0494 - Mond der Gefahren
Innentür verschlossen und die Luft aus der Kammer abgesaugt hatte. Vor ihm lag das Universum. Langsam schob sich seitlich von hinten das andere Schiff an ihn heran. Es war ein wenig größer als das seine, trieb aber ebenfalls ohne jeden Schub dahin.
Ein Wrack ...?
Für einen Moment mußte sich Schoscholk die physikalischen Gegebenheiten überlegen. Wenn das andere Schiff schneller war als das seine, und es mußte schneller sein, weil es ihn überholte, hätte es die Umlaufgeschwindigkeit bereits überschritten und müßte wieder in den Weltraum hinausschießen. Offensichtlich jedoch befand es sich bereits seit längerer Zeit in einer stabilen Kreisbahn um die Energiebrücke, Die Lösung war einfach genug: Es umlief die Brücke in der Form einer Ellipse. Einmal würde es langsamer, einmal wieder schneller als die REALFIN sein. Damit war auch das geklärt.
Schoscholk wartete, bis das fremde Schiff noch vier Kilometer entfernt war, visierte es genau an und stieß sich mit den Füßen kräftig von der Schwelle seiner Schleusentür ab. Schwerelos schwebte er dem Wrack entgegen, dessen weit geöffnete Luke ihm nur zu deutlich zeigte, daß sich kein lebendes Wesen mehr an Bord befand.
Er hatte die Entfernung richtig abgeschätzt und landete sanft auf der Hülle des anderen Schiffes. In Flugrichtung sah er die REALFIN auf sich zukommen. Die beiden Schiffe würden kaum zehn Meter Differenz haben, wenn sie aneinander vorbeitrieben.
Fünf Minuten, nicht mehr ....
Schoscholk fand die Einstiegschleuse und betrat das Schiff, ohne eine Sekunde zu zögern. Auch die innere Luke war geöffnet, so daß er ohne Aufenthalt in das Innere des Schiffes gelangen konnte. Die Kabinen rechts und links interessierten ihn weniger. Er wollte in die Kommandozentrale. Wenn es überhaupt einen Hinweis auf den Besitzer oder Piloten des Schiffes gab, dann dort.
Die Kommandozentrale lag im Bug.
Schoscholk blieb wie erstarrt in der Tür stehen, als er die beiden Männer vor den Kontrollen sitzen sah. Ihre Haltung bewies eindeutig, daß sie tot waren. Sie trugen ihre Raumanzüge, aber der Luftvorrat mußte ihnen ausgegangen sein. Die Zeit, die seit jenen dramatischen Augenblicken ihres Todes vergangen war, ließ sich nicht abschätzen.
Langsam näherte sich Schoscholk den Leichen.
Seine Vermutung bestätigte sich. Er fand die Notizen auf dem schmalen Kontrolltisch, Sie ähnelten einem Tagebuch und verrieten, was geschehen war.
Der Bericht war kurz und knapp. Er lautete: „Seit sieben Wochen umkreisen wir das verrückte Energiefeld, das einem Schlauch gleicht, ohne jede Möglichkeit, seinem Bereich zu entrinnen. Funkverbindung ausgeschlossen, wir sind verloren. Trotzdem harren wir aus bis zuletzt. Vielleicht findet man uns, bevor es zu spät ist. - Wieder vergingen acht Tage.
Keine Rettung. Wir können uns nicht aus dem Gravitationsfeld des Systems lösen. Wir können nicht einmal auf dem Planeten oder seinem Mond landen. Es würde uns nicht weiterhelfen, aber trotzdem ... fester Boden unter den Füßen! - Die Luft und die Lebensmittel werden knapp. Trinkwasser ist noch vorhanden, wen die Klimaanlage einwandfrei arbeitet. Treibstoff ebenfalls, aber der nützt nichts. Wenn uns jemand findet, dann werden wir tot sein. - Vier Tage später: Es ist bald soweit. Wir haben die Raumanzüge angelegt. In ihnen ist noch ein Atemvorrat von drei Tagen vorhanden. Dann ist es endgültig vorbei. Ich habe schon daran gedacht, meinem Leben freiwillig ein Ende zu machen, aber ich werde warten bis zuletzt. Man darf niemals die Hoffnung aufgeben. - Drei Tage danach: Die ersten Erstickungserscheinungen machen sich bemerkbar. Ich glaube, ich halte es länger aus als mein Partner, aber welchen Sinn hätte es, ihm vom Rest meines eigenen Luftvorrates noch etwas abzugeben? Es hätte genausowenig Sinn, als nähme ich ihm diesen Rest, um eine halbe Stunde länger atmen zu können. - Raschalk ist tot. Ich habe seinen Tod miterlebt und weiß nun, wie ich selbst sterben werde. Die Organisation hat unsere Notrufe nicht beantwortet. Ich habe die Schleuse geöffnet, damit jeder, der uns findet, das Schiff betreten kann und meine Notizen findet. Ich habe jetzt noch genau eine halbe Stunde zu leben. - Das System ist wertlos. Es ist verflucht und bringt jedem den Tod, der sich ihm nähert. Vielleicht bringt es auch dem Leser dieser Zeilen den Tod - wer weiß? Ich selbst bekomme nun kaum noch Sauerstoff. Die Energiebrücke ... man müßte sie beseitigen können, oder zumindest
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