0490 - Feuerschädel
der Platz reichte gerade aus für drei Personen und das umfangreiche Gepäck, das zum größten Teil Don Cristofero sein eigen nannte und das noch mit auf der Rückbank untergebracht werden mußte, weil der Platz im Kofferraum nicht ausreichte.
Cristofero, neben dem Gepäck im Fond sitzend, hieb dem Gnom auf dem Beifahrersitz auf die Schulter.
»Sag Er dem Flegel, er möge sich bei Gelegenheit doch eine etwas größere Droschke zulegen. Hier hat man ja nicht einmal genügend Platz, um frei zu atmen!«
Dabei war der SEL für schottische Straßen schon fast zu breit. Aber warum sollte sich ein Mann wie Cristofero ausgerechnet darüber Gedanken machen?
Es war schon schlimm genug, daß sie fortwährend auf der falschen Straßenseite fuhren!
***
Die Nacht war mondhell. Nur ein paar schmale Wolken zogen über das Firmament und verdeckten Teile des Sternenhimmels. Als schwarzes Band zog sich der Asphalt der Straße vor dem Wagen hin. Einmal deutete der Gnom nach vorn auf den Mercedes-Stern, dessen Silhouette sich vor dem Widerschein des Scheinwerferlichts abzeichnete. »Für wahr ein nettes Visier, Herr deMontagne«, kicherte der Schwarzhäutige. »Sagt bitte, könnt Ihr damit auch richtig schießen?«
Zamorra hob die Brauen. »Natürlich nicht!«
»Aber was tut Ihr dann, wenn Wegelagerer Euch überfallen?«
Zamorra lächelte. »Die gibt’s doch schon lange nicht mehr. Heutzutage sind die Straßen sicher. Man kann reisen, ohne überfallen zu werden. Aber ich meine, das müßtest du inzwischen gelernt haben. Lange genug seid ihr doch mittlerweile in dieser Zeit.«
»Aber wozu dann dies Visier?« drängte der Gnom, und im Rückspiegel sah Zamorra, daß auch Don Cristofero sich interessiert vorbeugte. Er war an allem Technischen brennend interessiert und witterte wohl wieder eine für ihn neue Erkenntnis.
»Das ist das Firmenzeichen«, erklärte Zamorra. »Es zeigt, wer das Auto gebaut hat. Außerdem ist es eine gute Markierung - wenn du von deinem Platz aus genau über diesen Stern schaust, siehst du, wenn du deine Blickrichtung und gleichzeitig den linken Kotflügel in Gedanken verlängerst, am Schnittpunkt der beiden gedachten Linien den linken Fahrbahnrand. An den hältst du dich, dann läufst du nie Gefahr, mit dem Gegenverkehr zusammenzustoßen - oder über den Straßenrand hinaus in den Graben zu rutschen.«
Cristofero räusperte sich und klopfte dem Gnom wieder auf die Schulter. »Frag Er den Flegel nach dem Sinn! Immerhin fährt er auf der falschen Straßenseite, und so er auf die richtige zurückkehrt, nützet ihm doch dieses Visier nichts.«
Zamorra grinste; er wartete die Wiederholung durch den Gnom nicht erst ab. »In England und Schottland wird nun mal links gefahren statt rechts, wie es bei uns üblich ist. Und wenn wir rechts fahren, sehe ich über den Stern den rechten Fahrbahnrand genauso, wie der Beifahrer jetzt, beim Linksverkehr, den linken Rand sieht. Bei den Autos, die in England gebaut werden, befindet sich der Platz des Fahrers ja auch rechts.«
»Die spinnen, die Briten!« meinte Cristofero überzeugt.
»Warum habt Ihr dann vorn an Eurer Droschke im Château Montagne nicht so einen Markierungsstern, Herr deMontagne?« wollte der Gnom wissen.
»Weil die von einer anderen Firma gebaut wurde«, erklärte Zamorra.
»Dann ist jene Firma doch dumm. Wer nicht über die Markierung schaut, sieht den Straßenrand nicht und stößt mit anderen zusammen oder rutscht in den Graben!«
Der Parapsychologe seufzte. »Da muß man eben noch mehr aufpassen«, sagte er. »Und weil die meisten Leute das nicht immer tun, gibt es so viele Unfälle.«
»Unfälle? Ich will sofort aussteigen! Man halte an!« zeterte Cristofero. »Da lobe ich mir das Fliegen mit den Eisvögeln! Die stoßen wenigstens nicht mit entgegenkommenden Droschken zusammen! He, Schwarzer, sag Er dem Flegel, er soll die Droschke wenden! Wir fahren zurück und fliegen mit dem Eisenvogel zu dieser schottischen Burg!«
»Fliegen? Schon wieder? Oh, mir wird schlecht, mit Verlaub, Gebieter«, ächzte der Gnom.
Zamorra hatte das Tempo des Wagens verlangsamt. Er hatte plötzlich Schwierigkeiten, ihn zu lenken. Ihm war, als taste eine fremde Macht nach ihm und den beiden anderen. Dabei machte das Amulett sich nicht warnend bemerkbar. Trotzdem glaubte Zamorra für kurze Zeit, sich im Fokus eines gedanklichen Suchstrahls zu befinden, ohne daß er dessen Quelle feststellen konnte.
Der Fremdfaktor war äußerst störend; die Straße verschwamm
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