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0491 - Die Wolfshexe

0491 - Die Wolfshexe

Titel: 0491 - Die Wolfshexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wehrte Nicole ab.
    »Die Biester kommen immer näher«, sagte Plouder leise. Unwillkürlich tastete er nach seinem Hals. »Ich hätte nie gedacht, daß es hier oben vor der Küste jemals Wölfe geben könnte, bis ich sie in den Nächten hörte. Und jetzt waren sie sogar bei mir? Das gefällt mir gar nicht.«
    »Einen habe ich erwischt«, sagte Zamorra. »Er liegt noch vor Ihrer Haustür. Wir haben übrigens Ihre Erste-Hilfe-Ausrüstung benutzt. Vielleicht gibt es auch ein paar Flecken in der Wohnung. Schauen Sie es sich an; Sie bekommen den Schaden auf jeden Fall ersetzt.«
    Plouder winkte ab. »Wenn ich ein Wildschwein zerlege, gibt’s viel mehr Dreck«, sagte er. »Hauptsache, Lenard hat es überlebt und keine bleibenden Schäden.«
    »Vermutlich nicht.«
    »Das ist gut. Schade, daß ich die Biester nicht vor die Flinte bekommen habe. Jetzt werden sie vorsichtiger sein.«
    »Wer war der Mann, der gerade seinen Abendspaziergang machen wollte?«
    »Unser Dorfgeheimnis«, sagte Hervé. »Mathieu Larchant.«
    »Dorfgeheimnis?« hakte Zamorra nach.
    »Ein Zugereister. Niemand weiß etwas über ihn, und er selbst spielt Auster und hält sich verschlossen. Hervé, hast du vorhin gemerkt, daß er auf meine Frage nach weiteren Kindern einfach nicht geantwortet hat?«
    »Jetzt, wo du’s sagst… tatsächlich. Er hat eine Menge von sich gegeben, aber an der Frage vorbeigeredet.«
    »Sehen Sie?« wandte Plouder sich wieder an Zamorra. »Das ist der ›Geheimnisvolle‹. Ausgerechnet ihm und seiner Tochter verdanke ich mein Leben. Schätze, ich werde ihm mal nachgehen. Wenn die Wölfe so aggressiv werden, kann er mir noch so viel erzählen - er ist auf seinen Spaziergängen außerhalb des Dorfes einfach gefährdet. Gestern haben sie die arme Yvette erwischt, heute beinahe Lenard und die Fremden - es ist unsicher geworden. Wir werden die Brut ausrotten müssen.«
    Er nahm die Patronen. Zamorra sah sie aufblitzen. »Silber?« fragte er. »Plouder, halten Sie diese Tiere für Werwölfe?«
    »Das sagen Sie, Monsieur«, erwiderte Plouder gelassen und lud sein Gewehr wieder.
    »Es waren keine Werwölfe«, sagte Zamorra. »Wie ich schon sagte - einen konnte ich erschlagen. Er behielt seine Gestalt. Und die Tiere hatten auch keine schwarzmagische Aura.«
    »Schön für sie«, sagte Plouder. »Und was habe ich damit zu tun?«
    »Sie haben Werwolf munition«, sagte Zamorra.
    Plouder schlüpfte in seinen Mantel und schloß die Knöpfe. Er grinste Zamorra an.
    »Wenn es schon nichts nützt«, sagte er, »so wird es zumindest nicht schaden. Einen sogenannten normalen Wolf töte ich mit Silber ebenso effizient wie mit Blei. Oder wissen Sie das besser, Fremder?«
    »Ich halte es für Verschwendung.«
    »Solange es nicht Ihr Geld ist, das ich dafür ausgebe, dürfte es Ihnen herzlich egal sein«, erwiderte Plouder, nahm das Gewehr und trat ins Freie.
    Zamorra und Nicole sahen sich an.
    Ich gehe ihm nach, las sie in seinen Gedanken. Sie selbst würde versuchen, hier im Lokal mehr herauszufinden.
    ***
    Plouder zu folgen, brachte allerdings nicht viel. Der Jäger streifte zuerst durch den kleinen Ort, gerade so, als ahne er die Verfolgung durch Zamorra und wolle diesen irreführen, und dann, offensichtlich resignierend, ging er in Richtung seiner Hütte. Zamorra folgte ihm zu Fuß; das war kein Problem. Er fühlte sich auch nicht gefährdet. Er hatte aus dem Fehler gelernt und die Kombi-Strahlwaffe der DYNASTIE DER EWIGEN aus dem Wagen geholt, mit der er sowohl betäuben als auch zerstören konnte.
    Er folgte Plouder nicht ganz bis zu dessen Holzhaus; als er sah, daß der Jäger die Blockhütte unbeschadet betrat, kehrte er wieder um. Er wunderte sich nur ein wenig, daß Plouder einfach so an der Stelle vorbeigegangen war, an der der erschlagene Wolf liegen mußte. Er sah nicht einmal dorthin.
    Aber vielleicht wollte der Jäger sich erst bei Tageslicht um den Kadaver kümmern. Zamorra schaute ebenfalls nicht mehr nach dem Tier, sondern kehrte zurück zur Gaststätte.
    Nicole hatte dort ebensowenig Erfolg. Zwar erregte sich jeder über den Tod des Mädchens, und auch der von Zamorra und Nicole geschilderter Überfall durch das Wolfsrudel sorgte für Aufregung. Doch niemand schien etwas Konkretes zu wissen.
    Damit mußte man leben, so ärgerlich es auch war. Zamorra hatte es auch schon erlebt, in ähnlich kleinen Dörfern am Rand der Zivilisation, von den Bewohnern bedroht und davongejagt zu werden, wenn er unangenehm klingende Fragen stellte.

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