0493 - Panik auf Titan
hatte Pontonac gespürt, was er erwartet hatte.
Das Essen kam, wurde serviert, und die vier Personen begannen schweigend zu essen. Die Strapazen der letzten Tage machten sich bemerkbar, und nur Pontonac war frei davon. Er war ausgeschlafen, sein Verstand und seine Reflexe funktionierten mit seltener Klarheit.
Er fühlte sich wie ein Mann, der drei andere Menschen beobachtete, ohne daß sie es wußten. Er war kein Gedankenleser, aber er konnte zwei handelnde Personen erkennen, und eine, deren ganzes Handeln in den Gedankenströmen vorgezeichnet war.
Wie lange würde es dauern, bis die hochsensible Merceile es merkte, daß hier in Wirklichkeit nicht Ovaron, sondern Vascalo saß?
Unter einem Vorwand verließ Pontonac den Tisch etwas später, ging hinüber in sein Dienstzimmer und drückte einen Knopf.
Damit gab der Kommandant des Mondes der Überwachungsstation, die in drei Schichten arbeitete, einen Hinweis; sie sollten die Geräte besser überwachen und auf Schiffsbewegungen achten.
Pontonac zog eine andere Jacke an, steckte einen schweren Strahler in eine Schutzhülle und befestigte die Waffe unter der Achsel. In einem großen Spiegel vergewisserte er sich, daß man die Waffe nicht sehen konnte, dann ging er wieder zurück in den Wohnraum. Dort war eine Unterhaltung im Gange.
Pontonac setzte sich hinzu, beobachtete schweigend und bemerkte endlich den Blick des Mädchens.
*
Dieser Blick richtete sich auffallend lange auf die Hände Ovarons.
„Es ist sieben Uhr morgens", sagte Roi. „Sollten wir nicht schlafen gehen?"
„Nein", meinte Pontonac liebenswürdig, aber bestimmt. „Ich erwarte noch eine gewisse Überraschung und es wäre kaum stilvoll, sich diese Überraschung im Nachtgewand anzusehen.
Ein Kampfanzug wäre entsprechender."
Er registrierte bei Ovaron einen kurzen Schrecken. Roi war nur verwundert, und wie eine langsame Woge, wie eine Brandungswelle in Zeitlupe, schob sich das Mißtrauen in Merceile vorwärts.
Pontonac war mit der Art seiner Provokation zufrieden.
Merceile hatte zwar nicht das Zusammenzucken gesehen, während des Versuchs der Pedotransferierung, auch nicht das Erbleichen und das Taumeln des Oberkörpers. Aber sie starrte jetzt wie gebannt auf die Finger des Ganjos, die mit dem Fuß des Glases spielten.
Pontonac wußte nicht, welche Veränderung sich dort zeigte, aber er konnte es sich ungefähr denken.
Sonst, dachte Merceile, bewegte Ovaron die Hände auch.
Häufig sogar, um sich abzulenken. Dabei lagen sie aber meist flach auf dem Tisch oder auf einer anderen Unterlage, so daß sich die Handflächen gegen die Platte preßten.
Jetzt aber ...
Diese Hände, die mit dem
*
Glas spielten, standen hochkant, so daß die Innenflächen dem Glas zugekehrt waren.
Merceile beobachtete sie lange genug.
Schließlich begann sie zu ahnen...
Edmond beobachtete auch das, spürte ihre Reaktion, Unsicherheit zuerst, dann zwang sie sich zu kalter Überlegung, schließlich definierte sie den Unterschied.
„Sagte ich es nicht, Merceile?" fragte Edmond sanft und lächelte liebenswürdig. „Die Überraschung kommt."
Roi schüttelte verwirrt den Kopf und sagte: „Ich verstehe überhaupt nichts mehr. Aus welchem Grund ergehen Sie sich in düsteren Prognosen. Edmond?"
„Aus gutem Grund", bestätigte Edmond.
Edmond Pontonac, der schmale Mann, der völlig entspannt in seinem Sessel zu liegen schien, registrierte beim falschen Ganjo eine stärker werdende Unsicherheit. Dann tauchten die emotionellen Informationen auf. Flucht. Flucht zurück zu den Sammlern. Wie? Logischerweise drängte sich Edmonds Raumschiff in den Vordergrund, weil es in der Erinnerung gleichsam ganz oben lag. Edmond spürte, wie sich sein Herzschlag verstärkte - hörte der Ganjo ihn? Er lächelte liebenswürdig und sah Merceile in die Augen.
Sie stand plötzlich auf und sagte laut: „Nein!"
Sie hatte es also erkannt. Roi blieb weiterhin ahnungslos, aber Vascalo reagierte mit verblüffender Schnelligkeit.
Ihn hatte seine große Intelligenz erkennen lassen, daß er durchschaut worden war. Dieses „Nein!" von dem einzigen Menschen der Ovaron länger als alle Terraner kannte, hatte entlarvende Bedeutung. Das wußte Vascalo, und noch während er begriff, handelte er. Er handelte folgerichtig, exakt und schnell. Merceile war keine Gefahr der Tisch, der hochgehoben und umgeworfen wurde, schmetterte das Mädchen gegen die Wand. Roi Danton warf sich nach vorn, aber ein volles Glas Sekt landete in seinem
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