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0494 - Fenrirs Wacht

0494 - Fenrirs Wacht

Titel: 0494 - Fenrirs Wacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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woran das lag, wußte er nicht. Aber vielleicht zum ersten Mal in seinem langen Leben spürte er den Druck einer Verantwortung. Bislang war er immer nur für sich allein verantwortlich gewesen. Nachdem er aus seiner vertrauten, wilden sibirischen Welt gerissen worden war, hat er sich bei Professor Zamorra ebenso wohl gefühlt wie bei seinem Mentor Merlin und seinen Freunden, den Silbermond-Druiden Gryf und Teri. Diese Zeiten mochte er keinesfalls missen, und vielleicht würden sie eines Tages zurückkehren. Jetzt aber hatte er in Naomi eine Freundin gefunden, die sich nicht selbst helfen konnte wie all die anderen, sondern die seines Schutzes bedurfte.
    Er hatte sie nur ungern allein gelassen, um Zamorra zu warnen. Jetzt mußte er zusehen, daß er so rasch wie möglich zurückkehrte.
    Er hatte das Ende des Weges fast erreicht, als ihm jemand in den Weg trat.
    »Ich habe auf dich gewartet«, sagte der meneur.
    ***
    Zamorra hatte sich für einige lange Minuten hingesetzt und in aller Ruhe nachgedacht. Er mußte zusammenstellen, was er an Material benötigte, um eine Heilung vorzunehmen. Wie er an den Patienten herankam, darüber wollte er sich Gedanken machen, wenn es soweit war. Kurz dachte er an Roland, aber diesen Gedanken schob er dann ganz schnell wieder beiseite. Für Roland gab es keine Rettung mehr. Im Gegensatz zu dem Pathologen war Rolands Verletzung von Anfang an tödlich gewesen, und der schwarzmagische Keim, der ihn zum mordenden Ungeheur machte, hatte sich bei ihm inzwischen lange genug entwickeln können, um zu stark für jede. Gegenmaßnahme zu sein.
    Zamorra hoffte, daß der Untote sich zwischenzeitlich nicht schon an weiteren Menschen vergriffen hatte. Aber vermutlich war er vorsichtig; er mußte wissen, daß er gejagt wurde und nur dann ungeschoren davonkam, wenn er sich so unauffällig wie möglich verhielt.
    Schließlich suchte Zamorra sein »Zauberzimmer« auf, einen besonderen Raum im Château, der eigens für weißmagische Experimente hergerichtet und abgesichert war, und in dem auch allerlei Tinkturen, Pülverchen und andere Substanzen deponiert waren, die für bestimmte Zaubereien benötigt wurden. Eine wesentlich kleinere Auswahl pflegte Zamorra in seinem »Einsatzkoffer« mit sich zu führen, wenn er und Nicole irgendwo in der Welt unterwegs waren, um gegen die dunklen Mächte zu agieren. Natürlich konnte in dem kleinen Aluminiumkasten nur ein geringer Teil mitgenommen werden; unterwegs wäre Zamorra, vor eine Herausforderung wie diese gestellt, in arge Schwierigkeiten geraten. Denn nicht alle Substanzen ließen sich überall mühelos beschaffen.
    Zamorra trug sorgfältig zusammen, was er für einen Heilzauber benötigte. Vorsichtshalber rief er dann noch über den Monitor der Computeranlage die entsprechenden Formeln, Sigillé und Sprüche ab, um ganz sicher zu gehen. Soviel Zeit mußte auf jeden Fall sein. Blinder Eifer schadete eher, und auf ein paar Sekunden zur Sicherheitsüberprüfung kam es nun bestimmt auch nicht mehr an.
    Dann setzte er sich in den Wagen und fuhr nach Lyon.
    Er hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache, und er war nahe daran, noch einmal in Richtung Montrottier abzubiegen, um sich unterwegs mit Nicole zu treffen, die von Lyon via Montrottier zu Vareses Hütte unterwegs sein mußte. Aber er unterdrückte diese Regung. Statt dessen versuchte er vergeblich, übe Transfunk mit ihr in Verbindung zu kommen. Das bedeutete wohl, daß sie nicht mit dem Cadillac unterwegs war, sondern mit einem anderen Fahrzeug.
    Irgend etwas würde schiefgehen. Er wußte es. Bisher war alles viel zu glatt gegangen; er war nicht einmal auf dem Fußmarsch von Vareses Hütte zurück zu seinem Wagen von dem Wolfsrudel angegriffen worden. Die Wölfe des meneur hatten ihn verschont, ignoriert. Warum? Weil der meneur sich seiner Sache so sicher war?
    Der Dämon hatte noch einen Trumpf im Ärmel, und Zamorra hätte die Seele Luzifers dafür verkauft, zu wissen, wie dieser Trumpf aussah…
    ***
    Chefinspektor Robin hatte es tatsächlich fertiggebracht, ein allradgetriebenes Fahrzeug aus dem Fuhrpark der Lyoner Polizei loszueisen; schnell und relativ unbürokratisch. »Aber wenn diese ganze Aktion keinen Erfolg hat und ich auch den Zusammenhang mit dem Wolfsopfer Pais nicht einigermaßen glaubwürdig erklären kann, reißt mir mein Chef den Kopf ab - oder Schlimmeres.«
    Nicole fuhr den Wagen; sie kannte den Weg. Robin hockte auf dem Beifahrersitz und hatte das Funktelefon im Dauerbetrieb. Er hielt

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