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0497 - Die Fledermenschen

0497 - Die Fledermenschen

Titel: 0497 - Die Fledermenschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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der dein Sir Henry herumwuseln soll?«
    Sir Bryont verzog das Gesicht. »Erstens«, näselte er indigniert, »würde Sir Henry es sich verbitten, als so etwas wie mein Eigentum bezichtigt zu werden. Außerdem wuselt er nicht herum, sondern er geht der ehrenvollen Tätigkeit des Spukens nach.«
    »Und drittens hat ihn noch kein lebender Mensch gesehen«, fügte Zamorra hinzu. »Oder hat sich das in den letzten Wochen grundlegend geändert?«
    »Gespenster haben es nun mal so an sich, daß sie nicht von jedermann nach Belieben gesehen werden können«, sagte Bryont. »Zamorra, ich bitte dich, mit mir nach Caer Spook zu fahren. Ich bin sicher, daß Patricia dorthin gefahren ist. Sie… äh… fraternisiert wohl mit dem Dicken und seinem Faktotum.«
    »Ich bleibe hier!« entschied Nicole energisch. »Wenn ich mitkomme, und Cristofero kommt mir vor die Augen, kann’s passieren, daß ich wieder ausraste und er sich den nächsten Satz heißer Ohren einfängt.«
    »Es verlangt ja auch niemand von dir, daß du mitkommst«, erwiderte Zamorra. »Wir Männer kriegen das schon alleine in den Griff. Bevor ich’s vergesse, Bryont: Ich hörte von dem kleinen magischen Mißgeschick des Gnoms, und da dachte ich, ich bringe dir als Gastgeschenk zwei Fläschchen Whisky mit.«
    Saris starrte ihn verblüfft an. »Du trägst Beulen nach Neapel?«
    »Eulen nach Athen, heißt das Sprichwort, du steinalter Kulturbanause!« verbesserte Nicole ihn. »Sag bloß, der Zauber ist rückgängig gemacht und du hast wieder Whisky!«
    Der Lord schüttelte den Kopf. »Schön wär’s; ich habe immer noch Dutzende von Flaschen mit Honig. Aber ich habe heute bei Ulluquart, diesem Halsabschneider, eingekauft und…«
    Zamorra lachte. »Na, dann wird’s auf diese beiden Flaschen aus seinen Beständen ja auch nicht mehr ankommen. Machen wir eine von ihnen auf, wenn wir Patricia zurückgeholt haben?«
    »Meinetwegen beide. Ob wir ihren Inhalt -auch trinken können, ist ’ne andere Frage«, erwiderte der Lord. »Aber jetzt sollten wir keine Zeit mehr verlieren. Patricia ist ohne Schutz da draußen, und ich wage nicht, mir vorzustellen, was passiert, wenn Dämonen sie erwischen! Zamorra, ich bin zwar unglaublich alt, aber trotzdem hänge ich an dieser meiner seltsamen Art des Lebens.«
    Der Parapsychologe nickte. »Also los, fahren wir. Dann lerne ich Spooky-Castle und deinen… pardon, den legendären Sir Henry auch endlich mal kennen!«
    Nicole warf sich in einen Sessel. »Dann kann ich ja erst mal Däumchen drehen«, stellte sie fest. »Seht zu, daß ihr nicht zu lange unterwegs seid. Sonst falle ich vor lauter Langeweile über William her und vernasche ihn!«
    Saris stutzte.
    Zamorra grinste und verpaßte seiner Gefährtin einen Kuß, der ihr unkeusche Gedanken an fremde Butler austrieb. »Dazu ist der alte Knabe doch viel zu steif«, brummte er.
    Nicole grinste zurück. »Meinst du nicht, daß gerade das die Sache reizvoll macht?«
    ***
    Halo hatte sein Gebet vor der Götterblume gerade beendet, als er über sich in der Luft entferntes Flügelrauschen vernahm. Entsetzt wandte er den Kopf und sah zum roten Himmel hinauf.
    »Nein!« entfuhr es ihm. »Nein - das nicht! Bitte, ihr Götter… laßt es nicht zu! Nicht schon wieder!«
    Am Himmel zog ein Geflügelter seine Kreise!
    Es mußte eine Halluzination sein. Es konnte doch nicht sein, daß schon wieder ein Überfall bevorstand, jetzt, wo die fliegenden Teufel gerade erst verschwunden waren! Daß sie ein paar Rotsonnenphasen verstreichen ließen und diese Frist immer kürzer wurde, na schön, damit hatte man sich abzufinden. Daß aber jetzt ein Überfall unmittelbar auf den nächsten folgte, das war grausam. Das bedeutete nichts anderes, als daß die Teufel den endgültigen Untergang der Somerer beschlossen hatten.
    Diesmal gaben sie ihnen keine Zeit mehr, sich zu erholen.
    »O nein!« flüsterte Halo verzweifelt und fragte sich, warum er überhaupt zur Götterblume gebetet hatte, wenn es doch keine Rettung mehr gab. 73 Überfälle hatte er mit dem heutigen überlebt. Vielleicht überlebte er auch noch zehn weitere oder mehr. Aber eines Tages würde es dann nur noch ihn geben, und dann war er das letzte Opfer der Geflügelten.
    Aber er wollte nicht als letzter sterben. Er wollte nicht der einsamste Somerer des Universums werden, der den Tod herbeisehnte, um mit seinem Volk wieder vereint zu sein.
    War dies die Strafe dafür, daß er nicht mehr so an die Götter glaubte, wie er es eigentlich hätte tun

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