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0497 - Die Fledermenschen

0497 - Die Fledermenschen

Titel: 0497 - Die Fledermenschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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kommen sie hierher, wo sie weniger bezahlen müssen, und lästern über die geizigen Schotten! Das wird ab diesem Jahr anders. Da kassiere ich von Nicht-Schotten mindestens genausoviel wie die Kollegen am Loch Ness. Und wenn die Touristen erst mal bis hier gefahren sind, drehen sie auch nicht wieder um. Warum sollen nur die Wirte am Loch ihren Reibach machen?«
    »Die Preiserhöhung gilt also auch für uns?« schmunzelte Zamorra.
    »Sie gehören doch zum Clan! Deshalb muß ich für Sie leider ’ne Ausnahme machen, aber vermutlich gibt’s dann keine drei Gratis-Whisky pro Tag mehr, sondern nur noch ein Gläschen.«
    Zamorra seufzte. »Welch erschreckende Perspektive. Ab dann übernachten wir im Caer!«
    »Sie sind ja noch schottischer als wir Schotten, Zamorra«, brummte Ulluquart. »Eben sprachen Sie -von dem Spinner im Caer, Mademoiselle Nicole. Letzte Nacht hat der Laird hier gezecht. Der schmeißt den Spinner raus. Hat er zumindest angedroht, weil der und sein Diener ihm die gesamten Whiskyvorräte in Honig verwandelt haben.«
    Nicole prustete vergnügt los. »Typisch!« entfuhr es ihr. »Da ist dem Kleinen mal wieder ein Zauber in die Hose gegangen!«
    »Beziehungsweise in die Whiskyflaschen«, kommentierte Zamorra. »Na gut, darüber werde ich nachher mit Seiner Lordschaft reden. Jetzt wollen wir erst mal meine Reisetasche und Nicoles Kofferflut ins Zimmer schleppen, danach gibt’s für mich ’nen Kaffee, weil ich noch fahren will, und dann statte ich Sir Bryont meinen Antrittsbesuch ab. Der wird sich wundern, weil er noch nichts von seinem Pech… äh, Glück ahnt!«
    Sie quartierten sich ein. Als Zamorra wieder nach unten kam, wartete kein Kaffee, sondern ein neuerlich randvoll gefülltes Whiskyglas. »Mir sind die Bohnen ausgegangen«, behauptete Ulluquart. »Außerdem trinkt hier sowieso kein vernünftiger Mensch Kaffee. Tee schmeckt viel besser, und man kann viel eleganter mit Whisky strecken, falls er mal zu dünn gerät.«
    »Geht mit Kaffee auch. Schon mal was von ›Irish Coffee‹ gehört?«
    »Wenn den die Iren wirklich erfunden haben, beweisen sie damit nur, zu Kulturbanausen geworden zu sein. Nun trinken Sie schon, Professor. Noch ist’s gratis, ab Sommer nicht mehr.«
    Zamorra dachte an den schmalen, gewundenen Weg, der über Berg und Tal und über eine Holzbrücke etwa 4 Kilometer weit nach Llewellyn Castle führte, oder Caer Llewellyn, wie die Schotten hier sagten. Mit zweimal fünf Zentimeter hoch Whisky im Blut wollte er das doch lieber nicht riskieren. »Rufen Sie im Caer an, Keith. William soll mich abholen. Damit ist zwar der Überraschungseffekt zum Teufel, aber dann kann ich auch da oben noch ein Gläschen trinken. Schätze, ich werde dem Laird eine oder zwei Flaschen mitbringen, als Gastgeschenk. Haben Sie noch was vorrätig?«
    Keith Ulluquart hatte. Aber preiswert verkaufte er das schwarzgebrannte Zeugs nicht gerade.
    Von irgendwas mußte ja schließlich auch ein Schotte leben.
    ***
    Lady Patricia gefiel die Ausquartierung der beiden Gäste gar nicht. Aber was geschehen war, ließ sich nicht mehr rückgängig machen. Sie konnte nicht einmal versuchen, Bryont zu überreden, weil der bei einem Rückzieher sein Gesicht verlieren würde.
    Aber sie konnte wenigstens versuchen, die beiden ein wenig zu trösten. Draußen stand der Rolls-Royce. Patricia schlüpfte in ihren Kapuzenmantel und die Stiefel, packte drei, vier Honigflaschen und zwei Flaschen des neu beschafften Whiskys in eine Tragetasche und trat hinaus in den Burghof.
    Der Zündschlüssel steckte. Der Wagen war riesig in seinen Abmessungen, aber wo Lieferwagen und Kleinlaster durchkamen, da sollte auch ein Rolls-Royce zu manövrieren sein.
    Lady Patricia startete und fuhr los. Sie ließ Llewellyn-Castle hinter sich und schlug den Weg nach Spooky-Castle ein. Wenn William den großen und breiten Wagen dorthin bringen konnte, dann konnte sie das auch. Sie stellte sich Bryonts verblüfftes Gesicht vor und fragte sich, ob er nun zum ersten Mal in ihrer Gegenwart einen Wutanfall bekommen würde, weil sie einfaçh aus dem Sicherheitskäfig ausgebrochen war.
    Sie sah kein Risiko. Warum sollten Dämonen ihr ausgerechnet jetzt auflauern? Wie sollten sie ahnen, daß sie sich ausgerechnet jetzt ungeschützt außerhalb der M-Abwehr befand, wie Bryont die Schutzglocke über dem Castle nannte.
    Wenn ihr Mann entdeckte, daß sie mit dem Wagen fort war, und sich darüber ärgerte, war das ihre Retourkutsche für das Ausquartieren seiner

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