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0497 - Die Fledermenschen

0497 - Die Fledermenschen

Titel: 0497 - Die Fledermenschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Gäste. Darüber hatte sich ihrerseits Patricia geärgert. Und warum sollte sie ihren Ärger einfach schlucken, wenn sie jetzt gleich zwei Frösche mit einem Storchenschnabel erwischen konnte?
    Als sie Spooky-Castle erreichte, begann es gerade zu dämmern. Vorsichtshalber wendete sie den großen Wagen gleich so, daß er für später in Fahrtrichtung stand. Dann sah sie sich nach Don Cristofero und dem Gnom um.
    Sie war überrascht. Es gab frisch eingebaute Fenster und Türen; dabei war es doch erst ein paar Stunden her, daß Bryont die beiden hier ausgesetzt hatte. Patricia nahm die Einkaufstasche und klopfte an.
    Es dauerte nicht lange, bis der Gnom ihr öffnete. Den verwachsenen kleinen Kerl hatte sie besonders ins Herz geschlossen. »Hier, mein Freund«, sagte sie und packte die Honigflaschen aus. »Versteck sie irgendwo, ehe dein Herr sie sieht, denn der verbietet dir das Naschen doch nur gleich wieder!«
    Der Zauberer überschlug sich fast vor Dankbarkeit. »Ihr seid einer Göttin gleich, edle Herrin«, stieß er hervor. »Hätte ich mein Leben nicht bereits meinem Herrn gewidmet, so würde ich es nunmehr in Eure zarten Hände legen. Wie kann ich Euch nur jemals danken?«
    Sie lächelte. »Mit dem Glanz in deinen Augen hast du mir eine der größten Freuden meines Lebens gemacht, kleiner Freund«, sagte sie ehrlich. »Und damit hast du mich reicher beschenkt, als ich dich jemals beschenken könnte.«
    Der Gnom verstaute die Flaschen mit dem süßen, klebrigen Stoff schnell in einem dunklen Winkel. »Weiß Seine Lordschaft von Eurer Anwesenheit, Herrin?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Vielleicht hat er inzwischen gemerkt, daß der Wagen fehlt, aber zu Fuß wird er einige Zeit brauchen, hierher zu kommen. Für Euren Herrn habe ich auch noch Whisky mitgebracht.«
    Der Gnom seufzte. »Wohlan, aber Ihr müßt doch wissen, daß er dem Alkohol zwar wohl zugetan ist, derselbe ihm aber höchst unbekömmlich ist. Nie findet er das richtige Maß und schnarcht dann entsetzlich laut, um am folgenden Tag mit einem Brummschädel größer als der eines Krokofanten zu erwachen, oder wie auch immer das Tier heißt, das man in den Ländern der schwarzen Menschen findet, wo es selbige verzehrt. Und an mir läßt Don Cristofero, die Götter mögen ihm wohlgesonnen sein, dann seine Kopfschmerzen aus.«
    »Das war allerdings nicht meine Absicht«, murmelte sie betroffen. »Ich wollte nur Euch beiden eine Freude machen.«
    »Nun, gebt Ihm den Whisky. Er wird ihn trinken, sich lange ausschlafen, und in der Zwischenzeit habe ich meine Ruhe. Das bißchen Gepolter seinerseits, das später folgt, bin ich längst gewohnt. Es gibt Schlimmeres.«
    »Schlimmeres?«
    Er zuckte regelrecht zusammen, zögerte mit der Antwort und sprach erst, als er ihr Gesicht sah.
    »Wer als Kind von allen anderen mit Steinwürfen verjagt und geprügelt wird, nur weil er nicht einen so schönen, wohlgestalteten Körper hat, sondern so krumm und schwarz ist wie ich, wer versucht, sich mit Zauberei Respekt zu verschaffen und dafür von der Heiligen Inquisition verfolgt wird, dem fällt es leicht, die Launen eines Don Cristofero zu ertragen. - Verzeiht mir, wohltätige Herrin. Ich wollte Euch nicht mit diesen Gedanken belästigen.«
    »Du belästigst mich nicht«, widersprach sie. »Ich glaube, ich kann mir vorstellen, was du erlitten hast. Du solltest nicht in die Vergangenheit zurückkehren. Verzichte darauf, bleibe in unserer Gegenwart. Hier geht es dir besser.«
    »Mir? Oh, Herrin, verzeiht: mir nicht. Außerdem ist dies nicht meine Zeit. Ich muß zurück. Und ich bin Don Cristofero zu Dank verpflichtet. Wenn er zurück will, werde ich ihm dabei helfen und ihm folgen. Könntet Ihr es ertragen, in einer Zeit zu leben, die dreihundert Jahre von der Euren entfernt und in der alles ganz anders ist?«
    »Ich könnte es versuchen, denn die Welt der Zukunft kann nur besser sein.«
    »Mir bietet sie stinkende, rasende Automobile anstelle von Kutschen, deren Pferde man streicheln oder stehlen kann. Sie bietet mir Bilder in kleinen Kisten, welche ich nicht verstehe, weil sie nicht einmal mit meiner Zauberei zu erklären sind. Sie bietet mir Heuchelei. Die mich damals verprügelten, waren dabei wenigstens ehrlich. Die Menschen dieser Zeit verprügeln mich mit Blicken und Gedanken, und das ist viel schlimmer.«
    »Aber ich doch nicht!« entfuhr es Patricia.
    »Ihr gewiß nicht, Herrin, sonst hättet Ihr die Gefahr nicht auf Euch genommen, in der Ihr schwebt. Und Euer

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