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0494 - Fenrirs Wacht

0494 - Fenrirs Wacht

Titel: 0494 - Fenrirs Wacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ständigen Kontakt mit seiner Zentrale und ließ sich über den Stand der Fahndung nach Roland Pais informieren. Zwischendurch grübelte er, welche Fluchtwege und Verstecke der Werwolf wohl benützte, brütete über dem Stadtplan und gab neue Ideen und Tips durch.
    »Um auf diese Schleichwege und Versteckmöglichkeiten zu kommen, muß man Lyon aber schon sehr gut kennen«, warf Nicole einmal kritisch ein. »Roland ist ein… war ein«, verbesserte sie sich, »Dorfmensch. Er mochte die Städte nicht, ist kaum jemals in Lyon gewesen. Übertreibst du nicht etwas?«
    »Ich kalkuliere lieber auch das Unwahrscheinliche mit ein«, sagte er. »Das habe ich schon immer getan. Deshalb war ich ja auch so erfolgreich, daß meine neidischen Kollegen und Vorgesetzten in Paris nur auf einen winzigen Formfehler gelauert haben, um mich kaltzustellen und hierher in die tiefste Provinz zu verbannen.«
    Nicole deutete auf das Funktelefon. »Wärst du dann nicht besser in Lyon geblieben, um die Aktion von dort aus zu koordinieren? Ich fühle mich nicht ganz wohl dabei, daß wir jetzt beide unterwegs nach Montrottier und Umgebung sind.«
    »Mir geht’s ähnlich, nur ist das hier ein Fahrzeug der Polizei. Das darf ich nicht einfach so an eine Zivilperson abgeben. Dann erklärte mir mein Chef nämlich erst recht den ganz persönlichen dritten Weltkrieg. Ich dürfte dich nicht einmal ans Lenkrad lassen. Hoffentlich spurt der flic, den ich ins Krankenhaus beordert habe, und sorgt dafür, daß Zamorra nicht sofort abgewimmelt wird.«
    Nicole dachte daran, daß es in England einfacher gewesen wäre. Zamorra besaß einen Sonderausweis des britischen Innenministeriums, der ihm weitreichende Vollmachten gab; er hatte ihn vor Jahren dafür erhalten, daß er einem Minister unbürokratisch gegen eine dämonische Bedrohung seiner Familie helfen konnte, unter Umgehung von Öffentlichkeit und Behörden. Zamorra hat sich zwar darüber gewundert, aber nie darüber beschwert, daß dieser Ausweis unbegrenzte Gültigkeit hatte. Allerdings hütete er sich, diese Plastikkarte zu mißbrauchen. In einem Fall wie diesem hätte ihm die Sondervollmacht allerdings sehr geholfen.
    Nur galt dieser Ausweis in Frankreich leider nicht.
    Hinter Montrottier bog Nicole von der befestigten Straße in den Wald ab. Sie fragte sich, ob Zamorra mittlerweile in Lyon angekommen war. Und sie fragte sich, was sie tun konnte, wenn sie plötzlich auf den meneur des loups und sein Wolfsrudel traf.
    Sie hoffte, daß es für Naomi Varese nicht schon zu spät war.
    ***
    Fenrir spürte, wie ihn eine eigenartige Lähmung überfallen wollte. Er kämpfte dagegen an. Geh mir aus dem Weg, verlangte er und knurrte warnend.
    »Ah, du bist auch ein Telepath. Das macht dich noch wertvoller in meiner kleinen Schar«, sagte der Unheimliche, dessen Augen in der Dunkelheit gelblich glommen.
    Geh mir aus dem Weg, wiederholte Fenrir.
    Der Blasse lächelte. Er streckte die Hand mit dem langen Stab aus und deutete auf den Wolf. »Glaubst du im Ernst, ich würde mir solche Mühe mit dir geben, wenn ich dich einfach wieder laufen lassen wollte? Ich will dich, und ich werde dich bekommen.«
    Fenrir spürte, wie sein Widerstand schwächer wurde. Er stemmte sich gegen die hypnotische Kraft des Schwarzblütigen. Wir stehen auf entgegengesetzten Seiten. Du bist die Dunkelheit, ich das Licht. Wir finden nicht zueinander.
    »Dunkelheit verschlingt das Licht«, sagte der Dämon. »Du bist mein. Du wirst mir folgen, wie alle anderen es tun.«
    Fenrir schüttelte sich. Sein Nackenfell sträubte sich, und er spürte das Verlangen, den Schweif zwischen die Hinterläufe zu klemmen. Zögernd machte er ein paar Schritte rückwärts. Immer noch war der Hirtenstab des Dämons auf ihn gerichtet.
    »Komm«, sagte der Dämon.
    Fenrir fror innerlich. Du wirst keine Freude an mir haben, teilte er mit. Ich bin ein Einzelgänger. Ich werde mich der Rudeldisziplin nicht unterwerfen.
    »Da mach dir mal keine Gedanken, mein Kleiner«, sagte der Dämon gönnerhaft. »Der Leitwolf bin ich, und ich werde dir deinen Platz im Rudel zuweisen. Es wird keine Rangkämpfe geben. Nun komm.«
    Fenrir heulte. Er wollte sich herumwerfen und davonlauf en; er wollte den Schwarzblütigen anspringen, ihm die Kehle zerreißen.
    Er konnte beides nicht.
    Widerstrebend schlich er, fast bis auf den Boden geduckt, auf den meneur des loups zu.
    »Braver Wolf, guter Wolf«, hörte er die Stimme des Dämons. »Du wirst mir ein treuer Gefolgsmann sein. Nun

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