0493 - Eine weint um Killer Jack
empfand?
Unsinn! Aber natürlich ließ sich die Ermordung Hugh F. Mewitts nicht mit einem Schulterzucken abtun.
Rutherford lächelte. Er durfte sich nicht verrückt machen lassen.
Es war ein langer Weg vom Maritime Club zurück nach New York. Rutherford fuhr über die George Washington Bridge zum Riverside Drive. In Höhe der Columbia-Universität bog er zum Central Park ab. Er passierte den Park und rollte weiter bis, zur Second Avenue. Schließlich stoppte er vor einem älteren Drei-Etagen-Haus in der 94ten Straße.
Rutherford parkte den Wagen in der erst kürzlich eingebauten Kellergarage und ging nach oben in seine Wohnung.
Er bewohnte das erste Stockwerk ganz allein. Tagsüber half ihm eine Haushälterin, die große Wohnung zu betreuen. Im Grunde hatte er für die vielen Räume keine rechte Verwendung, aber er fand kleinbürgerliche Enge bedrückend, und so hielt er an dem großen Rahmen fest.
Es gehörte nicht zu seinen Gewohnheiten, die Räume bei einer nächtlichen Heimkehr zu durchstreifen, doch heute machte er in jedem Zimmer Licht. Er inspizierte die Räume gründlich, fand aber nichts Verdächtiges.
Im Wohnzimmer mixte er sich einen Night-Cap. Rutherford leerte sein Glas mit einem. Zug. Er fühlte sich sofort erleichtert und entspannt. Danach brachte er das leere Glas in die Küche. Er stellte es in den Ausguß und steckte den Kopf durch das geöffnete Küchenfenster. Er holte nochmals tief Luft, dann ging er ins Bad. Jeden Abend vor dem Zubettgehen setzte er sich zehn oder zwanzig Minuten lang in die Wanne. Das war für ihn ein Höhepunkt des Tages.
Er drehte das Wasser auf und prüfte die Temperatur. Dann ging er ins Schlafzimmer, um seine Kleider abzulegen. Plötzlich war ihm, als habe er ein Geräusch gehört. Er richtete sich auf und ging zur Tür. Sein Blick fiel in die Diele und ins Bad.
Jetzt war er wirklich wütend auf sich. Fing er tatsächlich schon an, klapprig zu werden? Das Geräusch war natürlich beim Wassereinlaufen entstanden. Diese alten Rohre produzierten zuweilen die merkwürdigsten Laute.
Er zog sich ganz aus und schlurfte dann in Pantoffeln ins Badezimmer. Die Wanne war erst halb voll. Rutherford stieg trotzdem schon hinein. Vorsichtig ließ er sich in das warme Wasser gleiten. Dann streckte er entspannt die Glieder aus. Eine tiefe, innere Ruhe überkam ihn. Die Nervosität der letzten Stunde war vergessen.
Für genau eine Minute.
Dann hob er den Kopf und blickte auf die Tür. Er traute seinen Augen nicht, als er sah, wie sich die Tür öffnete. Sie glitt lautlos zurück.
Rutherfords erster Gedanke galt der Pistole. Aber was nützte ihm eine Waffe, die sich in seinem Jackett im Schlafzimmer befand?
Ein Mann trat über die Schwelle.
Der Mann trug eine graue, scharf gebügelte Hose und einen Tweedsakko. Der dezente Wollschlips fügte sich gut in das Gesamtbild ein.
»Spazelli!« sagte Rutherford entgeistert.
»Sie haben ein gutes Gedächtnis, Rutherford«, sagte der Besucher spöttisch. »Oder sollte es an Ihrem schlechten Gewissen liegen, daß Sie meinen Namen nicht vergessen können?«
»Was wollen Sie hier, zum Teufel?« schrie Rutherford wütend.
Spazelli grinste. Er zog sich den Badezimmerhocker heran und betrachtete Rutherford nachdenklich. »Sie sehen nicht aus wie ein Mörder, und doch sind Sie einer.«
Rutherford machte einen Versuch, sich zu erheben. Sofort kam Leben in den Besucher. Er sprang auf und drückte Rutherford zurück in die Wanne. Rutherford zitterte vor Wut, aber er begriff, daß er Spazelli körperlich wohl kaum gewachsen war.
Er begriff noch etwas anderes, und dieser Gedanke machte alles viel schlimmer. Spazelli war gekommen, um seinen Rachefeldzug abzuschließen. Er hatte sich vorgenommen, den gehaßten Feind zu ermorden, genauer gesagt: in der Badewanne zu ertränken.
Rutherford spannte seine Muskeln, als er erkannt hatte, was auf ihn zukam. Er war entschlossen, bis zum äußersten um sein Leben zu kämpfen.
»Fassen Sie mich nicht noch einmal an! Wagen Sie es nicht!« zischte Rutherford.
Spazelli setzte sich wieder. Er steckte sich eine Zigarette an, ließ Rutherford jedoch keine Sekunde aus den Augen. »Sie haben Pech, mein Lieber«, sagte er. »Bis fünf Minuten vor Ihrer Heimkehr stand ein roter Jaguar vor Ihrem Haus. Am Steuer saß ein G-man. Er hat auf Sie gewartet… aber da er nicht wissen konnte, ob Sie nach fünf Minuten oder erst am nächsten Morgen wiederkommen, hat er die Warterei schließlich auf gegeben:«
»Warum
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