0494 - Mond der Gefahren
die Flugrichtung zu beeinflussen, und zu seiner Überraschung hatte er damit Erfolg. Zwar reagierte die REALFIN unendlich langsam und schwerfällig, aber immerhin verschoben sich die Konstellationen auf dem Bildschirm. Sie taten es fast unmerklich, und es dauerte lange Minuten, ehe ein Stern auch nur um Millimeter seine Position wechselte. Nicht schnell genug jedenfalls, um das Schiff an dem System vorbeischießen zu lassen.
Zum ersten Mal in seinem Leben lernte Schoscholk das Gefühl echter Panik kennen. Er war allein und auf sich selbst angewiesen, niemand würde ihm helfen können, wenn er nun seinem Tod entgegenraste - oder doch zumindest einem Ungewissen Schicksal. Und er selbst konnte nichts dagegen tun.
Die Technik versagte, so wie er zuvor versagt hatte, weil er nicht vorsichtig gewesen war.
Erst jetzt fiel ihm ein, daß er die Zentrale der Organisation unterrichten mußte. Selbst wenn er starb, war es seine Pflicht, seine Freunde vorher zu warnen. Er hatte das unbestimmte Gefühl, daß es sich bei diesem teuflischen System um jene Gefahr handelte, der bereits sieben andere Schiffe zum Opfer gefallen waren.
Zuerst ging er auf Empfang, um festzustellen, ob überhaupt eine Verbindung möglich war.
Außer den üblichen Störgeräuschen - nichts.
Trotzdem schickte er den Notruf BUB und gab seine Position bekannt. Dreimal wiederholte er den gerafften und verschlüsselten Spruch, ehe er wieder auf Empfang ging und vergeblich auf die Bestätigung wartete.
Der Kurs lag nun so, daß die REALFIN die obersten Schichten der giftigen Atmosphäre Moryrs streifen würde. Das konnte die Rettung bedeuten, falls das Schwerefeld des Planeten groß genug war, das Schiff wie einen künstlichen Mond einzufangen.
Zumindest würde es dann nicht auf seiner Oberfläche zerschellen. Schoscholk würde Gelegenheit zum Nachdenken erhalten, und vielleicht fiel ihm dann ein Weg zur Rettung ein.
Allerdings war da noch Moryma, der Mond des Giganten.
Seine Bahn ließ sich durch den Ausfall einiger Instrumente nicht genau berechnen. Möglich, daß er inzwischen genügend weiterwanderte, um in die Flugbahn der REALFIN zu geraten.
Noch zehn Minuten ... Zehn Minuten konnten lang, sie konnten aber auch kurz sein.
Schoscholk erschienen sie wie eine Ewigkeit.
Zeit genug jedenfalls, um sich Gedanken über einige Dinge zu machen, die ihn vorher nie bekümmert hatten. Im Gegensatz zu seinem Vater hatte er niemals an einen Nachfolger gedacht, dazu fühlte er sich zu jung. Er konnte noch, nicht wissen, daß der Tod nur wenig mit dem Alter zu tun hatte, zumindest nicht in seinem Beruf.
Aber jetzt, in diesen Minuten, stand ihm der Tod gegenüber.
Er sah ihn vor sich, in Form einer roten Riesensonne und eines gelben Zwerges, eines gigantischen Planeten und eines Mondes, der das Ungeheuer umkreiste. Und vor allen Dingen sah er den Tod in Form des geheimnisvollen Energieschlauches vor sich, auf den das Schiff mit gleichbleibender Geschwindigkeit zufiel.
Der Antrieb arbeitete noch immer gleichmäßig und fehlerfrei.
Die Energiefelder des Schlauches mußten unbekannte Eigenschaften besitzen und sie waren es sicherlich auch, die den Antrieb unwirksam werden ließen. Zum Glück jedoch nicht die lebensnotwendigen Aggregate der Lufterneuerungsanlage und Heizung.
Auch die Computer funktionierten einwandfrei. Sie gaben bekannt, daß die REALFIN" wenn jetzt der Antrieb ausgeschaltet würde, in eine Kreisbahn um den Mond gehen würde, nachdem sie vorher zweimal den Energieschlauch umlaufen hatte.
Schoscholk schaltete den Antrieb aus. Im freien Fall stürzte die REALFIN auf ihr Verderben zu.
Der Mond Moryma bot genausoviel oder genausowenig Überlebenschancen wie der Planet Moryr. Immerhin erschien Schoscholk ein lebloser Himmelskörper als letzter Zufluchtsort verlockender als die Energiebrücke, die die beiden Sonnen miteinander verband. Einmal in einer stabilen Kreisbahn, konnte er es drei bis vier Jahre aushallen. Zeit genug, der Organisation Gelegenheit zu einer Rettungsaktion zu geben. Auch dann, wenn sie seine Positionsmeldung nicht erhalten hatte. Man wußte, daß er diesen Sektor bearbeitete, und vielleicht würde man ihn suchen und finden.
Dann fiel Schoscholk ein, daß es einem anderen Schiff wahrscheinlich ebenso ergehen würde wie ihm mit der REALFIN.
Und vielleicht war es den anderen sieben Schiffen auch so ergangen. Vielleicht fand er ihre Spuren ...
Moryr stand auf der anderen Seite des Energieschlauches, und damit zwangsläufig
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