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0490 - Feuerschädel

0490 - Feuerschädel

Titel: 0490 - Feuerschädel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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vor Zamorras Augen und tanzte hin und her. Er stoppte den Wagen, aber im gleichen Moment verschwand das seltsame Gefühl abrupt. Gerade so, als habe der Unbekannte festgestellt, daß sein Abtasten bemerkt worden war, und als habe er sich deshalb wieder zurückgezogen.
    Unwillkürlich tastete er nach dem Amulett, das unter seinem Hemd vor der Brust hing. Er überlegte, ob es Sinn hatte, es zu aktivieren und dem Fremdeinfluß nachzuspüren.
    »He, warum wendet Ihr nicht endlich?« polterte Cristofero hinter ihm.
    Eine schwarze Hand berührte Zamorras Unterarm. »Ihr habt auch etwas gespürt, Herr deMontagne, nicht wahr?« fragte der Gnom leise.
    »Was weißt du davon?« erkundigte Zamorra sich überrascht.
    »Jemand dachte an drei Männer, suchte und fand sie in uns«, sagte der Gnom. »Ich glaube, er wunderte sich, daß wir schon so nah sind, und fürchtete sich.«
    »Wovor? Vor uns?«
    Der Gnom schüttelte den Kopf. »Sicher nicht, Herr deMontagne.«
    »Himmel noch mal, wann hörst du endlich damit auf, mich ›Herr deMontagne‹ zu nennen?« entfuhr es dem Professor. »Kannst du mich nicht einfach nur Zamorra nennen?«
    »Nein, Herr deMontagne, denn das geziemt sich nicht. Ich bin von zu niederem Stand.«
    »Aber du bist ein Mensch, verdammt noch mal, und Menschen sind alle gleich, auch wenn dein Herr und Meister da hinten das anders sieht und seinen Standesdünkel pflegt. Aber zurück zu dem Fremden. Was weißt du über ihn? Wer ist er?«
    Der Gnom wand sich.
    »Herr, ich bin nicht allwissend. Ich bin nur ein unwürdiger Diener, der über wenige bescheidene Künste verfügt. Meine Sinne sagen mir, daß das, was wir spürten, von einem Druiden kommt.«
    Zamorra schluckte. »Von einem Druiden? Sollten Gryf oder Teri in der Nähe sein?« Aber das paßte nicht zusammen. Die beiden hätten sich offen gezeigt und sich über ein Wiedersehen gefreut, nicht aber aus dem Dunkeln heraus semitelepathische Tastversuche durchgeführt!
    Die Silbermond-Druiden waren rar geworden in den letzten Jahrzehnten und Jahrhunderten. Es mochte noch einige von ihnen auf der Erde geben, aber Zamorra kannte nur Gryf ap Llandrysgryf und Teri Rheken. Sollte jetzt noch ein weiterer Druide auftauchen?
    Unwillkürlich mußte Zamorra an die Zeitschatten denken, die bei Merlins fehlgeschlagenem Experiment entstanden waren, als er versucht hatte, nachträglich den bereits vernichtenden Silbermond zu retten. Für eine Weile hatten die beiden entstandenen Zeitparadoxa für ein beträchtliches Chaos auf der Erde gesorgt. [3] Aber diese Relikte einer falschen Wirklichkeit waren doch verloschen!
    Oder - etwa immer noch nicht?
    Gehörte das, was hier geschah, und möglicherweise auch Zamorras seltsamer Alptraum, zu einem solchen noch immer existierenden Zeitschatten?
    Ich sehe Gespenster, dachte Zamorra. Wenn ich mich nicht langsam von diesem Silbermond-Trauma löse, werde ich noch in hundert Jahren bei jedem neuen Phänomen wieder an die Zeitschatten denken!
    Zamorra riskierte es, weiterzufahren. Es war ohnehin längst stockdunkel, und er wollte nicht zu spät auf Llewellyn-Castle eintreffen. Lord Saris war nicht so ein Nachtmensch wie Zamorra selbst, und Lady Patricia MacRowgh würde sich auch herzlich bedanken, um Mitternacht aus dem Bett geklingelt zu werden.
    Es ging weiter entlang am Westufer des Loch Ness. Die Orte Lochend und Drumnadrochit lagen bereits hinter ihnen, und vor ihnen tauchte ein Wegweiser-Schild auf, das nach Urquhart-Castle wies. Von dort aus wurde immer noch die Legende vom Ungeheuer von Loch Ness am Leben erhalten, um Touristen gleich scharenweise anzulocken, und inzwischen war dort auch eine mehrköpfige, international besetzte Gruppe von Wissenschaftlern aktiv, um dem »Ungeheuer« auf die Spur zu kommen. Sie hätten sich die Arbeit sparen können; aber Zamorra dachte nicht daran, ihnen einen Tip zu geben. Sie würden ihm ja sowieso nicht glauben, sondern je nach persönlicher Auffassung weiterhin an der Legende oder an ihrem geeichten Wissenschaftsbrett vor dem Kopf zimmern.
    Wer würde Zamorra denn schon glauben, daß das »Ungeheuer« alles andere als ein Ungeheuer war und er sich mit »Nessie« schon einmal in aller Gemütsruhe gepflegt unterhalten hatte? [4]
    Invermoriston tauchte auf, ebenfalls an der Einmündung eines Flusses in den Loch Ness gelegen. Zamorra bog auf die Nebenstraße ab, die jetzt am Cluanie-Fluß bis nach Cluanie-Bridge führte. Hier sah die Straße schon wesentlich schlechter aus; weniger befahren und in

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