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0495 - Der Botschafter von Sol

Titel: 0495 - Der Botschafter von Sol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sagte trocken: „Du bist auch schließlich kein Ertruser."
    Der Umstand, daß der hundertneunzig Zentimeter große Mann, der für seine Größe fast zu schmal und zerbrechlich wirkte, gegenüber allen anderen Partnern den dauernden Ausdruck von Optimismus, Zufriedenheit und Ruhe ausstrahlte, lag aber tiefer. Edmond V. Pontonac war im Alter von achtundfünfzig Jahren von einer schweren Strahlwaffe so schwer getroffen worden, daß man ihm beide Beine und den Arm mit Teilen des Schultergelenks amputieren mußte. Man reduzierte den Durchsatz seines Kreislaufs, um die verringerte Kapazität nicht zu einer Gefahr werden zu lassen. Dann verband man Terkonitstahlröhren und medizinischen Kunststoff mit den Knochen, verband mittels hypertoyktischer Verzahnung Nerven und stromführende Drähte der siganesischen Konstruktion, die mit den bekannten Batterien betrieben wurden. Ein kleines Rechengerät sorgte durch ein relativ kleines Arbeitsprogramm für die harmonische Bewegung. Als Pontonac - damals! - wieder aufwachte, betrachtete er sich und sah, daß ihm nichts fehlte. Langsam aber kam er dahinter, daß er ein Krüppel war. Er verbrachte mehr als ein Jahr damit, sich mit diesem Zustand abzufinden, denn er war nach terranischen Maßstäben ein Mann in den besten Jahren. Und dann wurde, langsam und als schleichender Prozeß, aus dem Gefühl, ein Krüppel zu sein, der sich auf mechanischen Hilfen dahinbewegte, das bessere und stärkere Gefühl, mit Hilfe dieser Krücken allen anderen überlegen zu sein. Er bewegte sich schneller und besser, sicherer, und dazu war sein rechter Arm, entsprechend angewandt, unter Umständen eine tödliche Waffe. An das nur geringfügige erhöhte Gewicht hatte sich Edmond längst gewöhnt, und er mußte nur darauf achten, daß auch sein Körper die gesunde Bräune aufwies wie die Kunsthaut, aus der sogar künstliches Haar sproß. Diese Mechanismen waren es auch gewesen, die den Ertrusern trotz allem ehrliche Bewunderung für diesen braunhaarigen Terraner abnötigten.
    Einige Minuten später summte der Interkom.
    „Hier Pontonac!" sagte Edmond, beugte sich hinüber und schaltete das Bild zu.
    Der Wachhabende in der Polschleuse meldete sich und sagte: „Sir! Gerade ist ein Regierungsgleiter hier angekommen. Die Polizisten ziehen sich zurück. Es sieht aus, als bekämen wir Besuch."
    Edmond lachte und sagte: „Eskortieren Sie den oder die Ertruser bitte bis zu meiner Kabine. Sie sind überaus herzlich willkommen."
    Er stand auf, und das Mädchen fragte: „War es das, was du als Überraschung bezeichnet hast?"
    „Ich sah auf dem Bildschirm, wie der Gleiter am Rand des Flugfeldes losfuhr. Ich vermute sicher, daß entweder Vigeland oder Runema Shilter kommen, um uns zu erklären, warum sie jetzt doch noch Terra helfen wollen."
    Während Edmond wieder zuversichtlich lächelte, sah der Erste Offizier auf die geschlossene Tür der Kabine. Sie verstand die Welt nicht mehr. Besonders nicht mehr Ertrus.
     
    18.
     
    Runema Shilter hatte sich umgezogen; es schien sehr, als wolle er durch seinen neuerlichen Auftritt die Terraner davon überzeugen, daß Ertruser in jeder Beziehung die Riesen des Universums wären. Er trug Stiefel, die knapp unter dem Knie endeten,-darüber eine enge Hose aus dehnbarem Stoff, mit Silber durchwirkt und breiten roten Streifen. Sie wurde durch einen Gürtel gehalten, an dem eine riesige Waffe stak, schon fast ein kleines Geschütz. Als er sich bückte; um unter dem Rahmen der Tür hindurchzukommen schien er gleichzeitig die gesamte Kabine auszufüllen. Rund siebzehn Zentner standen hier; das Mädchen und Edmond sahen die rotbraune Haut des Riesen, den gepflegten, sandfarbenen Sichelkamm des Haares und die sorgfältig enthaarten Schädelpartien. Dunkle Augen blitzten Pontonac an.
    Edmond sagte ruhig: „Willkommen, Triumvir Shilter. Ich bedaure, Ihnen keinen Platz anbieten zu können, aber unsere Raumschiffe sind leichte, schnelle Konstruktionen."
    Der Ertruser streckte ihm die Hand entgegen.
    „Aber versuchen Sie nicht wieder Ihren zerstörerischen Händedruck!" warnte er. „Sonst gehe ich sofort wieder. Etwas zu trinken hier?"
    „Sofort!" sagte Caryna.
    Pontonac fragte: „Was verschafft mir das Vergnügen Ihres Besuches, Triumvir?"
    Er kannte diese Bezeichnung aus der ehemals römischen Geschichte; die „drei Männer", die Triumvirn, hatten einst Rom regiert. Daher hatte auch das ertrusische Triumvirat seine Bezeichnung übernommen.
    „Ich muß mit Ihnen sprechen,

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