0493 - Eine weint um Killer Jack
Aber sie mußte ja getan werden.
Er betrat den hübschen modernen Bungalow durch die offenstehende Verandatür. Dann nahm er den Hörer ab und meldete sich.
»Hier spricht Doktor Ammond«, ertönte eine männliche Stimme am anderen Leitungsende. »Ich fürchte, ich habe schlechte Nachrichten für Sie, Sir. Ihr Vater liegt im Sterben. Ein Schlaganfall. Ich gebe ihm nur noch ein oder zwei Stunden. Bitte kommen Sie sofort her. Er wünscht Sie zu sehen.«
»Ja, ich komme«, sagte Elridge heiser. Er ließ den Hörer sinken und legte ihn auf die Gabel zurück.
Elridge war kein schreckhafter Mann. Sein Vater hatte erst vor einer Woche den siebenundachtzigsten Geburtstag gefeiert. Die ganze Familie hatte sich über die Rüstigkeit des Alten gefreut. Und nun das!
Na ja, in dem Alter mußte man auf alles gefaßt sein. Elridge bedrückte nicht die Wahrscheinlichkeit des plötzlichen Endes; er war innerlich darauf vorbereitet gewesen. Was ihm Gewissensbisse verursachte, war der Umstand, daß er sich in den letzten Jahren kaum noch um seinen Vater gekümmert hatte. Der alte Elridge war immer ein bißchen eigenbrötlerisch gewesen, und diese Tendenz hatte sich im hohen Alter beträchtlich verstärkt.
Ralph Elridge gab sich einen Ruck. Jetzt war keihe Zeit für sentimentale Rückblicke! Es kam auf jede Minute an. Bis hinüber nach Jersey war es ein weiter Weg, und bei diesem Verkehr mußte er mit gut einer Stunde Fahrt rechnen.
Ein Jammer, daß Doris zum Friseur gefahren war. Sie hätte ihn sonst chauffieren können. Sie wurde am Steuer niemals nervös und ärgerte sich nicht über Verkehrsstockungen oder über die mangelhafte Fahrkunst anderer Verkehrsteilnehmer.
Elridge eilte ins Badezimmer. Er starrte in den Spiegel und ertappte sich bei dem 'Gedanken: Was soll das alles? Warum zögerst du noch? Du kannst dich später waschen. Wenn du deinen alten Vater noch einmal lebend sehen willst, mußt du dich beeilen.
Er fuhr sich mit dem feuchten Handtuch über das Gesicht und ging rasch wieder nach draußen. Sein Jackett mit den Papieren hing über einem Stuhl im Wohnzimmer. Er schlüpfte hinein und schloß die Terrassentüren.
Dann verließ er das Haus und hastete zur Garage. Unterwegs fiel ihm ein, daß Doris mit dem neuen Cadillac losgefahren war. Er mußte also den alten Plymouth benutzen.
Hoffentlich ist die Batterie in Ordnung, dachte Elridge schwitzend. Er setzte sich in den Wagen und drückte auf den Starter. Dem Himmel sei Dank, die Maschine begann schon beim zweiten Anlaßversuch zu tuckern.
Elridge setzte den Wagen rückwärts aus der Garage. Ihm fiel plötzlich ein, daß Doris sich fragen würde, wohin er gefahren war und weshalb er keine Notiz zurückgelassen hatte. Er spielte mit dem Gedanken, noch einmal ins Haus zu gehen, aber dann wischte er ihn beiseite. Für Erklärungen war später immer noch Zeit. Er würde Doris aus Jersey anrufen.
Elridge wendete und fuhr die Straße hinab. Am Ende der Bungalowsiedlung kam die langgestreckte, kurvenreiche Asphaltstraße, die die kleine Außensiedlung mit dem nach New York führenden Highway verband. Die Asphaltstraße war etwa sieben Meilen lang.
Hier konnte er aufdrehen und etwas Zeit gewinnen. Zu dieser Stunde herrschte nur wenig Gegenverkehr. Die meisten Siedlungsbewohner waren schon vor einer halben Stunde aus der City in die Suburbs zurückgekehrt.
Elridge gab Gas. Der Plymouth war schon etwas wacklig auf den Beinen, aber die Maschine war noch stark und gesund, und so hatte man ihn als Zweitwagen behalten. Elridge zog den Plymouth in die erste scharfe Kurve. Es tat gut, schnell voranzukommen…
Elridge merkte plötzlich, daß etwas nicht stimmte. Es schien, als reagiere die Lenkung nicht so, wie es sich gehörte. Noch ehe Elridge den Fuß vom Gaspedal nehmen und bremsen konnte, geriet der Wagen ins Schleudern. Elridge umklammerte das Lenkrad ganz fest und versuchte gegenzusteuern.
Ohne Erfolg. Der Plymouth durchbrach krachend die Leitplanken an der Kurve, stürzte, sich mehrmals überschlagend den steilen Hang hinunter und blieb auf dem Dach liegen. Seine Räder drehten sich noch ein Weilchen weiter.
Im Inneren des Wagens rührte sich nichts.
***
Es roch nach Karbol.
Im zweiten Anlauf schaffte ich es, die Augen zu öffnen und mußte direkt grinsen. Zwei Yard von mir entfernt lag Phil in einem Bett und schimpfte. Mein Blick ging durchs Zimmer, kein Zweifel, wir befanden uns in einem Krankenhaus. Dieser Eindruck wurde noch durch, die Anwesenheit einer
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