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0491 - Der Blutjäger

0491 - Der Blutjäger

Titel: 0491 - Der Blutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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winkte ab. Er besaß schwielige Hände. Unter seinen Fingernägeln klebte dunkle Graberde.
    »Reden wir nicht von mir, lieber von dir und deiner Familie. Sie hat der Tod schwer getroffen. Man rechnet mit deinem Kommen. Was sagten die anderen?«
    »Ich war noch nicht bei ihnen. Zuerst wollte ich meine Schwester allein sehen.«
    »Das ist verständlich.«
    Eva Leitner wunderte sich darüber, daß der Totengräber sie so seltsam prüfend anschaute. Sie fragte auch nach dem Grund.
    »Du bist noch hübscher geworden, kleine Eva.«
    »Das meinst du doch nicht.«
    Franz hob seine knochig wirkenden Schultern. »Da hast du recht, das wollte ich auch nicht sagen.«
    »Sondern?«
    »Ist dir nichts aufgefallen? Bei deiner Schwester, meine ich.«
    Eva wischte letzte Tränen aus den Augenwinkeln. »Wieso? Was hätte mir auffallen sollen?«
    »Du hast sie doch gesehen.«
    »Ja.«
    »Und auch die Wunde.«
    »Sicher.« Eva überkam eine gewisse Hektik. »Sag ehrlich, Franz, hat man sie umgebracht?«
    Der Totengräber schaute die junge Frau eine Weile an. »Es ist etwas kompliziert«, erwiderte er dann.
    »Wieso?«
    »Glaubst du, daß es Tote gibt, die gar nicht tot sind und nur so aussehen?«
    Eva dachte über die Frage nach. Plötzlich kam ihr die Luft in dem Raum stickig vor, sie schien sich immer mehr zu verdichten. Die junge Frau hatte das Gefühl, in einer Zelle zu stehen, sie spürte die Kälte im Nacken und gleichzeitig Hitzewellen durch ihren Körper rasen. »Was war das nur für eine Frage, Franz?«
    »Ich habe sie nicht ohne Grund gestellt. Hast du den Begriff von einem untoten Leben schon einmal gehört?«
    »Ja, natürlich…«
    Franz legte einen Finger auf seine schmalen Lippen und meinte dann: »Ich möchte dir gern etwas zeigen, Mädchen. Komm mit.« Er umfaßte ihren Arm. Eva nahm wahr, daß er nach Friedhofserde roch.
    »Schau dir ihren Hals an. Die linke Seite ist interessant.«
    »Das habe ich schon.«
    »Und was meinst du?«
    »Ich habe das Gefühl, daß man sie ermordet hat. Jemand hat sie umgebracht, nicht?«
    Franz schaute Eva ernst an. »Ja, so kann man es auch sagen, obwohl es nicht stimmt. Derjenige, den ich nicht kenne, hat sie in die Tiefe eines Schattenreichs gezogen.«
    »Ich… ich begreife das nicht, Franz. Was soll das alles?«
    »Dann will ich es dir sagen.« Der Totengräber hatte den Arm nicht losgelassen. »Deine Schwester ist tot, und trotzdem lebt sie. Sie ist nicht so tot wie eine normale Leiche. Man kann sie als untot bezeichnen. Ich habe mir die Wunde an ihrem Hals genau angesehen. Da kam mir schon der Verdacht.«
    »Na und?«
    »Ich will es klar sagen. Deine Schwester, Eva, ist gestorben und dabei zu einem Vampir geworden!«
    ***
    Andere Leute brachen zusammen, wenn sie solche oder ähnliche Nachrichten erfuhren. Nicht aber Eva Leitner. Sie blieb steif stehen, nur hatte sie das Gefühl, allmählich fortzuschweben und hineinzugleiten in andere Sphären.
    Die Worte des Totengräbers klangen noch in ihren Ohren nach. Ihre Schwester war ein Vampir, eine Untote, eine Wiedergängerin, ein Wesen, das sich, glaubte man der Legende, vom Blut anderer ernährte.
    Aber Vampire gab es nicht! Oder? Sie schaute Franz an und sah sein ernstes Gesicht. Nein, der machte ihr nichts vor. Wenn er das sagte, konnte ein Körnchen Wahrheit daran sein.
    »Woher weißt du…?«
    Er winkte ab. »Es war nicht nur das Mal an ihrem Hals, ich habe auch andere Spuren entdeckt. Deine Schwester hat nicht immer als Tote hier im Sarg gelegen. In der Nacht ist sie aufgestanden und über den Friedhof gegeistert. Ich habe sie selbst gesehen. Sie ging wie ein Gespenst, und sie stieß krächzende Laute aus, die sich hungrig anhörten, wenn du verstehst.«
    »Nein.«
    »Hungrig nach Blut.«
    Jetzt nickte sie. »Ja, Vampire brauchen Blut. So habe ich es gehört und gelesen.«
    »Und es stimmt.«
    Die nächste Frage wollte Eva kaum über die Lippen. »Hat sie… hat sie es denn bekommen?«
    »Ich weiß nicht, ob sie im Ort war. Ich glaube es nicht, denn dann hätte ich etwas gehört.«
    Eva schaute wieder auf die Tote. Der Schauer bei ihr blieb. »Und du bist dir sicher?«
    »Ja!« flüsterte Franz.
    »Aber was willst du tun?«
    Der Totengräber verzog den Mund. Gleichzeitig bildeten sich auf seiner Stirn noch mehr Falten.
    »Weißt du nicht, was man tun muß, um Vampire von ihrem Leiden zu erlösen?«
    Doch, das wußte sie, auch wenn Eva keine Antwort gab. »Nein, nein!« keuchte sie und ging fast bis zur Wand zurück, wo sie

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