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0490 - Hiebe auf den ersten Blick

0490 - Hiebe auf den ersten Blick

Titel: 0490 - Hiebe auf den ersten Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
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haben wir nichts über den Inhaber.«
    Phil griff nach dem Zettel, den ich ihm hinhielt. »Ein Beerdigungsinstitut? Du machst wohl Witze?«
    »Keineswegs. Laß dir was Hübsches einfallen. Versuch, soviel wie möglich über die Leute zu erfahren, die dort beschäftigt sind.«
    Phil strahlte nicht vor Begeisterung. Aber ich wußte, daß er der beste Mann für so etwas war. Er konnte traurig aussehen wie ein getretener Bernhardiner.
    »Vergiß nicht, dir einen schwarzen Anzug anzuziehen«, rief ich ihm nach.
    »Ich werde meine Augen mit Zwiebelsaft bearbeiten«, knurrte er zurück, ehe er die Tür zuschlug.
    Ich griff zum Telefon und ließ mich mit dem Chef verbinden.
    »Kann ich mal ’rüberkommen, Chef?« fragte ich, als er sich meldete. »Ich brauche einen Haussuchungsbefehl.«
    ***
    Phil stieg mit gequältem Gesicht aus dem Taxi und ging langsam auf die Tür zu. Als er sie öffnete, erklang ein Glockenspiel, feierlich und ernst, der Weihe des Ortes angepaßt.
    Er schloß die Tür und blieb stehen. Der Raum war in ein wohltuendes Halbdunkel gehüllt und roch nach verblühten Nelken und Rosen. Schwere Kerzenständer umrahmten einen pompösen Mahagonisarg, anscheinend das Prunkstück des Instituts.
    Unhörbar tauchte ein langes Individuum auf, das in einem Gehrock, der allerdings leicht angespeckt aussah, steckte. Seine Stimme klang rostig und weinerlich zugleich. Seine Gesichtsfarbe war wächsern bleich.
    »Morning, Sir«, krächzte er und verbog seinen Oberkörper zu einer kunstvollen Spirale. »Ein trauriger Anlaß führt Sie zu uns. Ein sehr trauriger Anlaß. Sie haben einen Ihrer verehrungswürdigen Lieben verloren. Mein herzliches Beileid, Sir.«
    »Danke«, murmelte Phil, wobei sich seine Lider über die entzündeten Augen senkten. Er hatte tatsächlich Zwiebelsaft benutzt. »Ich wollte…« fuhr er unsicher fort, »ich glaube, es ist angebracht, wenn ich Ihnen erzähle, was für ein herrlicher Mensch er war.«
    »Ihr Vater?« fragte der Lange und geleitete Phil zu einem Sessel, der mit mehreren anderen um eine Palme gruppiert war.
    »Mein Onkel, oder besser, mein Großonkel. Er ist durch einen Autounfall ums Leben gekommen. Er war erst 87.«
    »Mein Beileid«, sagte der Lange nochmals, und Phil dankte diesmal mit einem tiefen Seufzer. »Ja, es ist sehr traurig, .er war ein herrlicher Mensch. Und ich bin sein einziger Erbe. Onkel Philipp soll würdig zu Grabe getragen werden, und er soll würdig ruhen…«
    »In Frieden«, ergänzte der Leichenbestatter. Aber dann besann er sich aufs Geschäft. Seine Fragen kamen gezielt und präzise, wobei er nie vergaß, den weinerlichen Unterton mitklingen zu lassen.
    Phil hatte sich gut vorbereitet. »Ich möchte, daß alles in Ordnung ist, wenn mein Onkel nach New York überführt wird.«
    »Das werden wir arrangieren.«
    »Nein, tut mir leid, der Unfall passierte in Houston. Ein dort ansässiges Unternehmen hat alles in die Wege geleitet. Ich möchte, daß Sie meinen Onkel würdig aufnehmen, wenn er morgen ankommt. Ich möchte, daß er bei Ihnen aufgebahrt wird, ehe er auf dem Friedhof der ewigen Ruhe entgegenschläft. Haben Sie die entsprechenden Räumlichkeiten?«
    »Selbstverständlich«, beeilte sich der Lange zu versichern. »Wenn Sie mir bitte folgen wollen?«
    Sie standen auf, durchquerten den Raum und traten durch eine Schiebetür, die sich wie durch Zauberhand lautlos öffnete, in eine kleine, mit schwarzen Tüchern ausgeschlagene Halle, von der vier Treppen in kapellenartige Aufbahrungsräume führten.
    Bisher hatte Phil außer dem Langen niemanden zu Gesicht bekommen. Deshalb fragte er nach dem Inhaber.
    »Mr. Alec Vidal ist sehr beschäftigt. Aber wenn Sie darauf bestehen, werde ich ihn bitten, herunterzukommen.«
    »Es wäre mir eine große Ehre.«
    Der Lange ging zu einem Haustelefon, das in die Wand eingelassen war. Phil konnte nicht verstehen, was er sagte. Er sprach zu leise. Aber wenige Augenblicke später kam ein Mann herunter, der in allem das genaue Gegenteil des Langen war. Er wog mindestens dreimal soviel, und sein schwarzer Anzug krachte in allen Nähten.
    Seine Visage paßte auf jeden Steckbrief, und Phil stufte ihn gleich richtig ein: Verbrechertyp mit Biedermanneinschlag.
    »Vidal«, stellte er sich kurz vor. Und gleich dahinter kam das stereotype »Mein herzliches Beileid.«
    Vidal musterte Phil wie eine Schlange das Kaninchen. Seine schwarzen stechenden Augen schienen den vermeintlichen Kunden durchbohren zu wollen.
    Mein Freund ließ ihm

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