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0495 - Der Botschafter von Sol

Titel: 0495 - Der Botschafter von Sol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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bewundernd.
    „Allerdings."
    Zuerst trank Edmond sein Glas leer. Dann fühlte er sich eine Kleinigkeit besser und konnte den Kaffee trinken und die Sandwiches essen. Einige Minuten lang herrschte ein bedrücktes Schweigen in der Kabine, das sich auch durch das Schiff fortgesetzt hatte. Nur der Säbelzahntiger glitt in seinem Gefängnis unruhig hin und her und fauchte wütend. Dann legte er sich hin, bettete den mächtigen Kopf auf die Vorderpranken und sah die Wand an, hinter der, durch ein System von Schutzfeldern für ihn unerreichbar, der Pseudokörper des Fremden versteckt war. Die drei Terraner beendeten ihre Mahlzeit, dann sagte der Zweite Offizier: „Ich gehe zurück in die Zentrale. Vielleicht können wir einige Funksprüche auffangen, die uns weiterhelfen."
    „Einverstanden", antwortete der Kommandant wortkarg und ließ sich wieder in den Kontursessel fallen.
    Wieder entstand eine Pause, in der niemand sprach. Dann lehnte sich Caryna an die Lehne des Sessels und strich Pontonac über das Haar.
    „Wütend?" fragte sie.
    „Ich bin nicht wütend", sagte Edmond. „Ich warte. Ich warte auf etwas, das ich nicht kenne. Irgend etwas wird in kurzer Zeit passieren, aber ich kann nicht sagen, was. Ich habe das deutliche Gefühl, daß jetzt, während ich hier sitze und meine Gastritis kultiviere, die Ertruser untereinander beraten und einen Weg suchen, um ohne Gesichtsverlust Terra helfen zu können."
    Das Mädchen schüttelte den Kopf und sagte sehr leise: „Dein Optimismus ist mir schon damals in Terrania City aufgefallen. Oder ist es gar kein wirklicher Optimismus?"
    Pontonac schüttelte den Kopf.
    „Nein, nicht wirklich. Du mußt wissen, daß ich eine Sonderbegabung habe. Ich fühle es direkt körperlich, wenn jemand lügt, unsicher ist oder Ausflüchte versucht. Bei den Verhandlungen mit den beiden anderen Imperien war es leichter, deswegen auch meine schnellen Entschlüsse. Ich wußte stets genau, ob mein Gesprächspartner die Wahrheit sprach oder nicht. Darauf konnte ich mich einstellen."
    Verwundert setzte sich das Mädchen und fragte zurück: „Ist das wirklich wahr, Ed?"
    Er nickte.
    „Ja. Aber ich vermeide es nach Möglichkeit, meine detektivischen Fähigkeiten bekannt werden zu lassen, weil ich mich dadurch meiner Vorteile berauben würde. Bei den Ertrusern aber war es ganz anders."
    Sie wartete darauf, daß er weitersprach.
    „Sie schienen keinen einzigen sicheren und festen Standpunkt zu haben. Alles, was sie sagten, war gleich undurchsichtig, gleich fraglich. Sie haben also stundenlang auf meine Bitten und Argumente unsichere Antworten gegeben. Es war nicht ein einziges Mal Zustimmung oder Ablehnung. Sie waren unsicherer als kleine Kinder bei einer Prüfung."
    Pontonac versuchte, sich die Empfindungen wieder ins Gedächtnis zu rufen.
    Er war alles andere als ein Gedankenleser, er konnte nur feststellen auf eine Weise, von der er nicht wußte, wie sie funktionierte -, daß er im Laufe der Jahre gelernt hatte, diesen Para-Wachinstinkt zu schulen und weiterzuentwickeln. Er war Halbmutant, aber die Mutation beschränkte sich auf einen verborgenen Hirnventrikel, der für diese seltsame Gabe verantwortlich war. Jahrzehntelang hatte Pontonac, ehe er so schwer verwundet wurde, den Beruf eines Kriminalisten der Solaren Abwehr innegehabt, er beschäftigte sich mit mathematischer Psychologie.
    „Warum hast du mir das nie gesagt?" fragte das Mädchen.
    „Du hast mich nie gefragt’, gab er zur Antwort.
    „Dein ‘Instinkt’ befähigt dich also, Stimmungsschwankungen und ähnliches festzustellen? Wie funktioniert das?"
    Pontonac gab ihr das Glas, um nachfüllen zu lassen. Dann hob er den Kopf, sah aufmerksam auf den Bildschirm und lachte dann.
    „Warum lachst du?" ‘ „Weil mein scharfes Auge eben etwas gesehen hat. Warte ...
    lasse dich überraschen. Du hast mich gefragt, wie diese Sonderbegabung funktioniert. Folgendermaßen: Ich weiß in dem Moment, da mich jemand anlügt - oder wenn ich mithöre, wie jemand einen Dritten anlügt - genau, daß er lügt. Ich weiß es plötzlich und so genau, wie ich weiß, daß die Quadratwurzel von sieben Komma drei genau zwei Komma sieben-null-zwei ist. Ich weiß es eben, und in den Jahren hat sich gezeigt, daß dieses Wissen den Tatsachen entspricht."
    Caryna nickte und bemerkte halblaut: „Hier ist dein Glas. Ich freue mich, daß ich ein reines Gewissen habe. Ich kann mich nicht erinnern, dich belogen zu haben."
    Er betrachtete nachdenklich ihre Figur und

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