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0497 - Die Fledermenschen

0497 - Die Fledermenschen

Titel: 0497 - Die Fledermenschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Schrecklicheres als dieses Wissen, in ein paar Minuten ermordet zu werden, und nichts dagegen unternehmen zu können?
    »Sie kommen… sie kommen…«
    Immer näher kamen die Schreie. Halo wunderte sich, warum er immer noch nichts spürte. Dabei hätte der Sirenengesang auch ihn längst erreichen müssen, wenn die Teufel tatsächlich immer näher kamen, immer tiefer in dieses Höhlensystem eindrangen.
    Plötzlich tauchte ein Geflügelter im Eingang der Kaverne auf!
    Deutlich konnte Halo ihn im Kerzenlicht erkennen. Eine schwarze Gestalt mit zusammengefalteten Flügeln stand da, sah in die Kaverne, und in Halo wurde die panische Todesangst riesengroß und drohte beide Herzen zum Stillstand zu zwingen. Aber dann wandte der Geflügelte sich wieder ab und tappte seltsam schwerfällig davon, als sei ihm das Gehen nicht nur ungewohnt, sondern auch lästig.
    Halo wunderte sich, daß der Geflügelte ihn verschont hatte. Mehr noch -er schien Halo nicht einmal wahrgenommen zu haben.
    Aber warum nicht?
    Warum war dies schon der 73. Überfall, den Halo überlebte? Es gab wenige Somerer, die sich rühmen konnten, 50 Überfälle heil hinter sich gebracht zu haben.
    Konnte das noch ein Zufall sein?
    Plötzlich packte ihn eine andere Art von Angst. Mochte es nicht auch anderen Somerern auffallen, daß Halo so viele Angriffe überstanden hatte? Mußten sie ihn nicht für einen Verräter halten, der deshalb von den Geflügelten verschont wurde, weil er ihnen Hinweise gab und ihnen Tore öffnete? Wenn nun andere Somerer bemerkten, daß ein Geflügelter den unmittelbar in seinem Sichtbereich kauernden Halo verschont hatte, mußte das nicht diesen Verdacht noch erhärten?
    »Wenn dieser Überfall vorbei ist, werde ich vor den Götterblumen beten«, versprach Halo sich selbst.
    Im Höhlensystem wurde es ruhiger. Entwarnung kam; die Teufel zogen sich mit ihren Opfern zurück, verschwanden in rasendem Flug am Himmel. Die überlebenden Somerer begannen die Toten zu zählen.
    Halo interessierte sich nicht für die Zahlen des Schreckens. Er wollte zu den Götterblumen und um ihren Beistand bitten. Auf dem Weg zum Höhlenausgang fand er Boras, den er nur noch an den Kleidungsfetzen von anderen Toten unterscheiden konnte, die von den Teufeln regelrecht zerfleischt worden waren.
    Lyara fand er nicht. Sie war verschleppt worden.
    Und der Haß in Halo wurde immer größer, aber auch die Entschlossenheit, eine Möglichkeit zu finden, wie man die Geflügelten angreifen und töten konnte.
    Sie hatten den Tod mehr als einmal verdient.
    ***
    »Ich hätte es nie für möglich gehalten, daß du wirklich so weit gehen würdest«, sagte Patricia kopfschüttelnd, als Sir Bryont zurückgekehrt war. »Sie einfach in dieses kalte, verfallene Gemäuer zu stecken…«
    »Bist du schon mal dort gewesen?« fragte Bryont.
    »Früher einmal. Ich hab’s von außen gesehen, das hat mir gereicht.«
    Bryont lächelte und legte den Arm um ihre Schultern. »Ganz so schlimm ist es nun auch wieder nicht. Ich habe vor Jahren mal versucht, Spooky-Castle bewohnbar zu machen, gewissermaßen als eine Art Fluchtburg. Aber dann ging nicht mir das Geld aus, sondern der Firma, die die Arbeiten durchführen sollte. Mittendrin kam es zum Konkurs. Es gibt aber schon bewohnbare Räume, und wenn die beiden sich nicht dümmer anstellen als die Polizei erlaubt, werden sie diese Räume finden und in Beschlag nehmen. Vielleicht bauen sie auch tatsächlich noch Fenster und Türen ein. Das geht schnell; vorbereitet ist alles. Ich hatte damals nur keine Lust, nach einer Ersatzfirma zu suchen.«
    »Wie sieht es mit Licht aus?«
    »Es müssen da ein paar alte Gaslaternen herumliegen. Eine Gasflasche ist da, eine Heizung auch; William hat ihnen gezeigt, wie man damit umgeht. Bloß Fernsehen können sie nicht. Aber in ihrer Zeit hatten sie diesen Komfort ja wohl auch nicht.«
    »Ich fühle mich dabei gar nicht wohl«, meinte Patricia.
    »Du meinst, es wäre ein Verstoß gegen die Gastfreundschaft? Dann haben die beiden ihrerseits noch viel mehr dagegen verstoßen, indem sie meine Nerven ruinierten. Wie du es mit den beiden aushältst, wird mir für ewig unbegreiflich bleiben. Ich habe versprochen, ihnen Quartier zu gewähren, und genau das habe ich getan - nur, daß sie jetzt nicht mehr in Llewellyn-Castle wohnen, sondern in Spooky-Castle.«
    »Ich an Don Cristoferos Stelle hätte mir das nicht gefallen lassen.«
    »Erfreulicherweise bist du nicht an seiner Stelle«, sagte Bryont. »Ich werde

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