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0493 - Eine weint um Killer Jack

0493 - Eine weint um Killer Jack

Titel: 0493 - Eine weint um Killer Jack Kostenlos Bücher Online Lesen
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Ich riß ihn an der Schulter hoch und stürmte mit ihm zwei, drei Schritte in den Hausflur hinein. Wir waren an der Gasleitung vorbeigekommen, aber damit war noch nicht viel erreicht. Wir mußten das Kind finden.
    Die Hitze war fäst unerträglich.
    Sie preßte uns die letzte Luft aus den Lungen, der beißende Rauch würgte in unseren Kehlen. Wir hasteten den Flur entlang und rissen die einzelnen Zimmertüren auf. In allen Räumen brannten bereits die Möbel, von den Decken fielen krachend große Putzstücke.
    Wir hasteten weiter über den Gang. Schließlich öffnete ich eine Eichentür. Ich bemerkte einen brennenden Wohnzimmerschrank und glimmende Polstermöbel. Mit einem Schritt waren wir im Zimmer. In einer Ecke des Raumes fiel krachend ein Stück Decke herab.
    Ungefähr zwei Armlängen von mir entfernt ragten zwei Füße aus dem Flammenmeer heraus.
    Ich brauchte nur zwei Schritte zu machen. Aber nach dem ersten mußte ich mich schon auf den Boden werfen und den Kopf einziehen. Wieder brach ein Stück aus der Zimmerdecke heraus. Funken prasselten nach allen Seiten, das Toben der Flammen wurde immer heftiger. Jeden Augenblick konnte mir die Decke auf den Kopf fallen. Meine Hände umklammerten die Füße, und ich zog sie zu mir herüber.
    Mit einem Male erkannte ich im dichten Rauch das Gesicht eines kleinen Mädchens. Das Kind war bewußtlos, ein Stück Decke hatte es am Kopf getroffen und auf der Stirn ein blutiges Mal hinterlassen. Ich tastete nach dem Puls des Mädchens. Er schlug noch erstaunlich kräftig.
    Ich legte meinen Arm um den Rücken des Kindes und kam taumelnd wieder auf die Beine. Phil stützte mich. Gemeinsam gelangten wir wieder zur Zimmertür.
    Hier schlug uns die geballte Hitze der züngelnden Flammen ins Gesicht. Ich wankte benommen, meinem Freund ging es nicht besser. Schwarze Schleier drohten mein Bewußtsein zu überwältigen. Ich biß mir auf die Unterlippe, bis ich den Schmerz spürte und mir etwas Warmes süßlichbitter in meinen Mund lief. Phil sah ich nur noch wie einen langen Schatten. Er brüllte mir etwas zu, aber ich verstand es nicht.
    Ich weiß nicht mehr, wie wir aus dem Haus kamen. Ich weiß nur, wie sich uns auf einmal hilfreiche Hände entgegenstreckten, wie man das Kind aus meinen Armen nahm und schnell zu einem Krankenwagen trug.
    Ein Feuerwehrmann kam auf uns zu. Er schleppte zwei Wasserkannen heran und reichte sie Phil und mir.
    Ich griff zu, ohne zu begreifen, was überhaupt geschah.
    Klares, herrlich kaltes Wasser lief mir über die Zunge durch den ausgedörrten Rachen und an den Mundwinkeln herab zum Hals. Ich trank und trank und trank, und als immer noch ein Rest in der Kanne war, schüttete ich ihn mir über den Kopf.
    Unsere Anzüge waren nur noch Fet-.zen. Löcher und Brandstellen, wohin wir auch bückten. Aber wir strahlten uns an, als hätten wir gerade die 64 000-Dollar-Frage im Fernseh-Quiz richtig beantwortet. Wir hatten es geschafft!
    Der Sergeant, mit dem wir vorhin gesprochen hatten, kam langsam auf uns zu. Er sagte nichts, er schüttelte uns nur kräftig die Hände.
    »Was hältst du davon, wenn wir uns erst mal umziehen und ein kräftiges Bad nehmen«, grinste mich Phil an. Seine Stimme krächzte und kiekste dabei. Der Qualm hatte seine Wirkung auf die Stimmbänder meines Freundes nicht verfehlt.
    »Jawohl, Cookie«, sagte ich und ging zu meinem Jaguar. Das heißt, ich wollte es tun. Plötzlich spürte ich, wie meine Knie ganz weich wurden. Der Boden drehte sich, alles war mit einem orangeroten Film überzogen.
    »Mensch, Alter«, hörte ich von irgendwoher die Stimme meines Freundes. Dann erfüllte ein lautes, dröhnendes Brausen meine Ohren. Das Kreiseln des Erdbodens hörte auf, er fiel plötzlich auf mich zu. Ich lag der Lange nach auf dem Asphalt. Irgendwie nahm meine Nase den Geruch von verbranntem Gummi und Autobenzin wahr. Dann spürte ich urplötzlich nichts mehr. Ich war ohnmächtig geworden.
    ***
    Ralph Elridge wischte sich mit dem nackten Ellbogen über die schweißfeuchte Stirn. Es dämmerte schon, aber die Wärme des Tages lag noch immer über dem Land, und er war es einfach nicht mehr gewohnt, körperliche Arbeit zu verrichten. Zu allem Unglück war der elektrische Rasenmäher seit einigen Wochen kaputt; er mußte den alten, schwergängigen Schieberoller benutzen.
    Im Haus klingelte das Telefon. Elridge ließ den Rasenmäher stehen. Im Grunde war er ganz froh über die Verschnaufpause. Gartenarbeit hatte ihm noch nie so recht Spaß gemacht.

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