scharf.«
»Würdest du bitte mal die Luft anhalten?« sagte ich. »Ich verstehe nicht, was der Sprecher sagt.«
Die Monsterfratze auf der Mattscheibe war eine Zeichnung, und der Sprecher erläuterte, daß so die vier Gangster ausgesehen hätten, die heute innerhalb kurzer Zeit zweimal zuschlugen.
Wir erfuhren von dem kaltblütigen Überfall auf Justin Carpenters Juwelierladen, den die Werwölfe völlig ausgeplündert hatten. Das Bild eines gutaussehenden Mannes erschien. Mir kam das Gesicht bekannt vor, und ich wäre auch ohne das eingeblendete Insert draufgekommen, daß es sich um Jeff Marshall, den Chef von Marshall Electronics, handelte.
Der Nachrichtensprecher berichtete, daß Marshall bei dem Überfall grausam ermordet wurde, als er versuchte, die Verbrecher zu stoppen. Es folgten Fotos vom Tatort. Ein Filmbericht wurde eingeblendet.
Das Fotomodell Stella Bru sprach mit dem Reporter der Fernsehanstalt. Sie sagte, Jeff Marshall wäre mit ihr zu Mr. Carpenter gegangen, um ihr etwas zu schenken. Immer wieder unterbrach sie sich und weinte.
»Es… es war so grauenvoll …«, stammelte sie. »Ich werde dieses Erlebnis nie
Weitere Kostenlose Bücher