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0493 - Eine weint um Killer Jack

0493 - Eine weint um Killer Jack

Titel: 0493 - Eine weint um Killer Jack Kostenlos Bücher Online Lesen
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Platz«, bat Helen Londy mit ihrer sympathischen warmen Stimme. »Darf ich Ihnen etwas anbieten? Einen Drink vielleicht? Zigaretten, Zigarren?«
    Wir lehnten dankend ab und setzten uns, nachdem sich das Mädchen in einer Ecke der überdimensionalen Couch niedergelassen hatte. »Stört es Sie, wenn ich rauche?« erkundigte sie sich und griff nach einer Zigarette, ohne unsere Antwort abzuwarten.
    Phil beugte sich vor und gab dem Mädchen Feuer. Helen Londy inhalierte tief und dankte Phil mit einem Lächeln. Falls sie wußte, weshalb wir gekommen waren, verstand sie es meisterhaft, ihre Gefühle zu kontrollieren.
    »Es dreht sich um Ihren Ex-Verlobten«, begann ich die Unterhaltung.
    Helen Londy sah interessiert aus, aber es war eine höflich distanzierte Interessiertheit, eher eine Verbeugung vor dem Besucher als eine wirkliche Anteilnahme an dem Thema. »Oh!« sagte sie nur. Sie hatte sich anscheinend fabelhaft in der Gewalt.
    »Sie haben ihn damals identifiziert, nicht wahr?«
    Helen Londy wischte sich einen Tabakkrümel von der Unterlippe, schnippte ihn achtlos weg und meinte:
    »Ja. Ich wurde zum Leichenschauhaus bestellt. Ich habe keine schwachen Nerven, aber dieser Anblick…« Sie unterbrach sich und zog wie fröstelnd die Schultern hoch. »Nachts wache ich manchmal in Schweiß gebadet auf. Dann habe ich davon geträumt…«
    »Sie konnten Mr. Spazelli ganz zweifelsfrei identifizieren?« fragte ich.
    »Aber ja! Warum fragen Sie danach, fast zwei Jahre nach dem Unfall?«
    »Es sind ein paar schwerwiegende Zweifel aufgetaucht«, sagte ich wahrheitsgemäß.
    »An Jacks Tod?«
    »So ist es.«
    »Das verstehe ich nicht!« meinte Helen Londy. Ich fand, daß sie plötzlich etwas rascher rauchte, aber ansonsten wirkte sie immer noch selbstsicher und überlegen.
    »Hat Mr. Spazelli oft von seinem Bruder gesprochen?« erkundigte ich mich.
    »Er hatte gar keinen Bruder. Doch ja, warten Sie… einer fiel im Krieg, glaube ich.«
    »Er wurde erschossen«, stellte ich richtig. »Standrechtlich, wegen Feigheit vor dem Feind.«
    »Oh! Das habe ich nicht gewußt.«
    »Jack hat nie darüber gesprochen?«
    »Nicht/daß ich wüßte.«
    »Wie lange waren Sie mit ihm verlobt?«
    »Ein halbes Jahr. Wir standen kurz vor der Heirat, wissen Sie. Es war für mich ein schrecklicher Schlag.«
    »Wovon lebte Mr. Spazelli damals?«
    »Er hatte eine gutgehende Vertretung für Motorboote«, sagte das Mädchen. »Er verdiente sehr gut, glaube ich.«
    »Woran erkannten Sie den Toten?«
    »An den Händen… er trug den Ring, den ich ihm geschenkt hatte. Aber da gab es noch andere Merkmale. Das Muttermal am Hals zum Beispiel. Na ja, und die Kleidung. Es waren viele Punkte. Der Tote war Jack Spazelli, daran zweifele ich nicht im geringsten. Sie sehen die Dinge anscheinend ein wenig anders, sonst wären Sie wohl nicht hergekommen. Ich versichere Ihnen, daß Sie sich täuschen. Jack Spazelli ist tot.«
    »Hatte er noch weitere Verwandte?«
    »Nein.«
    »Wir haben Grund, zu glauben, daß Jack Spazelli noch lebt«, sagte ich ruhig. »Wir haben sogar Ursache, anzunehmen, daß er ein Mörder ist. Ein Doppelmörder.«
    Helen Londy wurde blaß. Plötzlich schien ihr die Zigarette nicht mehr zu schmecken. Sie drückte sie mit ärgerlicher Geste im Ascher aus. »Das ist doch verrückt! Ich habe Jack mit eigenen Augen gesehen… tot und von einem schrecklichen Unfall entsetzlich zugerichtet!«
    »Eben«, sagte ich ruhig. »Diese Behauptung legt den Gedanken nahe, daß Sie Jack Spazelli decken.«
    Helen Londy starrte mich mit eisigen Augen an. Ich wußte plötzlich, daß sie meine Feindin war, eine nervenstarke und sehr gefährliche Feindin, die man nicht unterschätzen durfte.
    »Darf ich Sie darauf hinweisen, daß ich Sie wegen dieser Behauptung strafrechtlich belangen kann?« fragte sie frostig. »Sie erfüllt den Tatbestand der üblen Nachrede.«
    »Sie sind formal juristisch im Recht«, bestätigte ich köpf nickend, »aber bei einem Prozeß würden Sie sich mit einigen Schwierigkeiten herumschlagen müssen, von denen Sie im Moment noch nichts ahnen.«
    Phil und ich stellten noch ein paar allgemeine Fragen, dann standen wir auf, um zu gehen. Helen Londy erhob sich gleichfalls. Sie strich sich über das glatte, blonde Haar und meinte:
    »Es tut mir leid, falls ich vorhin ein wenig scharf und aggressiv gewesen bin. Sie müssen zugeben, daß Ihre Unterstellungen jeden ehrlichen Menschen in Harnisch bringen mußten. Falls Sie zu einem späteren Termin

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