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049 - Wenn der rote Hexer kommt

049 - Wenn der rote Hexer kommt

Titel: 049 - Wenn der rote Hexer kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Werwolf!
    ***
    Jim Agostini hetzte durch den Wald. Er war bewaffnet. Ein großkalibriger Revolver steckte in seiner Gürtelholster, in den Händen hielt er ein Schnellfeuergewehr.
    Dennoch befand er sich auf der Flucht. Schweiß bedeckte sein gerötetes Gesicht. Er stampfte keuchend über den weichen Waldboden. Immer wieder stachen Sonnenstrahlen wie lange Lichtlanzen durch das Blattwerk und ließen den Schweiß auf Agostinis Gesicht hell glänzen.
    Er wußte, daß er um sein Leben lief. Seinen Kollegen hatten sie umgebracht, und nun waren sie hinter ihm her. Er hörte sie durch das Unterholz brechen. Schnell waren sie, schneller als er, denn ihn behinderte das Gewehr. Wenn er es weggeworfen hätte, hätte er sein Tempo forcieren können, aber er sah es als glatten Wahnsinn an, sich für einen geringen Vorsprung von der Waffe zu trennen, die ihm das Leben retten konnte.
    Jim Agostini streckte das Gewehr mit beiden Händen vor und durchstieß damit dürres Astwerk. Geknickte Zweige kratzten über seine Uniform. Ein zurückschnellender Zweig schlug ihm die Schirmmütze vom Kopf. Er blieb nicht stehen, um sie aufzuheben.
    Wenn er Pech hatte, verlor er nicht nur die Mütze, sondern auch das Leben – wie Frank Jennings, sein Kollege.
    Ahnungslos und unvorsichtig – ja, leider auch unvorsichtig – hatten sie in ihrem Geldtransporter, einem Panzerwagen, gesessen. Seit sechs Jahren waren sie ein Gespann. Seit sechs Jahren fuhren sie diese Route von Brighton nach London, und noch nie hatte es auch nur den geringsten Zwischenfall gegeben.
    Das schläfert die Aufmerksamkeit ein. Alles erstarrt in langweiliger Routine, deshalb unterhielten sich Agostini und Jennings auf diesen Fahrten immer über private Dinge.
    Da sie sehr viele gemeinsame Interessen hatten, kam niemals Langeweile auf. Sie waren ein Team, wie es kein zweites in der Gesellschaft gab, für die sie arbeiteten. Dieser Ansicht waren jedenfalls Agostini und Jennings.
    Sie dachten nicht im Traum daran, daß sie jemals überfallen werden konnten. Wer sollte schon so verrückt sein, sich an ihnen und ihrem Panzerwagen die Zähne auszubeißen? Es gab leichtere und ungefährlichere Möglichkeiten, an Geld zu kommen.
    Und doch war es heute passiert, Da lag eine Gestalt auf der Straße.
    Frank Jennings hielt an, und dann begingen sie den Fehler, gemeinsam auszusteigen, obwohl es die Vorschriften verlangten, daß immer einer im Wagen bleiben mußte.
    Zu sorglos waren sie gewesen. Verständlich nach sechs ereignislosen Jahren. Doch ihre Sorglosigkeit rächte sich postwendend, denn auf einmal wurde die Gestalt, die wie tot auf der Straße lag, verdammt lebendig.
    Sie sprang auf und entpuppte sich als Ungeheuer. Agostini und Jennings waren derart geschockt, daß sie ihre Waffen einzusetzen vergaßen, als das Monster sie angriff. Und dann tauchten plötzlich noch mehr von diesen grauenerregenden Gestalten auf.
    Es ging alles so schnell, daß es Jim Agostini selbst jetzt immer noch nicht begreifen konnte. Er glaubte, in einen entsetzlichen Alptraum geraten zu sein. Wann würde er daraus erwachen?
    Als er sah, wie Werwolfkrallen die Kehle seines Freundes und Kollegen aufrissen, drehte er durch. In panischem Schrecken ergriff er die Flucht, doch die Ungeheuer waren nicht gewillt, ihn entkommen zu lassen.
    Zwei von ihnen verfolgten ihn, und wenn er genau hinhörte, konnte er unschwer feststellen, daß sie schon sehr nahe waren. Gern wäre er stehengeblieben, doch die Furcht trieb ihn unaufhörlich weiter.
    Er hatte nicht die Kraft, sich umzudrehen und auf die beiden gottverfluchten Monster zu schießen.
    Immer wieder sah er vor seinem geistigen Auge Frank Jennings zusammensacken, sah das dunkelrote Blut an der Kehle seines Freundes.
    Mit langen Sätzen sprang er über knorrige Wurzelarme, die aus dem Boden ragten. Er mußte höllisch aufpassen, denn wenn er stürzte, war sein geringer Vorsprung zum Teufel.
    Büsche. Er warf sich hinein, sah nicht, daß es dahinter bergab ging.
    Jetzt stürzte er, und sein Herz krampfte sich zusammen. Seine Finger umklammerten hart das Schnellfeuergewehr, das er nicht verlieren wollte.
    In schrägem Winkel fiel er auf welkes Laub vom vergangenen Herbst, und dann rollte er wie eine Walze, immer schneller werdend, den Hang hinunter. Der Wald wurde für ihn zu einem grünen Kreisel.
    Plötzlich endete der Sturz, und nasse Kälte biß sich durch seine Kleider. Jim Agostini stellte fest, daß er in einem Bach gelandet war, und daß der Sturz seinen

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