Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0494 - Fenrirs Wacht

0494 - Fenrirs Wacht

Titel: 0494 - Fenrirs Wacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
allmählich, als sie kein Holz mehr nachlegte. Die Kälte kam herein, aber Naomi spürte sie nicht. Blicklos sah sie zur Tür hinaus.
    Heulten die Wölfe wieder in der Dunkelheit?
    Plötzlich fürchtete Naomi sie nicht mehr. Plötzlich war es tatsächlich so, wie sie es Zamorra gegenüber behauptet hatte. Sie wußte, daß die Wölfe sie nicht bedrohten. Jetzt nicht mehr. Das, was der Unheimliche ihr geschenkt hatte, sorgte dafür.
    Mein Geschenk wird in dir wirken, solange es mich gibt.
    Etwas hatte er in ihr verankert. Die Berührung ihrer Stirn war der Auslöser dafür gewesen. Aber was mochte es sein?
    Sie fühlte sich verloren. Allein. Es war eine Einsamkeit, die sie zu fürchten begann. Früher, solange der Fluch auf ihr gelastet hatte, hat sie das Alleinsein gesucht, schon, um niemandem Schaden zuzufügen. Auch nach dieser Zeit war sie gern allein geblieben, weil sie es längst so gewohnt war. Zwanzig Jahre alte Gewohnheiten legt man nicht von einem Tag auf den anderen ab. Fenrir hatte ihr diese Einsamkeit schließlich erleichtert.
    Aber jetzt fürchtete sie sich vor dem Alleinsein, denn sie war nicht allein: In ihr war etwas von dem meneur des loups.
    Und das war es, wovor sie Angst hatte. Soviel Angst, daß sie es nicht einmal fertigbrachte, sich von ihrem Stuhl zu erheben und die Tür zu schließen.
    Sie merkte nicht, daß sie fror und ihr Körper langsam auszukühlen begann.
    Aber sie sah den Wolf, der plötzlich auf ihrer Schwelle saß. Ein zweiter und dritter kamen hinzu. Sie hockten da und sahen Naomi an, die im dunklen Zimmer hockte wie ein Schatten unter Schatten.
    Und Naomi Varese war froh, nicht mehr allein zu sein…
    ***
    Zamorra nahm das Gespräch am ersten erreichbaren Apparat im Château Montagne entgegen. »Glück gehabt, Nici«, sagte er. »Ich bin gerade wieder zu Hause angekommen. Ist bei dir alles in Ordnung? Du hast das Amulett gerufen, nicht wahr? Gefahr im Verzug?«
    »Wie man’s nimmt«, vernahm er ihre vertraute Stimme aus dem Hörer. Im Hintergrund schallten Lautsprecherdurchsagen, woraus er schloß, daß sie sich in einem Krankenhaus befinden mußte - allerdings sicher nicht als Patientin; in den Zimmern waren die Durchsagen in den allerseltensten Fällen zu hören.
    So schnell wie möglich erklärte sie ihm, was geschehen war. »Du mußt so rasch herkommen, wie du kannst. Wir müssen irgendwie versuchen, den Mediziner zu heilen. Außerdem brauche ich die Pistole mit den Silberkugeln.«
    »Tut’s der Blaster auch? Laser ist Feuer, und Feuer wirkt gegen die Schwarze Magie bekanntlich auch…«
    »Bring mit, was du findest!« erwiderte sie. »Wir müssen dem Werwolf das Handwerk legen. Ich hoffe, daß er bald aufgespürt wird.«
    »Werwölfe sind schlau, und auch als Mensch gehörte Roland nicht gerade zu den sieben Dümmsten im Lande«, gab Zamorra zu bedenken. »Rechne lieber damit, daß wir ihn ködern müssen. Er wird wissen, daß er gejagt wird.«
    »Mal den Teufel nicht an die Wand, komm lieber hierher. Es ist so schon schlimm genug.«
    Zamorra preßte die Lippen zusammen. Diese Entwicklung gefiel ihm ganz und gar nicht. Eigentlich hatte er sich weiter um Naomi Varese kümmern wollen; es bestürzte ihn etwas, daß Nicole sich nicht einmal nach ihr erkundigte. Andererseits hatte sie natürlich auch ihre kleinen Problemchen. Und nun erwartete sie von Zamorra, daß er nach Lyon hetzte.
    Es würde ihm vermutlich nicht viel anderes übrigbleiben, wenn er dem verletzten Pathologen helfen wollte. Es gab tatsächlich im Frühstadium der Entwicklung eine Möglichkeit, die Mutation zum Werwolf zu verhindern. Andererseits brauchte Varese Schutz. Und der Führer der Wölfe bewegte sich ebenfalls nach wie vor ungehindert mit seinem Rudel in diesem Gebiet…
    Zamorra war ins Dorf gefahren und hatte mit dem Amulett einen kurzen Blick in die Vergangenheit getan, um sich selbst ein Bild von dem zu machen, was in der letzten Nacht geschehen war. Er wußte jetzt durch die Bilder, die Merlins Stern ihm gezeigt hat, daß Moreau den Wolf eindeutig mit der Schrotflinte erwischt hatte. Da war Pais bereits tot gewesen. Der Wolf war aufgesprungen, als er das Fenster sich öffnen hörte, und die Schrotladung hat ihn im Sprung erwischt.
    Bloß war das Biest dann einfach weitergelaufen, als wäre nichts passiert, und damit war bewiesen, daß er kein normaler Wolf war, sondern eine dämonische Kreatur. Dämonisch wie ihr Anführer, der der Schwarzen Familie entstammte.
    Kaum war Zamorra mit seiner

Weitere Kostenlose Bücher