0497 - Die Fledermenschen
merkt, daß sein Schmerzensschrei zur Waffe gegen uns wird, entwickelt er sich vielleicht zum Masochisten!«
Zamorra winkte ab. »Dazu wird es nicht kommen«, versprach er. »Verlaß dich nur auf mich!«
***
Halo sah den fremden Gott kämpfen. Er wußte jetzt mit absoluter Sicherheit, daß der beleibte Mann mit der nackten Haut und der unverständlich dicken Kleidung ein Gott war, denn nur Götter konnten sich so schnell erholen, und nur ein Gott würde daran denken, den zu Unrecht verurteilten Halo vor dem Tod bewahren und die ungläubigen Mörder in ihre Schranken zu weisen. Jeder Somerer hätte versucht, sich selbst in Sicherheit zu bringen.
Sahen das die anderen denn nicht? Begriffen sie nicht, was vor ihren Augen geschah? Oder wollten sie es einfach nicht begreifen?
Halo fragte sich, was er tun konnte. Er hatte Skrupel, in den Kampf einzugreifen; er brachte es nicht fertig, die Hand gegen seine Artgenossen zu erheben, obgleich sie ihn eben noch hatten ermorden wollen. Außerdem mußte ein Gott auch mit mehreren Gegnern gleichzeitig fertig werden können.
Da packte Halo das Grauen.
Unvermittelt trat, ein Teufel ein!
Halo schrie sein Entsetzen hinaus. Die fliegenden Teufel waren wieder da! Sie befanden sich schon wieder in den Höhlen! Und diesmal würden sie nicht einmal Schwierigkeiten damit gehabt haben, Felsbrocken zur Seite zu rollten. Denn diesmal hatte mit Sicherheit niemand die Somerer gewarnt!
Halo war sicher, daß abermals er der einzige war, der den Vorauserkunder, den einzelnen fliegenden Teufel, am Himmel gesehen hatte. Und er hatte keine Gelegenheit bekommen, die anderen zu warnen. Denn seine Artgenossen, die ihn und die drei Götter bei der Götterblume mit ihren Katapulten niedergestreckt hatten, hatten ihn ja des Verrats beschuldigt und ihn dafür ermorden wollen. Er hatte selbst nicht mehr an seine erschreckende Beobachtung gedacht.
Jetzt waren die Teufel hier.
Von einem Moment zum anderen war der Kampf vorbei. Die Somerer ließen ihre Waffen sinken, mit denen sie den fremden Gott bedrängt hatten, der so seltsam aussah mit seiner glatten, nackten Haut an den Händen und Teilen seines Gesichtes, während sein Pelz an anderen Gesichtsteilen um so üppiger sproß.
Auch der fremde Gott kämpfte nicht mehr.
Niemand mehr rührte sich. Auch Halo schrie nicht mehr. Aber er spürte, daß er sich noch bewegen konnte, daß ihm seine Handlungsfähigkeit nicht genommen worden war. So wie vor Stunden, als der Teufel seine beiden Gefährten aus der Kaverne gezwungen, Halo aber völlig unbeachtet gelassen hatte!
Jetzt wiederholte sich das seltsame Ereignis.
Der Teufel sah sich um. Er zeigte eine schwache Reaktion, als er den fremden Gott sah, der jetzt wie gelähmt dastand. Sicher versuchte er nur, den Teufel zu täuschen. Ein Gott konnte doch nicht wirklich wie ein einfacher Somerer dem Bann des Teufels erliegen!
Aber dann begann der Teufel, die erstarrten Somerer zu töten, und der Gott schritt nicht ein…
***
Patricia hätte sich durchaus an diese Art der Fortbewegung gewöhnen können, wenn dahinter nicht die unheimliche Bedrohung gestanden hätte, die von dem schwarzen Geflügelten ausging. Aber nach wie vor war sie willenlos und mußte das Geschehen wie auf einer Halbkugel-Kinoleinwand um sich herum ablaufen lassen. Jeder Versuch, die Gewalt über ihren Körper zurückzugewinnen, scheiterte. So beschloß sie, wenigstens den Flug an sich zu genießen, auch wenn sie nicht wußte, was danach mit ihr geschehen würde. Aber sie konnte sich nicht vorstellen, daß man sie tötete, denn das hätten die Unheimlichen einfacher haben können.
Deshalb war sie auch sicher, daß ihr Bezwinger sie nicht aus großer Höhe würde fallenlassen. Solange sie sich in der Luft befand, war sie nicht in unmittelbarer Gefahr.
Der Flug hätte ein wundervolles Erlebnis sein können. Frei in der Luft getragen werden, die tief unten liegende Welt vorbeiziehen sehen, ohne dabei von massiven Flugzeugwänden und Sicherheitsglas abgeschottet zu werden. Frei wie ein Vogel!
Aber kalt war es hier oben. In der Höhle hatte sie noch die Wärme als unangenehm empfunden, jetzt aber war sie froh, daß sie immer noch ihren Mantel trug, der aber leider nicht richtig geschlossen war. Der kalte Flugwind pfiff durch die Lücken.
Wohin bringt der Fledermensch mich? fragte Patricia sich, war aber nicht in der Lage, diese Frage in Worte zu kleiden und sie ihrem Entführer zu stellen. Zudem war es fraglich, ob er sie überhaupt
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