Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0490 - Feuerschädel

0490 - Feuerschädel

Titel: 0490 - Feuerschädel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
umständlicher und weiter, aber Zamorra sparte sich die Fahrt durch fast 300 Kilometer schottischen Schnee; von Inverness aus waren es allenfalls 70 Kilometer. Daß deshalb der Mercedes per Flugzeug noch weiter nach Norden verfrachtet werden mußte, würde der alte Stefan Möbius Zamorra allerdings irgendwann mal unter die Nase reiben.
    Aber momentan sah Zamorra ein größeres Problem darin, Don Cristofero während des Fluges einigermaßen ruhigzustellen. Zuweilen wünschte er sich einen Schalter, mit dem er den Grande einfach zwischendurch mal stillegen konnte. Cristofero flog zwar nicht zum erstenmal, aber er wollte sich einfach nicht daran gewöhnen, daß er seinen Degen nicht mit in den Passagierraum nehmen durfte. »Aber ich muß mich doch wehren können, falls jene Räuber, von denen man so oft hört, diesen Eisenvogel überfallen und zu entführen suchen«, protestierte er. »Wollet Ihr ernstlich von mir verlangen, daß ich mich von solch garstigen Gesellen gefangennehmen und bedrohen lasse?«
    »Da ist ja noch Ihr Diener. Der wird mit seiner Zauberei die Flugzeugentführer schon genügend aufmischeri, daß sie keine Chance haben«, brummte Zamorra. Er konnte nur den Kopf schütteln. Da machte sich dieser Mann aus der Vergangenheit doch tatsächlich Sorgen darum, das Flugzeug könnte von Luftpiraten oder Terroristen entführt werden! Wenn es ihm in den Kram paßte, kam er mit der modernen Zeit und ihren Begleiterscheinungen offenbar doch ganz gut zurecht!
    In der Folge beschimpfte Cristofero zunächst die Stewardeß, weil diese »Magd« ihm nicht schnell genug den ersten bis fünften Cognac servierte und bei der Bestellung des sechsten nicht mehr tolerieren wollte, daß das alles auf Servicekosten ging, sondern Geld dafür sehen wollte, und dann den Piloten, den er als nichtsnutzigen Windhund bezeichnete, der nicht in der Lage sei, das Flugzeug so ruhig in der Luft zu halten, daß Don Cristofero seinen Cognac Nr. 5 ohne Verschüttung trinken konnte. Es war sinnlos, ihm klarmachen zu wollen, daß es hier und da Luftlöcher gab, die auch der geschickteste Pilot nicht vorausahnen und deshalb auch nicht ausgleichen konnte. Außerdem fiel auf Cristoferos dunkler Kniebundhose ein großer Cognacfleck nicht weiter auf.
    Wer sich ganz still und fast unauffällig verhielt, war der Gnom: ständig besorgt aus dem Fenster schauend, die unglaubliche Tiefe unter sich erblickend und leise vor sich hin betend.
    Von Lyon nach London war es nur ein Katzensprung, aber auf den Anschlußflug nach Glasgow hatten sie eine halbe Stunde zu warten, und Zamorra entschied, die leidigen Zollformalitäten deshalb hier vonstatten gehen zu lassen; sollte es Probleme geben, hatte er hier in London auf jeden Fall mehr Freunde und Helfer bei den Behörden, als in Glasgow oder Inverness, wo man ihn kaum kannte. Was diese Dinge anging, fieberte Zamorra der europaweiten Grenzöffnung entgegen, die Zollkontrollen innerhalb der EG-Staaten künftig hinfällig machte. Um so stärker würde natürlich an den Außengrenzen der EG-Staaten aufgepaßt werden müssen, um die Kriminalität, vor allem was Drogenschmuggel anging, nicht noch mehr ausufern zu lassen, als es jetzt schon der Fall war. Aber noch war es nicht soweit.
    Daß Cristofero beim Zolldurchgang aufmüpfing werden würde, war so sicher wie das Amen im Gebetbuch. Plötzlich kam Zamorra das, was er für die rettende Idee hielt - unmittelbar vor der Landung orderte er bei der Stewardeß ein breites Heftpflaster und drohte Cristofero ernsthaft an, es ihm über den Mund zu kleben, sollte er auch nur ein einziges abfälliges Wort über seine Todfeinde, die Engländer, verlieren, und sie Lakaien, elende Büttel und Beutelschneider nennen, wie er es normalerweise zu tun pflegte.
    »Ihr meint das ernst?« keuchte Cristofero und schielte erschrocken auf das Pflaster.
    Zamorra nickte nur.
    »So Ihr wahrlich einen solchen Frevel begeht, werde ich nimmermehr ein Sterbenswörtlein mit Euch sprechen«, drohte er.
    Der Gnom, wesentlich erleichtert, weil dem festen Erdboden wieder nahe, mischte sich ein. »Verzeiht, Herr deMontagne, doch um Euch zu beruhigen, muß ich ein wenig aus der Schule plaudern: Mein Gebieter neigt zuweilen zu solch leeren Drohungen. Freilich wird er’s nie übers Herz bringen, Euch dermaßen zu strafen.«
    »Oh, und ich hatte schon zu hoffen gewagt«, murmelte Zamorra.
    »Elendiglicher, verwerflicher, frevelhafter Schurke!« knurrte Cristofero verdrossen und ließ offen, ob er damit

Weitere Kostenlose Bücher