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0491 - Die Wolfshexe

0491 - Die Wolfshexe

Titel: 0491 - Die Wolfshexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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keinesfalls den Umgang mit Mireille verbieten. Eine Kameradschaft, eine Freundschaft zwischen Ihnen hielte ich für durchaus begrüßenswert. Aber bitte erwarten Sie nicht mehr, und wecken Sie auch nicht in meiner Tochter weitergehende Hoffnungen. Es wird nicht funktionieren. Sie leben in unterschiedlichen Welten.«
    Yann-Daq schüttelte langsam den Kopf.
    »Ich denke, das sollte Mademoiselle Mireille besser selbst entscheiden«, sagte er.
    »Sagen Sie mal, Monsieur Larchant«, bemerkte Hervé, während er Bier- und Weingläser nachfüllte. »Wieso haben wir nie etwas davon gewußt, daß Sie auch eine Tochter haben?«
    Larchant lächelte. »Vielleicht, weil Sie mich nie danach gefragt haben.«
    »Das ist ein Argument«, gestand der Wirt. »Haben Sie auch einen Sohn? Oder noch andere Kinder? Sie sehen - jetzt frage ich. Man lernt aus Fehlern.«
    »Das ist eine der positiven Eigenschaften der Menschen«, erwiderte Larchant. »Sie lernen. Manchmal frage ich mich, warum so viele von dieser Eigenschaft keinen Gebrauch machen. Je höher sie auf der politischen Karriereleiter stehen, um so ausgeprägter ist dieses Phänomen. Zumindest habe ich immer diesen Eindruck.«
    Der Cadillac fuhr so leise, daß niemand das Einparken vor dem Haus bemerkte. Die Tür schwang nach innen auf, und Zamorra und Nicole traten ein. Nur Hervé bemerkte das leichte Zusammenzucken des »Geheimnisvollen«, denn Plouder war mit seinen eigenen Gedanken mehr als beschäftigt.
    »Ich denke, ich gehe jetzt«, sagte Larchant und legte einen Geldschein auf den Tisch. »Ich habe noch meinen Abendspaziergang vor mir und momentan nicht ganz so viel Zeit wie sonst.«
    Hervé hob die Brauen; auch sonst ließ Larchant sich selten genug und immer nur für kurze Zeit hier sehen. Er konnte sich ungefähr vorstellen, wie Larchant sein großes Auto finanzierte: er trank sein Bier oder seinen Wein daheim, kaufte kistenweise im Supermarkt in Brest ein und sparte die Kneipenpreise. Auch ’ne Art, reich zu werden - oder es zumindest zu bleiben…
    »Abendspaziergang?« warf Zamorra, der die Bemerkung gehört hatte, ungefragt ein. »Seien Sie vorsichtig, Monsieur. Da sind Wölfe unterwegs.«
    Larchant winkte ab. »Damit hat mich vorgestern schon Monsieur Plouder ängstigen wollen. Die Tiere tun mir nichts. Ich bin wesentlich bissiger.«
    Er grinste wölfisch und schritt an den Ankömmlingen vorbei nach draußen.
    Zamorra sah ihm nach.
    Mit dem stimmt etwas nicht, dachte er. Aber das Amulett hatte keinen Alarm gegeben.
    ***
    »Gut sehen Sie aus«, stellte Hervé fest. »Haben Sie ein Schlammbad genommen?«
    Zamorra und Nicole sahen an sich herunter. Ihre Kleidung war völlig verdreckt. Kein Wunder nach der Rauferei mit den Wölfen. Die Regenmäntel ließen sich ja noch einigermaßen leicht säubern. Aber das, was nicht von ihnen geschützt worden war, war reif für eine gründlichere Reinigungsaktion.
    »Sie müssen die Geheimagenten sein«, sagte der filzbärtige Mann vor der Theke. »Was ist mit Lenard? Lenard Cinan. Sie sind doch mit ihm los, mich zu suchen. Haben Sie ihn umgebracht, weil er zuviel wußte, Mister James Bond? Hervé, für Mister Bond einen Wodka-Martini bitte. Geschüttelt, nicht gerührt.«
    Zamorra seufzte. »Sie müssen also Yann-Daq sein, der Jäger«, sagte er. »Um es auch Ihnen noch einmal zu sagen: Wir sind keine Geheimagenten. Und Monsieur Cinan befindet sich in Brest im Krankenhaus; seine Bißwunden werden dort genäht. Es gab einen kleinen Zwischenfall. Die Wölfe, an die hier niemand so recht glauben will, haben uns überfallen. Deshalb auch unser etwas derangiertes Äußeres. Der Überfall, Plouder, geschah übrigens bei Ihrem Haus im Wald.«
    Plouder wurde blaß.
    »Für mich auch einen Wodka-Martini«, murmelte er. »Aber gerührt, nicht geschüttelt.«
    Zamorra sah die Gewehrpatronen, die vor ihm auf dem Tresen lagen. Plouders doppelläufiges Gewehr lag nahe dem Eingang auf dem Tisch, und er hatte es entladen, wie immer, wenn er Hervés Kneipe betrat. Warum, war Zamorra klar. Alkohol enthemmt… und wenn eine Waffe vorhanden ist, wird auch irgendwann probeweise mal der Abzug betätigt.
    »Die Wölfe«, murmelte Plouder. »Sie waren also da. Was ist mit Lenard? Ist er schwer verletzt?«
    »Nein. Fleischwunden«, versuchte Zamorra zu beruhigen.
    »Ich denke, das wäre nicht passiert, wenn Sie den Mann nicht gezwungen hätten, zu Yann-Daqs Haus zu fahren«, sagte Hervé düster.
    »Er hat sich doch freiwillig angeboten und aufgedrängt«,

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