Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0490 - Hiebe auf den ersten Blick

0490 - Hiebe auf den ersten Blick

Titel: 0490 - Hiebe auf den ersten Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
keine Zeit zu weiteren Betrachtungen. Er ging gleich auf sein Ziel los: die Erkundung der Räumlichkeiten.
    Der Dicke führte ihn zu einem Aufbahrungsraum. Phil sah sich alles sehr genau an. Dann sagte er:
    »Und wo bitte werden die Toten aufbewahrt, bevor sie hierherkommen?«
    Diese Frage verblüffte Vidal, obwohl er es sich kaum anmerken ließ. Sicher fragte sonst niemand danach.
    »Wenn Sie mir bitte folgen wollen?« Sie betraten einen hohen weißgekachelten Raum, an dessen Längsseite mehrere verschlossene Boxen eingebaut waren. In der Mitte stand ein hohes Gestell, ähnlich einem Operationstisch.
    Phil entging nicht die leichte Nervosität der beiden Leichenbestatter. Sie schienen sehr darauf bedacht zu sein, ihren Kunden zurückzuhalten. Diese Nervosität steigerte sich noch, sobald Phil in die Nähe einer Box kam, die die Nummer 5 trug.
    Phil tat so, als ob er es nicht bemerkte. Dabei überlegte er krampfhaft, wie er es anstellen könnte, gerade diese Box etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.
    Auf einmal stolperte er. Um nicht zu fallen, hielt er sich an dem Griff fest, der an dem Wanddeckel der Box angebracht war. Die dahinterliegende Bahre lief auf Kugellagern. Phil brauchte nicht fest zu ziehen, um sie hervorrollen zu lassen.
    Er hatte den Mann noch nie gesehen, der darauf lag. Aber das Loch an der Schläfe, das durch Schminkpuder verdeckt war, identifizierte er sofort: Kaliber 42 oder 45.
    Der Lange eilte auf ihn zu und schob die Bahre in die Wand hinein. »Ein Unfall«, sagte er hastig. »Der Mann wurde gestern eingeliefert. Wir warten noch auf die Freigabebescheinigung der Staatsanwaltschaft.«
    Phil spielte den Erschütterten. »Das ist mir sehr unangenehm, meine Herren. Bitte entschuldigen Sie, daß ich so ungeschickt war.«
    Als sie die Treppe hochgingen, um wieder in den Ausstellungsraum zu gelangen, fühlte Phil den Blick des Dicken im Nacken. Aber Vidal sagte nichts. Er verabschiedete sich schnell, vergaß aber nicht, noch einmal sein »Herzliches Beileid« anzubringen. Es klang etwas spöttisch.
    Phil hatte es sehr eilig, das Nötige mit dem anderen zu besprechen. Dann verabschiedete er sich und sagte: »Ich komme morgen früh noch einmal vorbei. Ich möchte dabei sein, wenn mein Onkel bei Ihnen eingeliefert wird.«
    Der Lange geleitete ihn mit vielen Verbeugungen zur Tür. Als Phil auf der Straße stand, winkte er einem Taxi, das langsam vorbeifuhr.
    »Zum Central-Bahnhof«, sagte er. »Setzen Sie mich vor dem Hauptportal ab!«
    Die Fahrt dauerte knapp dreißig Minuten. Kurz vor dem Bahnhof bog der Fahrer in eine Seitenstraße ab.
    »He!« rief Phil, »Hauptportal habe icfi gesagt!«
    Der Fahrer wandte den Kopf und grinste. »Können Sie mir sagen, wo ich dort parken soll? In der Hauptverkehrszeit findet dort nicht einmal ein Sperling einen Stehplatz.«
    Er stoppte neben einem Kiosk. »Drei Dollar.«
    Phil zahlte und stieg aus. Nach fünfzig Schritten kamen ihm drei Männer entgegen und blockierten den Bürgersteig. Die wenigen Passanten machten einen weiten Bogen um sie. Auch Phil wollte auf die andere Straßenseite ausweichen. Was er gerade jetzt nicht brauchen konnte, -war ein Streit mit ein paar Radaubrüdern.
    Lautlos glitt ein Wagen heran und quetschte‘ihn zur Seite. Und auf einmal wußte er, daß das eine bestellte Sache war. Er griff nach seiner Pistole. Noch ehe er den Kolben erreichte, sauste etwas Hartes und Schweres auf seinen Hinterkopf nieder. Tausend Sterne tanzten vor seinen Augen, und er versank in Bewußtlosigkeit.
    ***
    Als Phil am Spätnachmittag noch immer nicht zurück war, begann ich mir Sorgen zu machen. Wenn mein Freund einen Auftrag übernahm, dann pflegte er ihn auch auszuführen. Ganz gleich, was ihn dabei erwartete. Kam etwas dazwischen, rief er an.
    Ich wartete noch eine halbe Stunde, dann ging ich hinüber zum Chef.
    »Sorgen, Jerry?« begrüßte mich Mr. High.
    »Phil ist noch nicht zurück. Ich erzählte Ihnen von dem Bestattungsinstitut. Ich glaube, Phil hat da in ein Wespennest gestochen.«
    »Wollten Sie dafür den Haussuchungsbefehl?«
    Ich nickte. »Leider werde ich ihn schon jetzt benützen müssen. Und bei dem Gedanken ist mir nicht wohl. Wenn sie Phil wirklich geschnappt haben, wie ich fast sicher annehme, dann ist es eine Verzweiflungstat. Man kidnappt keinen G-man, wenn einem nicht das Wasser bis zum Hals steht.«
    »Hängt das mit der Affäre Torrington zusammen?«
    »Damit und mit ein paar anderen Sachen. Ich glaube, ich habe jemanden

Weitere Kostenlose Bücher