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0497 - Die Fledermenschen

0497 - Die Fledermenschen

Titel: 0497 - Die Fledermenschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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möglich, daß Dämonen sich bei ihrer Aktion abgeschirmt hatten? Daß er ihre Ausstrahlung deshalb nicht mehr mit dem Amulett erfassen konnte? Vielleicht hatten sie schon vor einer halben Stunde oder noch früher zugeschlagen und ihre Spuren verwischt?
    Sekundenlang war er versucht, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. Aber dann verschob er diese psychisch doch ein wenig anstrengende Aktion auf später. Erst einmal empfahl es sich, die Ruine zu durchforsten. Vorsichtig betraten die beiden Männer das Gebäude.
    »Hier!« entfuhr es Saris. »Schlecht versteckt, weil dieses Versteck nur in der Dunkelheit etwas taugt!« Er deutete auf die Whiskyflaschen, die er nur zu gut kannte, weil sich Honig darin befand. »He, Professor, ich glaub’s fast nicht. Meine Frau bringt Honig hierher, damit der Kleine was zu naschen hat!«
    »Sie hat ein gutes Herz«, stellte Zamorra fest und meinte das nicht einmal ironisch.
    Sie suchten weiter.
    Saris schüttelte den Kopf. »Die haben doch einen Knall«, behauptete er. »Statt sich hier vorn niederzulassen, wo alles in erreichbarer Nähe ist, gibt’s hier nur Spuren im Staub. Warum haben sie sich so weit ins Innere der Ruine verkrochen?«
    Aber auch da waren sie nicht zu finden.
    Und dann standen die beiden Männer in der Ritterhalle. Da waren primitive, alte Möbel hingeschleppt worden, da standen die Lampen und die Heizung, und da wuchsen die Regenbogenblumen.
    »Ich werd’ verrückt«, entfuhr es Saris. »Was ist das denn?«
    »Mach jetzt keine leeren Versprechungen«, warnte Zamorra. »Ja, wie soll ich es dir nur beibringen?«
    »Was? Wovon sprichst du?«
    Zamorra deutete auf die Regenbogenblumen. Ihm war jetzt klar, warum Cristofero, Patricia und der Gnom nicht mehr hier waren. Sie mußten durch die Regenbogenblumen verschwunden sein - wie damals in Château Montagne, als Cristofero im Vollrausch den überraschten Zamorra bei seinem Übergang zu Ted Ewigks Palast gestört und mit in die andere Welt versetzt hatte. [5]
    Aber - wo waren die drei jetzt? Hunderte von Möglichkeiten kamen infrage. Und es gab nur eine sehr geringe Hoffnung, sie wiederzufinden, falls sie von Fremden daran gehindert wurden, aus eigenem Antrieb wieder zurückzukehren.
    Und - wie sollte Zamorra das seinem Freund beibringen?
    Er war ja selbst von der Existenz der Regenbogenblumen an diesem Ort viel zu überrascht!
    ***
    Patricia Saris zuckte zusammen. Um sie herum waren immer noch die Regenbogenblumen fnit den unwahrscheinlich großen Kelchen, und neben ihr standen Don Cristofero und der Gnom, aber der Rest der Umgebung hatte sich total verändert. Statt des düsteren Rittersaals zeigte sich ein offener, purpurner Himmel. Zwischen unnatürlich roten und blauen Bergen erstreckte sich vor ihnen ein tiefblauer großer See mit einigen spärlich begrünten Felseninseln. Der See wurde von einem Wasserfall gespeist und floß auf der anderen Seite ebenfalls per Wasserfall wieder ab.
    Am Himmel stand eine riesige weiße Scheibe. Die Sonne konnte es nicht sein, dafür war sie nicht grell genug. Ein Mond, der am Taghimmel leuchtete? Aber gegen ihn war der irdische Mond ein Kümmerling. Vier- oder fünfmal so groß war der Durchmesser dieser Scheibe. Der Mond mußte unglaublich nahe am Planeten stehen, oder er war selbst so groß wie ein Planet.
    Patricia kam nicht dazu, sich Gedanken über die daraus resultierenden astronomischen und physikalischen Absonderlichkeiten zu machen, die auf diese Welt einwirken mußten. Sie sah Don Cristoferos Hand zum Griff seines Degens gleiten. Blitzschnell zog der Don die Klinge und richtete sie drohend auf den Fremden!
    Der stand etwas abseits, links von ihnen. Nein, er stand nicht, sondern er kniete. Die blaßrosa Haut des nur spärlich bekleideten Geschöpfes paßte sich hervorragend den Landschaftsfarben an. Die anfangs gebückte Haltung, aus der es sich jetzt vorsichtig aufrichtete, sorgte für einen weiteren Tarneffekt.
    Die Gestalt war menschenähnlich, aber gut zwei Köpfe kleiner als ein Durchschnittsmensch. An den Händen und Füßen befanden sich jeweils vier Finger, die durch schmale »Schwimmhäute« miteinander verbunden waren. Die Augen im schmalen Kopf standen auffällig weit auseinander und mußten dadurch ein besonders gutes räumliches Sehen ermöglichen. Die Ohrmuscheln waren nur angedeutet, Mund und Nase menschlich normal. Das, was Patricia im ersten Moment als blaßrosa Haut angesehen hatte, entpuppte sich auf den zweiten Blick als ein unglaublich feines,

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