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0490 - Feuerschädel

0490 - Feuerschädel

Titel: 0490 - Feuerschädel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sich dann unbeirrt weiter den Hang hinauf zu bewegen? Oder hatte dieses kurze Stoppen sich nur in Thursos Fantasie abgespielt?
    »Ich bin ja total übergeschnappt!« stieß Thurso hervor. »Mit meinen Gedanken Mhôrven erreichen zu wollen? So verrückt kann ich doch gar nicht sein! Heiliger Nepomuk, warum geht mir der Alte denn überhaupt nicht mehr aus dem Kopf?«
    Abrupt wandte er sich um und kletterte wieder in den Suzuki, als ihn eine seltsame Müdigkeit überkam. Fast wäre er auf dem Fahrersitz eingeschlafen, ohne die Tür hinter sich zugezogen zu haben, aber dann war dieser Anfall auch schon wieder vorbei. Nach der unruhigen Nacht brauchte Thurso sich nicht einmal darüber zu wundern. Er fragte sich nur, warum es ihn nicht schon früher, in der Firma, erwischt hatte. Er startete den LJ, schaltete das Licht ein und fuhr weiter. Nach Rhu Mhôrven sah er sich nicht mehr um.
    Zu Hause fuhr er den Wagen auf die überdachte Stellfläche, begrüßte seine Frau mit einem herzhaften Kuß und meldete sich gleich wieder bei ihr ab. »Und am Abendessen bist du wohl gar nicht interessiert?« rief sie ihm nach.
    »Doch, aber lange dauert’s ja nicht! In einer halben Stunde bin ich wieder da!«
    »Deine halben Stunden kenne ich… Wenn du in drei Stunden wieder hier bist, ißt du eben kalt!« So lange wollte tr wirklich nicht bleiben. Ihn interessierte brennend, was sich gestern abend nach seinem Abgang aus dem Pub noch ereignet hatte, und außerdem wartete noch Whisky auf ihn.
    Unaufgefordert stellte Ulluquart ihm den Selbstgebrannten hin. Sie kamen ins Gespräch. Roy Thurso erfuhr von der seltsamen Unterhaltung zwischen Butler William und Mhôrven, und erzählte von seinem jüngstem Erlebnis auf der Heimfahrt. Und dann sah Ulluquart Thurso heftig zusammenzucken, herumwirbeln, und hörte ihn ausrufen: »Verdammt, warum läßt der Kerl mich denn immer noch nicht in Ruhe?«
    »Darf man erfahren, was denn jetzt schon wieder abgeht?« fragte Ulluquart und schenkte noch einmal gut nach. Thurso, der gar nicht den Eindruck machte, nach erst einem Whisky schon betrunken zu sein, zitterte und war totenblaß geworden.
    »Gerade - gerade hat er wieder zu mir gesprochen! Keith, er muß unmittelbar hinter mir gestanden haben, so laut und deutlich habe ich ihn verstanden!«
    Ulluquart hatte keinen Laut gehört! »Und was hat er dir diesmal ins Ohr geflüstert, Roy?«
    »Es ist wirklich besser für dich, wenn du einfach nicht mehr an mich denkst, denn ich will von dir doch überhaupt nichts! - Das hat er mir gesagt!«
    Ulluquarts Gesicht blieb steinern und zeigte nicht, was er dachte. »Du hältst mich jetzt für verrückt, Keith«, behauptete Thurso. »Aber vorhin, auf der Straße, da habe ich mich selbst für verrückt gehalten, als ich versuchte, den Alten mit meinen Gedanken zu erreichen. Keith, was stimmt mit mir nicht? Wieso komme ich auf dermaßen irrwitzige Gedanken, und was plant Mhôrven?«
    »Bei Gelegenheit darfst du mich was Leichteres fragen«, brummte Ulluquart. »Aber vielleicht solltest du den Rat deines unsichtbaren Freundes befolgen und wirklich nicht mehr an ihn denken. Sonst wirst du am Ende tatsächlich noch verrückt! Komm, trink noch einen Schluck, das beruhigt die Nerven!«
    Aber jetzt schmeckte Thurso der Whisky nicht mehr. Fast fluchtartig verließ er den Pub.
    Sein Abendessen war noch warm.
    ***
    Zwischen den Grabsteinen blieb Mhôrven stehen. Er spürte die Last seiner Jahre mehr denn je, aber er wußte auch, daß jetzt die Zeit gekommen war. Vielleicht ging es nicht um gestern, heute, morgen oder übermorgen - aber lange genug hatte der Llewellyn sich sicher fühlen können.
    Jetzt würde er es nie mehr wieder können…
    Es gab nicht viele Gräber auf diesem Totenacker. Nur von wenigen waren noch die Steine erhalten; alles andere hatte der Zahn der Zeit zerschliffen. Rhoy Saris, 1464 - 1728, las Mhôrven. Das war das jüngste der Gräber aus der Erbfolge. Ein anderer Stein wies die Inschrift 1201 - 1464 auf; der Name war längst verwittert, der Stein an dieser Stelle geglättet. Auf einem anderen Grab steckte nur noch ein schlichtes Holzkreuz im Boden, das aus neuerer Zeit stammte, aber die alten Zahlen aufwies, mit den Namen Ghared Saris ap Llewellyn versehen: 939 - 1201. Ghared Saris, auf dessen Grabstätte dieses Kreuz in jüngster Zeit gesetzt worden war, weil der ursprüngliche Stein wohl längst zerfallen war, war demnach 262 Jahre alt geworden, der namenlose Nachfahre 263, Rhoy Saris 264… und bald

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