0493 - Eine weint um Killer Jack
erhob mich und trat an den Papierkorb. Ich bückte mich und holte eine leere Packung Half and Half Tabak heraus. »Demzufolge ist diese Schachtel zwischen gestern und heute in den Papierkorb geworfen worden«, stellte ich fest.
Helen Londy schluckte. Sie hatte sich rasch gefunden. »Oh, der Hausmeister war hier!« sagte sie rasch. »Er ist Pfeifenraucher.«
Ich lächelte. »Wetten, daß er sich nichts aus dieser Sorte Tabak macht?«
»Worauf wollen Sie hinaus?«
»Das wissen Sie sehr genau. Sie haben sich den Hausmeister einfallen lassen!« Ich schob die Schachtel behutsam in die Jackettasche.' »Es wird interessant sein, die Fingerabdrücke auf der Packung kennenzulernen!« Ich trat an die Tür zum Nebenzimmer. »Darf ich mich einmal in der Wohnung Umsehen?«
Helen Londy sprang auf. Jetzt war sie im Gesicht hochrot. »Unterstehen Sie sich…«
Ich hatte die Tür bereits geöffnet, schließlich hatte ich ja einen Haussuchungsbefehl. Im Nebenzimmer lag ein Mann auf der Couch. Er trug einen blütenweißen Schulterverband und war unrasiert. Er starrte mich an, haßerfüllt und angstvoll zugleich. Neben ihm stand ein Stuhl. Auf dem Stuhl drängten sich eine halbvolle Flasche Beefeater Gin, ein Ascher mit einer braunen Shagpfeife, ein Stoß verlesener Taschenbücher und eine große Blechdose Half and Half Tabak.
»Hallo, Mr. Tucker!« sagte ich und ging auf ihn zu. »Wie geht es Ihnen?« Tucker schwieg. Ich warf einen Blick über die Schulter. Helen Londy lehnte am Türrahmen. Sie war leichenblaß. Auch sie sagte kein Wort. Ich zog mir einen Stuhl heran und setzte mich an die Couch. Ich musterte Tuckers Verband. »Fachmännische Arbeit«, lobte ich. »Wo steckt Ihr Freund Eddy?«
Tucker schloß die Augen. Ich sah, wie es in ihm arbeitete. Er schwieg noch immer. Ich blickte das Mädchen an. »Vielleicht geben Sie mir eine Erklärung!« sagte ich ruhig. »Oder wollen Sie meine Geduld noch länger strapazieren?«
»Ich muß etwas trinken«, sagte Helen Londy. Sie machte kehrt und ging ins Wohnzimmer zurück. Ich folgte ihr, ließ aber die Verbindungstür offen stehen.
»Das mit Rita Raleigh ist ihm nicht wirklich unter die Haut gegangen«, sagte Helen Londy. Sie stand am Fenster und blickte hinauf. »Er hat immer nur mich geliebt.«
Ich schwieg, weil ich spürte, daß ich sie jetzt reden lassen mußte.
»Es war ein Seitensprung, nichts weiter«, fuhr das Mädchen fort. »Natürlich arbeitet Rita noch für ihn. Jack zahlt gut, und Rita weiß das. Jack wollte den Tod seines Bruders rächen, das war und ist sein Ziel, dieser Aufgabe ordnet er alles andere unter. Wir wollten heiraten, wenn alles vorüber ist… Aber ich fürchte, dazu wird es nicht mehr kommen. Jack ist zu weit gegangen. Man kann nicht Menschen töten und erwarten, damit durchzukommen. Nicht einmal dann, wenn man einen anderen Namen trägt und von der Welt für tot gehalten wird!«
»Wie heißt er jetzt?« fragte ich.
»Jack Hunter.«
»Wo lebt er?«
»Brooklyn, Hamilton Avenue. Die Nummer kann ich Ihnen nicht sagen, ich habe sie mir nicht gemerkt. Aber ich kenne das Haus. Es liegt in der Nähe der Court Street. Es ist ein rotes Backsteinhaus, ein ziemlich heruntergekommen aussehendes Gebäude. In den unteren beiden Etagen befinden sich die Lagerräume einer Spedition. Jack bewohnt die dritte und oberste Etage.«
»Für wen arbeitet er?«
»Für sich natürlich. Für wen denn sonst?«
»Ich möchte wissen, wer ihn zum Agenten aüsgebildet hat!«
»Ach so, das meinen Sie! Über seine Arbeit spricht Jack niemals. Ich weiß nur, daß’sein Auftraggeber unter dem Decknamen Humber auftritt. Es ist ein Ausländer. Ich selbst habe ihn nie zu Gesicht bekommen.«
»Wer ist im September 1964 unter dem Namen Jack Späzelli begraben worden?«
»Irgendein Landstreicher. Das Unglück ereignete sich in der Nähe von New York. Als Jack sah, was er angerichtet hatte, faßte er blitzschnell den Entschluß, den Tod des Landstreichers in seine Pläne einzuspannen.«
»Und das haben Sie einfach so mitgemacht?«
»Jack machte mir klar, daß es keine andere Möglichkeit gab. Er sagte, daß man ihn sonst wegen fahrlässiger Tötung für einige Jahre ins Zuchthaus stecken würde. Diesen Gedanken konnte ich nicht ertragen.«
»Was ist mit Shavers?«
»Er arbeitet für Jack. In dem Laden wechseln oft wichtige Nachrichten den Besitzer.«
»Und der Portier unten vor dem Hause?«
»Der gehört nicht zu Jacks Leuten. Er witterte nur damals eine gute
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