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0493 - Todestanz der Nixe

0493 - Todestanz der Nixe

Titel: 0493 - Todestanz der Nixe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hatte er nie verloren. Seit Zamorra ihn zuletzt gesehen hatte, war er merklich gealtert. Was er an Haaren verlor, nahm er an Leibesumfang zu, und mittlerweile trug er auch eine Brille.
    Als er Zamorra sah, winkte er ab. »Jetzt gibt’s Ärger. Der Geisterbeschwörer kommt. Der Junior hat Sie geschickt wie? Hoffentlich finden Sie etwas heraus. Ich kann’s nicht. Der ›Pinselquäler‹ ist einfach umgekippt, kurbelte die Augendeckel runter und verschied mit einem seligen Lächeln. So schnell und friedlich möchte ich auch mal sterben, wenn es soweit ist. Bloß möchte ich dabei vermeiden, meinen Mitmenschen so viel Ärger zu bereiten wie unser künstlerisches Universalgenie.«
    Zamorra hob die rechte Augenbraue. »Klingt recht zynisch, wie Sie über den Tod dieses Menschen reden, Doktor.«
    »Nennen Sie mich nicht Doktor, Admiral. Den Titel hab’ ich nie erworben. Ich bin nur ein ganz einfacher Landarzt aus dem Süden, den es seinen Neigungen entsprechend auf die See verschlagen hat. Hat Porter Sie eigentlich schon zum abendlichen Whisky eingeladen? Wenn nicht, tue ich es hiermit - und ich habe eine bessere Marke für besondere Zwecke gebunkert als der alte Seebär. Schätze, das hier ist eine besondere Gelegenheit.«
    Er öffnete ein Schrankfach. Dahinter sind eine völlig verstaubte Flasche mit goldgelbem Inhalt, aber Etikett. »Zwanzig Jahre in einem Eichenfaß gelagert, danach abgefüllt. Und auch in der Flasche will der Stoff einfach nicht schlecht werden. Ich glaube, vor drei Jahren habe ich das letzte Schlückchen genommen. Ein echter texanischer Schwarzbrand nach original schottischem Rezept. Nur für mich und sehr gute Freunde.«
    Vorsichtig holte er die Flasche hervor. »Zynisch?« griff er den Faden von vorhin wieder auf und schüttelte langsam den Kopf. »Sehen Sie, Admiral, ich nähere mich jetzt dem Alter, in dem man dem Tod näher steht als dem Leben. Vielleicht mache ich noch dreißig Jahre, vielleicht auch nur einen Monat, wenn dieser Kahn zufällig mal absaufen sollte. Je näher ich meinem persönlichen Ende komme, desto lockerer wird auch mein Verhältnis zum Tod und zum Sterben allgemein. Ich sehe das alles gar nicht so eng. Wichtig ist nur, daß es schnell geht. Sowohl für mich als auch für jeden anderen. Schnell und schmerzlos, das ist das Ideal.«
    »Wie alt sind Sie, Mister Scott?« fragte Nicole.
    Er grinste. »Vom Aussehen her achtzig, laut Geburtsurkunde sechzig und vom Gefühl her vierzig. Ich halte das für eine gute Mischung. Und das seit etwas zehn Jahren.«
    »Kommen Sie, Scott. Sie sind doch keine siebzig Jahre alt. Vor ein paar Jahren wirkten Sie noch wie vierzig oder maximal fünfzig.«
    »Vielleicht hat jemand die Unterlagen gefälscht. Oder ich werde schneller alt als andere Menschen. Mir ist das auch völlig egal. Ich lebe hier, mache meinen Job, bin unter Freunden -mehr will ich nicht. Den Streß, unter dem Sie leben, Professor, möchte ich nie haben. Wieviel hat der Junior Ihnen erzählt?«
    Zamorra lächelte. Im allgemeinen Sprachgebrauch schien sich der Ausdruck »Junior« für Carsten Möbius mittlerweile ebenso eingeschliffen zu haben, wie »der alte Eisenfresser« für seinen Vater Stephan. »Nicht sehr viel. Nur, daß ein Mitglied der Besatzung aus unerklärlichen Gründen starb.«
    »Ha!« machte Scott. »Das sieht ihm ähnlich. Vermutlich hat er Ihnen mehr über den geheimen Forschungsauftrag erzählt und darüber, daß Sie um Himmels Willen die Klappe halten sollen, Admiral. Na gut, ich erzähle Ihnen, was passiert ist. Wenn Sie den Toten allerdings sehen wollen - dafür ist es zu spät. Er bekam gestern sein Seemannsbegräbnis.« Er deutete mit dem Daumen nach unten.
    »Warum haben Sie nicht gewartet?«
    »Wir wußten nicht, wann Sie kommen würden, und ob der Junior Sie überhaupt erreichen konnte. Aber wir konnten den Leichnam nicht mehr länger an Bord lassen. Erstens bringt so etwas Unglück, und zweitens… sehen Sie, obgleich wir Winter haben, ist es hier relativ warm, wie Sie sicher schon bemerkt haben. Das macht die warme Strömung aus dem Golf von Mexico und dem Sargasso-Meer. Es ging einfach nicht länger. Fünf Tage, verstehen Sie?«
    »Das heißt also, wenn wir den Leichnam untersuchen wollten, müßten wir nach seinem Sarg tauchen«, folgerte Nicole.
    »So ähnlich.«
    »Mann, Sie haben ein sonniges Gemüt. Was sollen wir denn überhaupt noch hier? Was können wir dann noch tun, außer auf einen eventuellen neuen Todesfall zu warten, der hoffentlich

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