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0490 - Feuerschädel

0490 - Feuerschädel

Titel: 0490 - Feuerschädel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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den Gnom oder Zamorra meinte. Immerhin benahm er sich bei der Kontrolle wahrhaftig ungewöhnlich zurückhaltend. Sein und des Gnomen »Ersatzausweise« waren noch gültig; irgendwie mußte der Earl of Pembroke dafür gesorgt haben, daß die beiden ungewöhnlichen Menschen Ausweise bekamen. Andernfalls hätte er Don Cristofero kaum so einfach per Flugzeug nach Frankreich zurückschicken können… Offenbar hatten nicht nur Angehörige des Oberhauses Beziehungen, die sie spielen lassen könnten! Der Earl of Pembroke hatte da wohl auch ein paar Drähte, an denen er ziehen konnte. Zamorra nahm sich vor, ihn bei Gelegenheit danach zu fragen, wie er es geschafft hatte, Legitimationen für die beiden Zeitreisenden aus der Vergangenheit zu beschaffen. Paßfälschung schied jedenfalls aus; der Earl würde sich lieber die Kugel geben, als auch nur in Gedanken in die Niederungen der Kriminalität abzusteigen.
    Der Flug nach Glasgow verlief ohne Probleme, aber als sie erneut in eine andere Maschine umstiegen, begann Cristofero zu meutern. Mit hallender Stimme schwang er sich zu einem öffentlichen Vortrag über die Unzulänglichkeiten der Flugtechnik auf; es müsse doch im Jahr 1992 möglich sein, einen Direktflug von Lyon nach Inverness anzubieten, statt den Fluggästen die Beschwerlichkeiten ständigen Umsteigens aufzubürden; schließlich befände man sich ja nicht mehr in der Jungsteinzeit. Aber das sei natürlich wieder einmal typisch für die Engländer - und da klebte Zamorra ihm tatsächlich das breite Heftpflaster über den Mund.
    Das stellte den empörten Grande einstweilen ruhig; während des viertelstündigen Fluges nach Inverness war er damit beschäftigt, das Pflaster zu lösen. Das war gar nicht so einfach, weil Zamorra nicht die geringste Rücksicht auf Cristofero wild wuchernden Bart genommen hatte. So mußte Cristofero annähernd jedes Barthaar einzeln von der Klebefläche lösen - oder es sich schmerzhaft ausrupfen.
    »Würdet Ihr nicht als einer meiner späten Nachfahren zur Familie gehören«, grollte er schließlich, »so würde ich Euch nunmehr vor die Klinge fordern. Wie konntet Ihr es nur wagen? Es ist würdelos, einfach würdelos! Ich verachte Euch, Zamorra, und ich werde drei Kreuze schlagen, wenn Ihr mich von Eurer unseligen Gegenwart befreit! Pah!«
    »Seht Ihr, Herr deMontagne?« kicherte der Gnom. »Schon bricht er sein Versprechen, nimmermehr mit Euch zu reden! Ah, verzeiht, Gebieter«, und er duckte sich, als Cristofero wild ausholte und einen zerschmetternden Fausthieb androhte, den er natürlich niemals ausführen würde. Er mochte den Gnom noch so herunterputzen und herumkommandieren, aber irgendwie hatte er an dem Verwachsenen wohl einen Narren gefressen und ließ ihm Dinge durchgehen, für die er andere bis auf die Knochen hätte auspeitschen lassen - in seiner Zeit.
    Schließlich übernahm sie in Inverness Zamorras Mercedes. Der war gerade vor ein paar Minuten aus dem Flugzeug geladen worden, das aus London kam. Als Cristofero von diesem Direktflug hörte, war er nahe daran, zu explodieren - erinnerte sich aber gerade noch rechtzeitig daran, daß er ja nicht mehr mit Zamorra reden wollte. Vermutlich hätte er sowieso nicht einer Erklärung lauschen wollen, wieso der Passagierflug über mehrere Stationen ging und die Fracht direkt ins Ziel gebracht wurde. Er marschierte nur mißtrauisch um die perlmuttweiße Limousine herum, trat scheinbar fachmännisch gegen die Reifen und nickte huldvoll. Dann wandte er sich an den Gnom. »Sag Er jenem neuzeitlichen Flegel, daß diese pferdelose Droschke mir wesentlich besser zusagt als die, welche er im Castillo Montego benutzt. Zumindest«, und er deutete auf den Stern vorn an der Kühlerhaube, »besitzt dies Fahrzeug eine Halterung, an die man vielleicht Pferde oder Sklaven schirren kann, wie immer das auch praktiziert werden mag.«
    »Bedenkt aber, Gebieter«, ächzte der Gnom, »daß dies vielleicht der Handgriff zum Wegwerfen ist!«
    Zamorra seufzte gottergeben. Er fragte sich, was die beiden sich zu sagen gehabt hätten, wenn Butler William sie mit dem Rolls-Royce Phantom Seiner Lordschaft abgeholt hätte. Dessen Kühlerfigur, die geflügelte Frauengestalt, war schließlich noch wesentlich interessanter und vieldeutiger; »Spirit of Ecstasy«, im Volksmund profan »Emily« geschimpft.
    »Einsteigen und Klappe halten«, ordnete er an. »Kommentare der Mitreisenden sind unerwünscht.«
    Und dann war er froh darüber, daß Nicole nicht mit dabei war -

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