0490 - Feuerschädel
Stimme im Oberhaus der britischen Regierung besaß und damit in gewissem Sinne auch über politischen Einfluß verfügte.
Saris lächelte. »Wir haben uns gegenseitig überredet, daß er noch heute abend zu Besuch kommt. Er bringt auch noch einen anderen Adelsvertreter und dessen Diener mit. William, vielleicht könnten Sie dafür sorgen, daß entsprechende Gästezimmer vorbereitet werden.«
»Gewiß, Sir«, sagte der Butler. »Aber es dürfte schwierig sein, Monsieur Zamorra und seine Begleitung aus Edinburgh zu holen. Es sieht zwar inzwischen wieder nach Tau wetter aus, und das Thermometer steigt ständig, aber gegen Abend könnte es doch wieder zu gefrierender Nässe führen, oder zu starkem Nebel.«
»Zamorra will sich selbst darum kümmern, wie er hierher kommt; er will nicht abgeholt werden«, sagte Saris. »Das ist also nicht unser Problem. Machen Sie drei Zimmer bereit. Eines für Zamorra und Nicole, eines für Don Cristofero und eines für seinen Diener.«
»Drei Männer«, entfuhr es William.
»Wie bitte?« entfuhr es dem hellhörig werdenden Lord. »Bitte, William, was meinten Sie soeben?«
Da platzte der Butler heraus: »Rhu Mhôrven hat mich gestern abend so durchdringend angeschaut, daß ich glaubte, Eis statt Blut in den Adern zu haben, und dann sagte er wörtlich: Wenn die drei Männer wirklich eintreffen, könnte dies für wenigstens einen von ihnen ebenfalls den vorzeitigen Tod bedeuten!«
Er hielt den Atem an.
Sir Bryont auch.
»Drei Männer«, diesmal war er es, der diese Worte sprach. »Drei Männer… und für wenigstens einen von ihnen ebenfalls den vorzeitigen Tod?«
»So hat es Rhu Mhôrven in Worte gekleidet, Sir!«
Saris sah seinen Diener scharf an, und der glaubte plötzlich unter dem Blick Sir Bryonts schon wieder den Frost in seinen Adern zu spüren. »Und Sie sehen einen Zusammenhang zwischen Zamorras Besuch und Rhu Mhôrvens Worten?«
Unglücklich fragte William zurück: »Sir, muß ich diesen Zusammenhang nicht sehen?«
Lord Saris winkte ab. »Ich halte es für ein Mißverständnis. Vielleicht ist Rhu Mhôrven im hohen Alter ein bißchen seltsam im Kopf geworden und brabbelt Dinge vor sich hin, die eher zufällig mit irgendwelchen Fakten übereinstimmen. William, ich an Ihrer Stelle würde mir darüber keine Gedanken mehr machen. Rhu Mhôrven war schon immer harmlos.«
»Aber selbst auf MacRowgh-Land spricht man von ihm und nennt ihn einen Hexer«, warf Patricia ein, »und immerhin wohnen wir am Ar…, am Ende der Welt. Sorry, als Lady sollte ich solche unanständigen Wörter nicht kennen, aber bei uns ist eben alles ein wenig lebensnäher und rustikaler.«
Saris grinste jungenhaft, faßte nach ihrer Hand und küßte sie. »Macht euch keine Sorgen, liebe Leute«, sagte er. »Wenn von Mhôrven wirklich Gefahr ausginge, dann hätte sich diese Gefahr schon vor Jahren und Jahrzehnten gezeigt. Außerdem liegt Caer Llewellyn unter einem magischen Abwehrschirm, und Zamorra kennt sich mit Magie gut genug aus, um sich gegen alle Angriffe zu schützen, falls ihm auf dem Weg hierher jemand an den Kragen gehen sollte! Vergeßt diesen harmlosen Spinrier!«
Lady Patricias Gesicht zeigte, daß sie die Meinung ihres Gatten nicht so recht teilen konnte. William verbarg seine Gedanken hinter der starren Maske seines Butler-Gesichts, aber auch er hielt Mhôrven für alles andere als einen harmlosen Spinner. Für seine Begriffe trieb sich Mhôrven in der letzten Zeit zu oft zwischen Llewellyn-Castle und dem Ben Attow herum, jener Bergspitze im Nordwesten, die auch im Sommer fast ständig schneebedeckt war. Und zwischen dem Attow-Berg und Llewellyn-Castle lag der Llewellyn-Privatfriedhof. Das besondere Interesse Mhôrvens an diesem Totenacker konnte William sich beim besten Willen nicht erklären.
***
Für eine halbe Stunde riskierte Zamorra es, Don Cristofero im Château Montagne allein zu lassen und ließ sich von den Regenbogenblumen gedankenschnell von seinem Schloß an der Loire in Ted Ewigks Villa am Nordrand von Rom bringen. Nicole Duval begrüßte ihn mit einer innigen Umarmung und brennendheißen Küssen, ließ ihn aber eiskalt auflaufen, als er sie bat, mit nach Schottland zu kommen.
»Dem Lord würde ich diesen Gefallen herzlich gern tun, cheri, nur kann ich dabei auf die Gesellschaft dieses feudalistischen Pfaues dankend verzichten. Ich kenne bessere Möglichkeiten, dafür zu sorgen, daß mir schlecht wird! Wenn du Cristofero tatsächlich auf Llewellyn-Castle läßt, kann
Weitere Kostenlose Bücher