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0491 - Ein Toter läuft um sein Leben

0491 - Ein Toter läuft um sein Leben

Titel: 0491 - Ein Toter läuft um sein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
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bestreitet das. Für seine Angaben spricht die Tatsache, daß sich keine Blutspuren fanden. Niemand hätte sie so rasch beseitigen können!«
    »Bei Stichen ins Herz gibt es oft nur sehr geringe Blutverluste«, sagte ich. »Möglicherweise hat die Kleidung alles aufgesaugt.« Ich zupfte an meinem linken Ohrläppchen. »Weston! Der Name kommt mir bekannt vor.«
    »Kein Wunder«, meinte Phil. »Westens gibt’s in dieser Stadt wie Muscheln am Meer.«
    Ich griff nach dem Telefon und wählte die Nummer des Archivs. Sergeant Shirer meldete sich. Ich nannte meinen Namen. »Seht doch bitte mal nach, ob es Unterlagen von einem gewissen Donald Weston gibt. Es ist dringend.« Ich legte auf. Phil erhob sich. Er schlug mit der Faust klatschend auf die offene Handfläche. »Ich frage Lindsay! Das ist der Sattler. Er wohnt nur einen halben Häuserblock von Weston entfernt. Vielleicht kauft er sogar seine Zigaretten bei dem Alten!« Phil durchblätterte das Telefonbuch. Dann rief er Lindsay an. Der Sattler meldete sich sofort.
    »Decker«, sagte Phil. »Sie müssen mir einen kleinen Gefallen tun. Ich erkläre Ihnen später, worum es dabei geht. In Ihrer Straße wohnt ein gewisser Donald Weston. Er betreibt dort ein kleines Tabakwarengeschäft im Hause Nummer 82. Kennen Sie ihn?«
    Ein paar Sekunden war es am anderen Leitungsende völlig still. »Ja, ich kenne ihn«, erwiderte Lindsay. Phil fand, daß der Sattler für diese Antwort reichlich lange gebraucht hatte.
    »Gut?«
    »Vom Ansehen.«
    »Ich brauche Ihnen nicht zu erklären, daß es sich um eine vertrauliche Anfrage handelt«, sagte Phil.
    »Ja, das verstehe ich.« Lindsays Stimme klang seltsam gepreßt.
    »Fühlen Sie sich nicht wohl?« fragte Phil.
    »Ich? Nein, nein. Was ist denn mit Weston?«
    »Ich möchte wissen, was für ein Mensch er ist. Welchen Ruf genießt er in der Straße?«
    Lindsay räusperte sich. »Ach, wissen Sie, ich kümmere mich nicht um das Gerede der Leute!«
    »Es gibt also Gerede?«
    »Nun ja, ein bißchen. Sie dürfen mir nicht böse sein, wenn ich mich weigere, den Unsinn zu verbreiten. Ich hasse Klatsch.«
    »Sie sollen keinen Klatsch verbreiten«, sagte Phil. »Mich interessiert es jedoch, wie die Leute diesen Weston beurteilen und einstufen.«
    »Er ist ein kleiner Geschäftsmann, genau wie ich. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen«, erwiderte Lindsay. »Entschuldigen Sie mich jetzt bitte, ich habe gerade einen Kunden im Laden!« Es knackte in der Leitung. Lindsay hatte aufgehängt.
    Mein Freund starrte den Hörer an. »Komisch«, murmelte er. »Der Fall fängt an, interessant zu werden. Dieser Lindsay fürchtet sich vor Weston. Eine andere Erklärung gibt es nicht für sein seltsames Verhalten.«
    »Vielleicht siehst du Gespenster«, sagte ich. »Warum sollte sich Lindsay vor Weston fürchten? Dieser Lindsay ist doch nur ein kleiner Handwerker! Bei dem ist nicht viel zu holen, denke ich.«
    »Die Frage lautet, was hinter Weston steckt!« meinte Phil grimmig. »Ich kenne Lindsay. Er ist ein heiterer, redefreudiger Bursche. Er klatscht leidenschaftlich gern.«
    Das Telefon klingelte. Sergeant Shirer war am Apparat. »Ich habe die Akte gefunden«, sagte er.
    »Schießen Sie los, was hat Weston angestellt?« fragte ich und gab Phil ein Zeichen. Er schnappte sich den Zweithörer und setzte sich auf den Rand meines Schreibtisches.
    »Vor einundzwanzig Jahren war er in eine Erpressungsgeschichte verwickelt. Die Sache hat ihm zwei Jahre Gefängnis eingebracht. Soll ich Ihnen die Akte ’rüberschicken?«
    »Ja, bitte. Hat man ihn allein angeklagt?«
    »Nur als Helfer!«
    »Vielen Dank, Sergeant.« Wir legten auf. Phil erhob sich. »Erpressung!« sagte er nachdenklich.
    »Vor einundzwanzig Jahren«, fügte ich hinzu. »Das muß gegen Kriegsende gewesen sein.«
    »Wenn man ihm nur zwei Jahre aufgebrummt hat, kann es nicht so schwerwiegend gewesen sein«, meinte Phil. Er stieß einen dünnen Pfiff aus. »Ich spreche mit dem Revier. Vielleicht weiß man dort etwas über ihn!«
    Er rief das zuständige Revier in Williamsburg an. Kurz darauf hatte er den Revierdetektiv an der Strippe, einen gewissen McAllister. »Klar kenn’ ich Weston«, sagte McAllister. »Ich kauf’ meine Zigarren bei ihm.«
    »Was ist er für ein Bursche?« erkundigte sich Phil. Ich führte den Zweithörer ans 'Ohr. McAllister zögerte. »Schwer zu sagen, Sir.« Es klang ausweichend und war keineswegs die Art von Information, die man von einem Beamten erwartet. Phil legte die Stirn in

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