0490 - Feuerschädel
kam es ohnehin nicht darauf an…
Daß der Wagen vom Kontinent herübergeschifft worden war und deshalb im Gegensatz zu offiziell in England verkauften Mercedes-Typen das Lenkrad auf der falschen Seite hatte, störte sie nicht. Hier waren die Straßen so schmal, daß es darauf nicht ankam. Und außerdem gewöhnte sie sich ziemlich schnell daran.
Der Sicherheitsgurt war locker genug eingestellt, daß er ihren Bauch nicht zu sehr drückte. Patricia startete den kraftvollen 5,6-Liter-Achtzylinder, stellte fest, daß der vom Fließband gelaufene Mercedes fast genauso geräuschlos lief wie der handgearbeitete Rolls-Royce, und fuhr aus der Burg hinaus.
Sie machte sich keine Gedanken, als sie nach rechts abbog und den Weg nahm, der zum kleinen Privatfriedhof der Llewellyns führte.
***
Der Gnom war es, der blitzschnell zupackte und den zusammenbrechenden William auffing, um ihn dann anzuheben und auf den etwa zwei Meter langen massiven Holztisch zu legen. Zamorra hob die Brauen; soviel Kraft hatte er dieser kleinwüchsigen Gestalt gar nicht zugetraut. Aber das war jetzt auch unwichtig. Zamorra tastete nach dem Puls des Butlers. Der war auffallend schwach!
»Einen Arzt, Keith !« rief Zamorra dem Wirt zu. »Schnell! Sie haben doch Telefon!«
Keith Ulluquart war schon am Telefon. Zamorra konnte sich keinen Grund vorstellen, weshalb William so überraschend zusammengebrochen war, aber dann faßte der Gnom nach Williams rechter Hand und zeigte Zamorra den Daumen. »Herr deMontagne, die Verletzung ist wieder aufgebrochen!«
Deutlich war der Schnitt in Williams Daumen zu sehen. Bis zum Knochen klaffte das Fleisch auf. Aber da floß kein Blut, nicht ein einziger Tropfen. Zamorra überwand sich und betrachtete die Wunde. Sein erster Gedanke, daß die durchtrennten Adern sich dank der Heilkraft des Mannes längst geschlossen hatten und die Wundränder nur deshalb offenklafften, weil sie beim Verpflastern nicht richtig zusammengefügt worden waren, erwies sich als Trugschluß. Zwei Adern waren offen, und aus ihnen schoß das Blut mit einem Tempo hervor, das im krassen Widerspruch zu Williams schwachem Puls stand, aber dieses Blut verschwand im Nichts, kaum daß es aus den Schnittöffnungen hervortrat!
»Das gibt’s doch nicht!« keuchte Zamorra verblüfft. Dieser einfache Schnitt in die Daumenkuppe versprudelte Blut, als sei eine Hauptschlagader durchtrennt worden! Und das Blut verschwand im Nichts!
Es war nicht einmal zu riechen!
In der kurzen Zeit, die seit Williams Zusammenbruch vergangen war, mußte der Butler fast einen ganzen Liter verloren haben, und die makabre Quelle sprudelte munter weiter! Zamorra preßte unwillkürlich sein Amulett gegen Williams Daumen, aktivierte es mit einem intensiven Gedankenbefehl und zwang es, mit seiner magischen Energie die zertrennten Adern - diesmal dauerhaft -zu verschließen.
Williams Puls war noch schwächer geworden. Sein Atem ging äußerst flach. Zamorra wußte jetzt, daß die vorhin geübte Verharmlosung seiner Wunde die größte Untertreibung war, seit der liebe Gott den Verstand an die Menschen verteilt hatte. William mußte auch vorher schon eine Unmenge Blut verloren haben, und es war ein Wunder, daß er sich bis jetzt überhaupt hatte aufrecht halten und einen so guten Eindruck machen können. Außerdem mußte Magie im Spiel sein, sonst hätte das Amulett die Adern jetzt nicht schließen können.
Ulluquart legte den Telefonhörer auf die Gabel. »Der Arzt kommt aus Inverness und braucht wenigstens noch eine halbe Stunde!«
Das konnte für William zu spät sein. Sein Atem ging immer flacher. »Hat der Doc Blutkonserven dabei und die Möglichkeit, sofort eine Transfusion einzuleiten?« fragte Zamorra und entsann sich, daß er nicht einmal Williams Blutgruppe kannte.
»Blutkonserven?« stieß Ulluquart hervor. »Da muß ich nachfragen.«
»Notfall«, schrie Zamorra ihm zu, während Ulluquart erneut wählte. »Der Arzt soll mit einem Rettungswagen kommen. William hat vielleicht noch zwei oder drei Liter Blut in den Adern! Warten Sie, wir brauchen die Blutgruppe!«
Er durchsuchte Williams Taschen. Die Ausweispapiere und zwei Kreditkarten fand er, aber keinen Hinweis auf medizinische Fakten. »Keith, rufen Sie den Lord an! Vielleicht weiß der was! Schnell, oder der Mann stirbt uns hier in den nächsten 60 Minuten wegen Blutverlust unter den Händen weg!«
Ulluquart beeilte sich, doch es dauerte eine Ewigkeit, bis Saris ans Telefon kam. Nach einem kurzen Wortschwall in
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