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0497 - Die Fledermenschen

0497 - Die Fledermenschen

Titel: 0497 - Die Fledermenschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sollen? Aber vor der Blume machte er doch jedesmal sein Zeichen, und jetzt hatte er sogar vor ihr gebetet.
    Da fuhr er abermals herum.
    Daß über ihm am Himmel ein Geflügelter kreiste, vergaß er keine Sekunde, aber er sah zwischen drei Blütenkelchen drei Götter hervortreten. Er wurde Zeuge ihres Erscheinens.
    Sie waren so unterschiedlich wie Tag und Nacht.
    Einer von ihnen war sehr rundlich, trug ein grünes Wams, ein dunkles Beinkleid und einen roten Schultermantel. Rot war auch sein verfilzter Bart und die Knollennase, schwarz sein Hut, an dem eine lange Feder wippte, und an seinem Gürtel hing so etwas wie eine lange Stichwaffe.
    Der zweite Gott war unverkennbar weiblich, wenngleich die Körperform von einem dicken, bis zu den Waden reichender Mantel verhüllt wurden. Aber die Gesichtszüge, das Haar und die Art, wie diese Gottheit sich bewegte, deuteten die Weiblichkeit unverkennbar an.
    Die dritte Gottheit reichte den beiden anderen nur bis zur Brust, besaß einen großen Buckel und tiefschwarze Haut. Der Schwarze war geschmacklos bunt gekleidet, als wolle er die Farbenpracht der somerischen Landschaft imitieren.
    Die drei Götter sahen sich um, dann entdeckten sie Halo. Der Beleibte mit dem grünen Wams griff zu seiner langen Waffe, riß sie blitzschnell aus der Scheide hervor und richtete sie auf Halo.
    Der glaubte, daß jetzt seine letzte Stunde gekommen war. Die Götter wollten ihn dafür bestrafen, daß er an ihnen zweifelte. Sie warteten nicht darauf, daß die Geflügelten ihr schmutziges Mörderwerk vollbrachten.
    Gleich drei Götter waren erschienen, um dem grausamen Spiel ein Ende zu machen. Die Klingenspitze jagte auf Halo zu und mußte ihn jeden Moment mit tödlicher Wucht durchbohren.
    ***
    Die Scheinwerferstrahlen des 560 SEL erfaßten den vor dem düsteren Ruinengemäuer stehenden Phantom und wurden von dessen erloschenen Lampen reflektiert. Spooky-Castle selbst lag im Dunkeln.
    »Bingo«, sagte Zamorra. »Sie ist hier. Du hattest recht.«
    »Ich habe immer recht«, behauptete Saris. Zamorra hob die Brauen und parkte den Mercedes neben dem Flaggschiff der Konkurrenz ein. Saris wollte aussteigen, aber Zamorra hielt ihn am Ärmel fest. »Warte!«
    »Worauf? Daß das Wetter besser wird?«
    Zamorra schüttelte den Kopf. Er knöpfte seine Jacke auf und zog das Amulett hervor. »Ich peile erst mal die Lage«, sagte er. »Wenn die Luft rein ist, darfst du rauskommen. Vergiß nicht, worum es bei dir und deiner Erbfolge geht! Du solltest dich ebenso wenig in Gefahr begeben wie Patricia!«
    Er stieg aus. Über ihm funkelte Schottlands Sternenhimmel. Ihm war, als wären die Sterne hier viel näher als in Frankreich. Das Amulett sprach nicht an. Keine Schwarze Magie in unmittelbarer Nähe. Zamorra nickte erleichtert dem Lord zu, der daraufhin ebenfalls ausstieg.
    »Das hätte ich dir auch ohne Merlins Stern sagen können«, behauptete er. »Vergiß nicht, daß die Llewellyns schon immer über Para-Kräfte verfügten.«
    »Die dich letztens glorreich im Stich ließen, als du in diesen Zug stiegst«, konterte Zamorra. »Ich zweifele die Llewellyn-Magie nicht unbedingt an, aber ich glaube, du bist mittlerweile schon in einer Art Zwischenstadium. Du kannst deine Fähigkeiten bereits nicht mehr so anwenden wie früher. Das wird erst in deinem neuen Körper wieder möglich sein, wenn er in die Pubertät eintritt.«
    »Sag doch gleich: Altersschwäche«, knurrte Saris. »Sag doch gleich, daß du mich für senil hältst. Ich werd’s überleben.«
    »Du redest Blech«, sagte Zamorra. »Schweig lieber, dann wird Silber draus!«
    Saris seufzte. Er schritt auf die Ruine zu. Das Standlicht des Mercedes reichte kaum aus, Bodenunebenheiten zu erkennen. Zamorra brachte Merlins Stern zum Leuchten. Das Amulett strahlte Helligkeit aus, die ihnen den Weg zum Gemäuer ermöglichte, ohne zu stolpern.
    »Die haben ja tatsächlich renoviert!« entfuhr es dem Lord, als er eingesetzte Fenster und Türen sah.
    »Aber erfreulicherweise nicht abgeschlossen«, stellte Zamorra fest. Ihm gefiel nicht, daß alles völlig im Dunkeln lag. Während der Anfahrt hatte Saris ihm erzählt, daß es Gaslampen gab. Und daß es keinen Grund gab, sie nicht zu benutzen. Die seltsame Unruhe stellte sich wieder bei ihm ein.
    Warum diese Finsternis? Vor allem, wenn auch noch Lady Patricia hier sein mußte, wie der Rolls-Royce bewies.
    Zamorra, der die Whisky-Wirkung schon nicht mehr spürte, spielte verschiedene Variationen gedanklich durch. War es

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