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0494 - Fenrirs Wacht

0494 - Fenrirs Wacht

Titel: 0494 - Fenrirs Wacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Beobachtung fertig, als das Amulett ihm förmlich aus der Hand gezogen wurde. Er war zum Château zurückgefahren, damit rechnend, daß Nicole ihn per Telefon oder Transfunk zu erreichen versuchte. Auf jeden Fall mußte sie das Amulett dringend benötigen, sonst hätte sie es nicht zu sich gerufen.
    Das Transfunk-Ge rät in Zamorras BMW sprach nicht an; Telefon besaß der Wagen noch nicht. Angeblich gab es Lieferschwierigkeiten des Herstellers, mit dem die Leasingfirma einen Exklusivvertrag hatte.
    Aber jetzt war der Kontakt hergestellt.
    »He, Chef, bist du noch da?« hörte er Nicoles Stimme.
    »Ja. Paß auf, Nici. Ich komme ’rüber. Sag mir, wohin ich fahren muß. Aber ich habe auch einen Job für dich. Am besten machen wir einen fliegenden Wechsel. Jemand muß sich um Naomi Varese kümmern. Eigentlich wollte ich das tun. Aber die Zeit drängt. Du hast es von Lyon näher. Kümmere dich um sie. Sie hatte Besuch vom meneur des loups, auch wenn sie es in dieser Form nicht zugeben wollte. Ich bin sicher, daß er zurückkommt. Hilf ihr, behalte das Amulett und sieh zu, daß du den Burschen unschädlich machst. Ohne ihn dürfte auch sein Wolfsrudel keine Gefahr mehr darstellen. Aber sieh dich vor; die Biester sind so dämonisch wie ihr Chef.«
    »Wie sind die Waldwege?« erkundigte sich Nicole mißtrauisch. »Komme ich da überhaupt mit dem Cadillac durch?«
    »Ziemlich matschig, alles. Ich hab’s mit dem BMW nicht riskiert. Aber vielleicht sehen die Wege von der anderen Seite her besser aus. Du mußt selbst sehen, wie weit du ’ranfahren kannst.«
    »Du bist ja ein Herzchen, Zamorra… aber beim nächsten Mal bist du derjenige, dem der Zopf geölt wird! Ich frage mal Robin, ob es im Polizeifuhrpark nicht ’nen anständigen Geländewagen gibt, den er mir besorgen kann! Ende, Chef - mir geht das Kleingeld aus, und du solltest dich vorsichtshalber mit der kompletten Anti-Werwolf-Kräutersammlung beeilen, damit es nicht zu spät wird. Außerdem wirst du dir etwas einfallen lassen müssen, um in die Intensivstation zu kommen…«
    Zamorra fauchte eine Verwünschung, die nicht mal in der billigsten Hafenkneipe von Marseille »salonfähig« gewesen wäre. Nicole konnte sie nicht mehr hören. Sie hatte die Verbindung schon unterbrochen.
    »Mir beim nächsten Mal den Zopf ölen?« knurrte er. »Ich glaube eher, daß ich noch was bei dir gut habe, Mädchen! Intensivstation… das darf doch nicht wahr sein! Da komme ich mit dem Sammelsurium an Zauberzeugs eher in die Geheimdienstzentrale als in die Intensivstation, um den armem Hund da zu behandeln…«
    Apropos armer Hund. Von Raffael Bois wollte er wissen, wo Fenrir steckte.
    »Der hat sich grußlos wieder verabschiedet, Monsieur, nachdem er das Gästebad dermaßen verunreinigt hatte, daß es vorläufig nicht mehr zu benutzen ist. Der Badewannenabfluß ist vom Schlamm völlig verstopft, der diesem Untier aus dem Fell geflossen ist!« beschwerte sich Raffael. »Vermutlich werde ich einen Handwerker beauftragen müssen, das Gäste-Bad wieder einigermaßen herzurichten.«
    »Tun Sie das, Raffael«, sagte Zamorra. Er selbst hatte jetzt ganz andere Sorgen!
    Und er hoffte, daß Fenrir, der Château Montagne wieder verlassen hatte, nicht dem Wolfsrudel in die Fänge lief. Entweder machten die Bestien mit ihm, dem alten Einzelgänger, kurzen Prozeß, oder der meneur des loups rekrutierte ihn in das Rudel, wie es ja seine erklärte Absicht war.
    Daß er das schaffen würde, bezweifelte Zamorra keine Sekunde lang!
    ***
    Fenrir lief durch die Dunkelheit. Er rannte, so schnell es ihm möglich war. Es gab keinen Fehltritt; er kannte hier jeden Quadratzentimeter Boden, war ihn oft genug gelaufen, um sich selbst blind auszukennen.
    Der intelligente Wolf sorgte sich um seine Freundin Naomi. Sie befand sich in großer Gefahr. Weniger ihr Leben und ihre körperliche Unversehrtheit waren bedroht, als ihr Geist, ihre Seele. Fenrir befürchtete, daß sie dem meneur des loups verfallen würde.
    Fenrir hatte Zamorra gewarnt und damit einen Teil seiner selbstauferlegten Pflichten erfüllt. Er hatte ein wenig Zeit vergeudet, indem er das Angebot, sich im warmen, weichen Wasser zu säubern, angenommen hatte - den Luxus eines solchen Bades konnte ihm Naomi in ihrer einfachen, kargen Einsiedlerhütte niemals bieten. Aber jetzt zog es ihn vehement dorthin zurück. Er durfte Naomi nicht im Stich lassen, mußte ihr helfen und über sie wachen.
    Fenrir lebte bereits viel länger als jeder andere Wolf;

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